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Bundeswehr-Serie "Mali"
Abenteuer Krieg?

Mit ihrer YouTube-Dokusoap über Grundausbildung - "Die Rekruten" - konnte die Bundeswehr ihre Bewerbungsrate steigern. Nun geht ihre Werbekampagne in die zweite Runde: Thema ist eine der gefährlichsten UN-Missionen überhaupt.

Von Linda Schildbach | 23.10.2017
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    Umstrittene Werbung für die Bundeswehr (dpa )
    Es ist faszinierend, wie Menschen in so einer Umgebung überleben können, sagt ein Soldat mit Blick in die Kamera. Schnelle Schnitte zeigen Sandstürme in der Wüste, arme, fröhliche Kinder und coole Soldaten. Beim Koordinieren der Hubschrauber-Landung, beim Ankommen im Stützpunkt únd bei Klimmzügen. Mit ""Mali" widmet sich die zweite Serie der Bundeswehr dem Auslandseinsatz.
    Man wolle aufklären, heißt es beim Verantwortlichen für Personalwerbung der Bundeswehr Dirk Feldhaus, denn viele potenzielle Bewerber seien bei dem Thema Auslandseinsätze verunsichert:
    "Wir wollen mit dieser Serie dazu beitragen, nicht nur diese Scheu abzubauen, sondern auch zu zeigen, wie die Einsatzrealität vor Ort wirklich aussieht. Also was heißt das? Was kommt da auf mich zu? Und das zeigen wir mit der Serie mit allen Vor- und Nachteilen. Einen ziemlich ungeschönten Einblick gibt es da."
    Werbekampagne via YouTube und Soziale Netzwerke
    Die Serie begleitet acht Soldatinnen und Soldaten vor, während und nach ihrem Einsatz in Mali. Die insgesamt vierzig Folgen laufen noch bis Mitte Dezember auf YouTube. Dort hat die Bundeswehr über eine Viertelmillion Abonnenten. Die rund vier- bis achtminütigen Folgen sind im Stil einer Reality-Serie gehalten. Viel Musik, schnelle Schnitte und die Kamera ähnelt einem visuellen Tagebuch: mal wackelig, mal im Selfie-Modus des Smartphones gefilmt. Die Zielgruppe sind eindeutig junge Menschen. Der Anfang der ersten Folge "Abschied" klingt dann zum Beispiel so:
    "Mali ist nicht ganz einfach, es geht gleich heiß her." - "Ich weiß nur, dort ist es warm. Es wird vieles neu sein, es werden neue Eindrücke sein." - "Es ist nie einfach sich zu verabschieden."
    Zusätzlich wird die Serie in den sozialen Netzwerken begleitet, via Snapchat, Instagram und auf Facebook. Dort gibt es diesmal sogar einen Chatroboter, erklärt Dirk Feldhaus:
    "Man bekommt so den Eindruck als wenn ein Freund vor Ort dabei wäre und einen den Tag über Nachrichten teilt und das ist nochmal ein ganz anderes Erlebnis, um wirklich nah an dem Einsatz dabei zu sein".
    Nah dran: bei der langen Anreise, beim Warten, aber auch, wenn es plötzlich ernst wird und zum Alarm kommt, wie etwa in der fünften Folge:
    "Also, wenn es ein Probealarm wäre, dann wird das normalerweise vorher angekündigt. Also steht schon irgendwas dahinter."
    Kritik am "Abenteuerspielplatz" Krieg
    5,6 Millionen Euro hat die Serie gekostet. Allein die Hälfte davon ging in die großangelegte Werbekampagne. Diese sei im Stil von Actionfilmen wie "Mission Impossible" gehalten, kritisiert die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft und sei somit nicht dem Ernst der Lage angemessen. Kritik kommt auch vom Bundestagsabgeordneten der Linken und Bundeswehrexperten Alexander Neu. Die Aufnahmen, so Neu, seien emotional aufgeladen, um junge Leute für einen Beruf zu begeistern, bei dem es aber eigentlich darum geht, im Zweifel zu töten oder getötet zu werden:
    "Aber genau dieser Aspekt wird ja ausgeblendet. Es wird vielmehr versucht, die emotionale Ebene der jungen Menschen anzusprechen, sie zu locken. Sie sollen ja ein Teil einer eingeschworenen Gemeinschaft sein, so das Vokabular. Sie sollen Abenteuer erleben. Aber die Bundeswehr, Armeen, Auslandseinsätze von Armeen, sind aber kein Abenteuerspielplatz. Es geht hier um Leben und Tod."
    Mit "Mali" rückt die Bundeswehr nun das Thema Auslandseinsätze in den Fokus ihrer Nachwuchsrekrutierung. 2016 hatte sie mit ihrer Webserie "Die Rekruten" Freiwillige bei der Grundausbildung begleitet. Laut Dirk Feldhaus von der Bundeswehr stiegen daraufhin die Bewerbungen für Mannschaften und Unteroffiziere um 21 Prozent im ersten Quartal dieses Jahres verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum.