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BuzzFeed-Studie
Die Macht der "Fake News" in den USA

Viele Erwachsene in den USA, die Fake News - also gefälschte Nachrichten - gelesen haben, halten sie auch für wahr. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Medienunternehmen Buzzfeed in Auftrag gegeben hat. Im Fokus: Meldungen aus dem Wahlkampf.

07.12.2016
    Sie sehen Polizeiwagen an der Connecticut Avenue in Washington. Die Straße ist gesperrt, weil dort aufgrund einer "fake news" über Hillary Clinton ein Mann in einem Restaurant mindestens einen Schuss abgab.
    Sie sehen Polizeiwagen an der Connecticut Avenue in Washington. Die Straße ist gesperrt, weil dort aufgrund einer "fake news" über Hillary Clinton ein Mann in einem Restaurant mindestens einen Schuss abgab. (picture-alliance / dpa / Jim Lo Scalzo)
    BuzzFeed ließ das Forschungsinstitut Ipsos Public Affairs in dieser Studie 3.015 erwachsenen US-Amerikanern die Überschriften verschiedener Nachrichten vorlegen, die im US-Wahlkampf auf Facebook eine bedeutende Rolle spielten und am meisten geteilt wurden - verbunden mit der Bitte, den Wahrheitsgehalt einzuschätzen.
    Fake News bleiben besser im Gedächtnis
    Das Resultat: Viele Studienteilnehmer stuften nicht nur wahre Geschichten als wahr ein - sondern auch Geschichten, die als Fake News enttarnt wurden. Bei folgenden drei Meldungen war das besonders häufig der Fall: "Der FBI-Agent, der verdächtigt wird, Hillary Clintons E-Mails geleakt zu haben, begeht Selbstmord", "Anti-Trump-Demonstrant: 'Ich bekam 3.500 US-Dollar, um bei Trumps Wahlkampfveranstaltungen gegen ihn zu demonstrieren'" und "FBI-Direktor Comey stellt Trump-Wahlplakat in seinem Vorgarten auf".
    Die Forscher stellten ebenso fest, dass gefälschte Nachrichten besser im Gedächtnis bleiben als wahre, teilte Studienleiter Chris Jackson mit.
    Berater Donald Trumps verbreitete Fake News
    Welches Ausmaß die Verbreitung von Fake News annehmen kann, zeigt #Pizzagate - eine absurde Verschwörungstheorie, die sich rasend schnell im Internet verbreitete: Hillary Clinton steuert aus einer Pizzeria einen Pädophilenring. Diese Lüge teilte auch ein Berater Donald Trumps, Michael G. Flynn junior - und das kostete ihn den Job.
    Der 33-jährige Flynn, Sohn des künftigen Sicherheitsberaters von Trump, hatte wiederholt Falschmeldungen über Hillary Clinton verbreitet. Dabei ging es um den sogenannten "Pizzagate"-Fall. Im Wahlkampf war Clinton von ihren Gegnern vorgeworfen worden, Chefin eines Pädophilenrings zu sein, der sich in einem beliebten Pizzarestaurant in Washington treffe. Aufgrund der falschen Behauptung, die auf rechten Seiten und in sozialen Netzwerken kursierte, hatte ein Mann am Sonntag in dem italienischen Restaurant "Comet Ping Pong" mindestens einen Schuss abgegeben. Flynn hatte noch nach dem Vorfall auf Twitter geschrieben: "Bis sich #Pizzagate als falsch herausstellt, bleibt es eine Geschichte."

    Trump distanziert sich von #Pizzagate
    Donald Trump distanzierte sich von #Pizzagate - und kündigte Flynn junior. Sein Vater bleibt weiterhin Teil des Übergangsteams, obwohl auch er für kontroverse Aussagen in sozialen Medien bekannt ist. Vor der US-Wahl hatte Michael Flynn ebenfalls Links zu dem angeblichen "Pizzagate"-Fall verbreitet.
    Der Rauswurf des Sohnes nährt nun auch Zweifel an der Eignung des Vaters: "Der Nationale Sicherheitsberater sollte einen mäßigenden Einfluss auf die Instinkte des Präsidenten haben. Wir werden sehen, ob Mike das leisten kann", sagte der ehemalige Direktor der CIA und des Geheimdienstes NSA, Michael V. Hayden, der "New York Times".
    (tzi/jcs)