Donnerstag, 18. April 2024

Archiv


Bundesweite Holzauktion

Holz ist nicht gleich Holz. Ein Geigenbauer sucht nach besonderem Ahornholz für seine Violinen, der Möbeltischler nach schönem Furnier oder gutem Massivholz. Die creme de la creme der südniedersächsischen Laubhölzer liegt nun auf einem Lagerplatz bei Northeim: von Ahorn über Esche bis zur seltenen Elsbeere. Bis vor wenigen Minuten nahm das Niedersächsische Forstamt Bovenden Gebote von Käufern aus ganz Deutschland entgegen, die diese schriftlich und höchst persönlich abgeben mussten. Nun werden die Bäume meistbietend versteigert.

von Elke Drewes | 17.01.2002
    Mitten im Wald auf einer Anhöhe bei Katlenburg im Kreis Northeim liegen sie nebeneinander wie auf dem Tablett: mächtige Baumstämme in Gruppen arrangiert: Kirsche, Bergahorn, Esche, Eiche und die wertvolle Elsbeere. Mattias Heller vom Forstamt Bovenden organisiert die Holzauktion.

    Hier werden eben die Sahnestückchen unserer Forstwirtschaft präsentiert, so dass wir eine große Menge an Holzkäufern und Holzinteressenten anziehen können. Von den Spitzenqualitäten, die wir hier haben, erhoffen wir uns natürlich hohe ganz Preise, im Durchschnitt weit über 1000 Mark.

    Damit Holzkäufer die Stämme begutachten können, befreien Förster sie sogar täglich vom Schnee. Professor Wedig Kausch hat 2 Jahrzehnte lang Forstleute und Holzkäufer ausgebildet. Er weiß genau, worauf es ankommt.

    Wir stehen hier gerade an einer Gruppe von sieben Elsbeerstämmen und als Holzkäufer interessiert zunächst die Farbe, die ist von einigen Stämmen ausgesprochen gut: mild hell Diese feine dezente Maserung mit kirschartigem Ton ist sehr gesucht. Die Bundeszentralbank in Frankfurt, die ist in Elsbeere gearbeitet und viele andere Konferenzräume, Säle und dergleichen.

    Auch Bundesumweltminister Trittin hat seine Bürogarnitur in Elsbeere bestellt. Der Baum ist selten und wächst langsam. Deshalb bringt ein Elsbeerenstamm auf der Auktion bis zu 7 000 Euro. Wer nicht ganz so tief in die Tasche greifen will, der entscheidet sich für die Kirsche. Die ist für 3000 Euro zu haben. Holzkenner Kausch hat schnell einen gutgewachsenen Stamm gesichtet.

    Sehen Sie da mal diesen glatten schönen, das ist ein herrliches Exemplar für die Furnierherstellung. Der wird flach gemessert, da werden Scheiben abgehobelt wie mit Käsemesser und diese flachen dünnen Scheiben halben Millimeter dick werden dann auf die Möbel draufgeklebt, auf die Spanplatte.

    Andere Stämme haben Risse oder Kerben – für den Möbeltischler kein Problem.

    Wenn Sie massive Kirschbaumstühle vor Augen haben, da ich brauche nur 40 cm lange Teile, auch für Rückenteile, das kann man besten daraus herstellen.

    Kirsche, Elsbeere – was die Herzen der Möbeltischler höher schlagen lässt, das lässt den Geigenbauer kalt. Der interessiert sich allein für Ahorn. Und zwar für den seltenen feinringigen Ahorn, den geriegelten Ahorn. Denn nur der eignet sich für Geigenböden Und hinterlässt dort das typische Zebra-Muster.

    Geriegelt, das ist so wie ein Waschbrett gewellt. Jetzt suche ich an Stellen, wo die Rinde abgesprungen ist, ob diese Ringung vorliegt. Man muss ihn befühlen, man muss es sehen. Das haben Amati und Stradivari intuitiv in Erfahrung gebracht, dass man damit den besten Klang erzeugt. Hier ist ein Stamm, da sieht man am Stammfuß solche Wellung, ist aber nur eine Stauchung, die nicht weit raufgeht. Und damit ist er für den Geigenbau nicht interessant.

    Normalerweise hat jeder 20. Ahornstamm im südniedersächsichen Wald die begehrte Riegelung. Doch in diesem Jahr werden die Nachfahren von Amati und Stradivari nicht fündig. Es gibt also einen geriegelten Ahornstamm, der im vergangenen Jahr 20 000 Mark je Cubikmeter gebracht hat, ein phantastischer Spitzenerlös, ragt aber nur von unten heran an die Elsbeerpreise, da sind wir bis auf 28 000 Mark gekommen.

    Das niedersächsische Forstamt Bovenden erhofft sich von der bundesweiten Auktion Erlöse von gut einer halben Million Euro.