Donnerstag, 25. April 2024

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Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Über Gesundheit aufklären - im treffenden Ton

Suchtvorbeugung, Alkoholprävention, Impfungen: Seit 50 Jahren macht die die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Werbung für ein gesundes Leben - ohne erhobenen Zeigefinger. Offen und unverkrampft klärte sie etwa in den 1980er-Jahren über AIDS auf.

Von Martin Winkelheide | 20.07.2017
    Eine junge Frau geht an einem Plakat der Bundeszentrale, das unter dem Motto "Gib AIDS keine Chance" zur Benutzung von Kondomen auffordert.
    Die Kampagne "Gib AIDS keine Chance" hat die BZgA bundesweit bekannt gemacht. (dpa / picture alliance / Peter Endig)
    "Tina, was kosten die Kondome? 3,99. Nein 2,99 - die sind im Sonderangebot! Kondome schützen." - "Gib AIDS keine Chance". Diese Kampagne hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die BZgA, bundesweit bekannt gemacht.
    "HIV/AIDS und die 80er-Jahre stellen in der Tat einen Wendepunkt und auch einen besonderen Meilenstein in der Arbeit der BZgA dar." Dabei ist AIDS nur eines von vielen Themen, um die sich die Bundeszentrale kümmert, sagt ihre Leiterin Heidrun Thaiss: "Wir haben einige Aufgaben, die wir auf gesetzlicher Grundlage durchführen. Dazu gehört zum Beispiel die Organspende, dazu gehört das Schwangerschaftskonfliktgesetz, Familienplanung, Sexualaufklärung …"
    Außerdem: Suchtvorbeugung, Förderung des Nichtrauchens, Alkoholprävention, Blutspende, Impfungen, Ernährung, Bewegung, Stressregulation.
    Früher: Gesundheitswissen mit erhobenem Zeigefinger
    Aufklärung über Gesundheitsgefahren und ein gesundes Leben hat eine lange Tradition in Deutschland. 1912 wurde dazu das Hygiene-Museum in Dresden gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Teilung Deutschlands hat die junge Bundesrepublik 1949 diese Tradition wieder aufgenommen mit der Gründung des Deutschen Gesundheits-Museums, des "Zentralinstituts für Gesundheitserziehung" in Köln.
    Heidrun Thaiss: "Man ist damals davon ausgegangen, dass man Menschen motivieren kann zu einer gesünderen Lebensführung, indem man ihnen biologische Vorgänge nahebringt."
    "Halt! Sie wollen doch nicht etwa die schmutzigen Sachen wieder auf Ihren sauberen Körper anziehen? - Wieso schmutzig? - Frau Peters, geben Sie Ihrem Mann doch schnell mal ein frisches Hemd! Damit er es in Zukunft nicht vergisst, legen Sie immer gleich ein neues heraus." - "Sauberkeit heißt Krankheiten vorbeugen. Und vorbeugen ist besser als heilen müssen."
    Heidrun Thaiss: "Was macht Dich krank? Und dann hat man dieses Gesundheitswissen vermittelt und das Ganze dann auch noch mit dem erhobenen Zeigefinger."
    Am 20. Juli 1967 ging aus dem Zentralinstitut für Gesundheitserziehung die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hervor. Heidrun Thaiss: "Viele dieser Themen, die damals relevant waren, begleiten uns auch heute noch." Neu aber war der Ton, wie über Gesundheit geredet wird. Über Verhütung und über Gesundheitsrisiken.
    "Mir stinkt es so langsam. Denn mein Vater, der raucht immer mehr und immer mehr. Und auf einmal wird er wahrscheinlich sterben." - "Ein Schlückchen in Ehren kann niemand verwehren. Prösterchen." - "Da fällt mir ein, ich hätt gerne noch Präservative. - Ja, da kann ich Ihnen diese empfehlen, elektronisch geprüft."
    Aufklärungskampagne über AIDS
    "Eine Reihe geheimnisvoller, nicht selten tödlicher Krankheiten sucht Amerikas Homosexuelle heim. Jetzt wurden die ersten Fälle in Europa beobachtet."
    Juni 1982. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtete über eine neue Krankheit. In Boulevardblättern war bald von der "Lustseuche" die Rede, die AIDS-Angst wurde geschürt. Es entbrannte eine politische Debatte: Dürfen Menschen zu einem AIDS-Test gezwungen werden? Wie soll der Staat mit Infizierten umgehen? Was ist das geeignete Konzept, eine Ausbreitung von AIDS zu verhindern?
    "Und schließlich konnte sich eben die damalige Gesundheitsministerin Rita Süssmuth durchsetzen mit ihrer Vorstellung davon, dass es eine soziale Lernstrategie, die auf Aufklärung und Information basiert, in Deutschland geben sollte." Elisabeth Pott, damals Direktorin der BZgA, startete 1987 die erste Aufklärungskampagne im Fernsehen.
    "So wie mit einer Grippe kann man sich mit AIDS nicht infizieren. Da kann man auch mal angeniest - oder angefasst werden, da kann man auch mal ne Tasse vertauschen, das macht nichts."
    Elisabeth Pott: "Die ersten zehn Spots zum Beispiel waren ganz klar dem Ziel gewidmet, darzustellen, wie überträgt sich HIV, (…) wo braucht man keine Angst zu haben, um eben auch einen Beitrag zu leisten zur Versachlichung der Diskussion über das Thema."
    Aus "Gib AIDS kein Chance" ist inzwischen die Kampagne "Liebesleben" geworden. Weil auch andere sexuell übertragbare Krankheiten ein zunehmendes Problem darstellen. Die Botschaft, so Heidrun Thaiss, ist einfach: "Also, wenn' juckt oder brennt, (…) dann geh zum Arzt und lass nachgucken, und da gibt es Möglichkeiten sowohl der Diagnostik als auch der Therapie."
    Eines hat sich seit der Gründung der BZgA nicht geändert: Die Informationen sind unparteilich, unabhängig und berücksichtigen den aktuellen Stand der Wissenschaft.