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Cadmium in unserer Nahrung

Ernährung. - Cadmium ist ein natürliches Schwermetall, das über die Nahrung und andere Wege - etwa im Zigarettenrauch - in unseren Körper gelangen kann. Am Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin haben Experten aus ganz Deutschland über Grenzwerte für Cadmium und eine Reduzierung der Belastung beraten.

Von Marieke Degen | 08.07.2009
    Cadmium sammelt sich in den Nieren, und Cadmium ist ein hartnäckiges Schwermetall. Seine Halbwertszeit beträgt zehn bis zwanzig Jahre, so lange kann es die Nieren schädigen, allerdings erst ab einer bestimmten Menge. Und die Menge an Cadmium, die wir ein Leben lang aufnehmen können, ohne krank zu werden, die haben die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, EFSA, und das Bundesinstitut für Risikobewertung, (BfR) jetzt neu berechnet: Bislang galten sieben Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht und pro Woche als unbedenklich, jetzt sind es nur noch 2,5 Mikrogramm. Das sei erst einmal kein Grund zur Sorge, sagt Andreas Hensel, Präsident des BfR in Berlin.

    "Was sich jetzt geändert hat, ist ja nicht die Schwermetallkonzentration auf unseren Feldern und in unseren Lebensmitteln, sondern nur die Bewertung derselben. Das heißt, wir sind jetzt etwas strenger geworden in der wissenschaftlichen Herangehensweise, weil wir gesehen haben, dass es hier doch offensichtlich Daten gibt, die uns zeigen, dass wir der Politik zu hohe Werte vorgeschlagen haben."

    Cadmium kann sich in Getreide, in Gemüse, Hülsenfrüchten, und in Nüssen anreichern, aber auch in Kakaobohnen und Fleischprodukten. Das Schwermetall gelangt über die Böden in die Rohstoffe und in die Futterpflanzen für Tiere. Manche Böden enthalten von Natur aus viel Cadmium, andere sind industriell verunreinigt, oder sie wurden mit cadmiumhaltigen Düngern behandelt. Über die Wurzeln dringt das Schwermetall dann in die Pflanzen ein.

    "Und dann hängt es noch einmal davon ab, wie stark das Cadmium dann auch wirklich von den wasserleitenden Geweben, von den Blättern auch übergeht in die Fruchtkörper, da gibt es Unterschiede bei den Nutzpflanzen","

    sagt Markus Schwarz, Biochemiker am Forschungs- und Beratungsinstitut Gefahrstoffe in Freiburg. Ein Kilogramm Weizen enthält zum Beispiel 30 Mikrogramm Cadmium, das ist dreimal mehr als Roggen. Für das Bundesinstitut für Risikobewertung hat Markus Schwarz berechnet, wie viel Cadmium die Deutschen über die Nahrung zu sich nehmen. Die Daten dafür stammten aus der nationalen Verzehrstudie,die die Essgewohnheiten der Deutschen ermittelt hat, und aus dem Lebensmittel-Monitoring, in dem Forscher unter anderem prüfen, wie viel Cadmium die einzelnen Nahrungsmittel enthalten. Schwarz:

    ""Der Normalverzehrer schöpft den EFSA-Wert, also diese tolerable Dosis, die in der Woche nicht überschritten werden sollte, um langfristige Schäden zu auszuschließen, zu etwa 58 Prozent aus."

    Er nimmt im Durchschnitt 1,8 Mikrogramm Cadmium pro Kilo Körpergewicht und pro Woche auf, also ein gutes Drittel weniger als von der EFSA empfohlen. Vegetarier sind allerdings auf deutlich höhere Werte gekommen, weil sie mehr Getreide und Gemüse essen. In ganz Europa kommen Vegetarier im Durchschnitt sogar auf 5,4 Mikrogramm, also doppelt so viel wie empfohlen. Das Gesundheitsrisiko ist nach Angaben der EFSA zwar selbst bei solchen Dosen extrem gering. Trotzdem fordern die Wissenschaftler, den Cadmiumgehalt der Böden und folglich auch in den Rohstoffen zu reduzieren. Zum Beispiel mit Grenzwerten für Cadmium in Düngemitteln, an die sich jeder Landwirt in der EU halten muss. Wenn die Böden zu stark verseucht sind, müsste man über Nutzungsalternativen nachdenken. Noch einmal Andreas Hensel vom BfR:

    "Natürlich ist es so, das Cadmium liegt dann da im Boden und da wird es so schnell auch nicht gelöst werden. Gleichwohl muss man sich überlegen, ob bestimmte Nutzungsformen an der Stelle gemacht werden müssen. Man kann sich überlegen, ob man da, anstatt dass man Tiere darauf grasen lässt oder Futtermittel daraus macht, beispielsweise dann auch für Biogasanlagen Pflanzenbau betreibt."

    Die Wissenschaftler wollen entsprechende Vorschläge erarbeiten. Dann ist die Politik am Zug.