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Cameron: Wir werden dem Terror niemals nachgeben

Nach dem Mord an einem Soldaten in London hat Premierminister David Cameron die Tat verurteilt. Es sei nicht bloß ein Angriff auf Großbritannien gewesen, sondern auch ein Betrug am Islam und den muslimischen Gemeinden.

Von Jochen Spengler, Büro London | 23.05.2013
    Die beiden Terrorverdächtigen werden streng bewacht und medizinisch behandelt. Der Gesundheitszustand des einen sei kritisch, heißt es. Premierminister Cameron äußerte sich nach der zweiten Tagung des Nationalen Krisenstabs:.

    "Die Täter haben versucht, uns auseinanderzudividieren. Sie sollten wissen: So etwas bringt uns nur enger zusammen und macht uns stärker. Dieses Land steht absolut entschlossen gegen gewalttätigen Extremismus und Terror. Wir werden Terror und Terrorismus in all seinen Ausformungen niemals nachgeben."

    Im Südosten Londons war gestern Nachmittag ein junger britischer Soldat in Zivil in der Nähe seiner Kaserne von zwei Tätern unter dem Ruf "Allau Akbar - Gott ist groß" - mit Küchenmessern und Fleischerbeilen auf offener Straße abgeschlachtet worden. Anschließend wandte sich einer der Angreifer mit einer politischen Suada an Schaulustige.

    "Ich entschuldige mich dafür, dass Frauen dies haben mit ansehen müssen. Aber in unserem Land müssen sich unsere Frauen dasselbe anschauen. Ihr Leute werdet niemals sicher sein. Jagt Eure Regierung fort – sie kümmert sich nicht um Euch. Ihr denkt David Cameron wird in den Straßen gejagt, wenn wir unsere Waffen sprechen lassen? Dass Politiker sterben müssen. Nein, es wird den normalen Briten treffen, Euch und Eure Kinder."

    Eine mutige Zeugin wollte dem Opfer helfen und stellte einen Angreifer zur Rede.

    "Er sagte, fass ihn nicht an, ich habe ihn getötet. Ich sagte: warum? Weil er ein britischer Soldat ist. Er hat Muslims in muslimischen Ländern getötet. Dann habe ich das Schlachtermesser und das Beil gesehen und Blut überall an ihm und dachte, was um Himmels willen ist hier passiert. Okay, ich war natürlich ein wenig aufgeregt, aber ich musste mit ihm reden."

    Vergeblich bat sie ihn darum, ihr seine Waffen zu geben. Die beiden Männer warteten nach der Tat ruhig auf die Polizei, die zwanzig Minuten später eintraf und beide Attentäter niederschoss.

    Vereinzelt kam es in der vergangenen Nacht zu Angriffen Rechtsradikaler auf Polizisten und Moscheen. Es gab Festnahmen. Muslim-Verbände distanzierten sich eindeutig von dem Mord, brachten ihren Abscheu zum Ausdruck und David Cameron stellte klar:

    "Das war nicht bloß ein Angriff auf Großbritannien und unsere Lebensart – es war auch ein Betrug am Islam und den muslimischen Gemeinden, die unserem Land so viel geben. Es gibt nichts im Islam, das eine solch furchtbare Tat rechtfertigt. Es ist der Terrorismus, der mehr muslimische Leben ausgelöscht hat, als die anderer Religionen. Es ist eine völlige Perversion der Wahrheit, etwas anderes zu behaupten."

    Die beiden Festgenommenen waren den Sicherheitsbehörden bekannt. Bislang nicht offiziell bestätigt wurden Medienberichte, wonach es sich um Briten nigerianischer Herkunft handele, die vom Christentum zum Islam konvertiert seien. Die entscheidende Frage in den andauernden Untersuchungen ist, ob sie Teil eines Terrornetzwerks oder Einzeltäter sind, sogenannte einsame Wölfe. Die Terrorwarnstufe in Großbritannien wurde bislang nicht erhöht - die Bedrohungslage gilt unverändert als beträchtlich.