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Radioquoten-Messung
Und wieder irgendwie alle Gewinner

"Neuer Bestwert", "Vorsprung vergrößert", "Reichweite gesteigert" - die aktuelle Radioquoten-Messung Media-Analyse Audio wurde veröffentlicht, und fast jeder Sender feiert sich nun selbst. Für den Medienjournalisten Christoph Sterz lässt die tatsächliche Aussagekraft der Messung allerdings zu wünschen übrig.

Christoph Sterz im Gespräch mit Sebastian Wellendorf | 28.03.2018
    Ein modernes Radiogerät
    Die Media-Analyse Audio wurde heute veröffentlicht - die alljährliche Studie zur Entwicklung der Hörerzahlen deutscher Radiosender (picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt)
    Telefonumfragen, Streaming-Daten, Online-Tagebücher - diese drei Bereiche kombiniert die Media-Analyse "ma Audio 2018" in ihrer aktuellen Auswertung für die Ermittlung der Radioquoten. Bei dieser Ermittlung gebe es allerdings einige Schwierigkeiten, beispielsweise bei der Telefonbefragung, meint Medienjournalist Christoph Sterz. Zur Erhebung der Tagesreichweite werde der Radiokonsum der Hörerinnen und Hörer zwischen 5 und 24 Uhr im Viertelstundentakt abfragt.
    "Das ist natürlich aussagekräftig, wenn sie jeden Tag zwischen 7 und 9 Uhr den Deutschlandfunk oder wen auch immer hören. Aber schwierig ist das Ganze, wenn Sie oft umschalten oder wenn Sie sich einfach nicht so richtig erinnern können, wen Sie da eigentlich gehört haben", so Sterz.
    Deshalb sei die Aussagekraft der "ma Audio" auch nicht einwandfrei - was für Sterz aber in der Natur der Sache liege: "Die Radiorealität lässt sich durch überhaupt keine Studie abbilden. Das gilt eigentlich für alle Arten der Zuschauer- oder Zuhörer-Ermittlung."
    Trotz ihrer mäßigen Aussagekraft ist die ma Audio eine wichtige Untersuchung
    Die Media-Analyse Audio sei aber zumindest die größte Studie ihrer Art in Deutschland und werde auch immer wieder angepasst, um das aktuelle Nutzungsverhalten der Hörerinnen und Hörer besser zu erfassen. Dazu sei die Studie "enorm wichtig für die meisten Radiomacher - egal ob privat oder öffentlich-rechtlich. Weil sie ganz einfach Anhaltspunkte gibt: Wie viele Hörer hören da eigentlich zu?"
    Dass nun die meisten Sender Jubel-Pressemitteilungen verschicken, erklärt sich Sterz damit, dass diese Sender tatsächlich in den meisten Fällen ihre Hörerzahlen steigern konnten, oft aber nur in einem ganz bestimmten Bereich - zum Beispiel nicht bei der wichtigen Tagesreichweite, sondern nur bei den Menschen, die gelegentlich mal bei dem Sender reinhören würden.
    Auffällig sei auch, dass von Seiten der Sender "oft nicht erwähnt wird, wenn man herbe Verluste erlitten hat seit der letzten Media-Analyse. Da betont man dann Sachen wie, dass man nach wie vor Marktführer ist oder in einem bestimmten Markt Marktführer ist. Da sucht man sich dann auch den Markt raus, der einem passt. Und wenn gar nichts mehr hilft, dann gibt es gerne auch noch eine Rutsche hohler Phrasen wie 'hohe Akzeptanz' oder 'Reichweitenstabilität'" - das seien Wörter, die von den Zahlen ablenken sollten bis zu den Ergebnissen der nächsten ma Audio, so Sterz.