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Campus-Cloud
Hochschuldatenspeicher im Netz

Über 20 Hochschulen in Nordrhein-Westfalen haben ein System kreiert, das Sicherheit, schnellen Zugriff und gemeinsames Arbeiten bieten soll: "Sciebo", die Campuscloud. Sie verspricht ein weltweites Vernetzen und Synchronisieren für Hochschulangehörige. Wie soll "Sciebo" funktionieren?

Von Hilde Braun | 10.02.2015
    Eine Hand hält in Vergrößerungsglas vor die Internetseite des Online-Speicherdienstes Dropbox.
    Sciebo statt Dropbox: Die NRW-Hochschulen wollen ihren eigenen Cloud-Speicher (picture alliance / dpa / Armin Weigel)
    "Erst letzte Woche habe ich in einer Übung mitgeschrieben und ein Kommilitone war krank und während ich in der Straßenbahn saß, konnte ich ihm direkt die Datei schicken und er hatte sie auch gehabt und konnte sie auf seinem Rückweg vom Arzt nachlesen, was er verpasst hat."
    Schnell mal ein Kapitel für die gemeinsame Hausarbeit auf dem Tablet einfügen, oder mit dem Smartphone eine Korrektur vornehmen. Möglich ist das bei "Sciebo" per App und Passwort für Studierende, Lehrende und Mitarbeiter der teilnehmenden Hochschulen. Sebastian Stein studiert katholische Theologie im 5. Semester in Essen und nutzt die Campuscloud, die seit Kurzem in Betrieb ist.
    "Für Lerngruppen ist es auf jeden Fall eine sehr praktische Sache, oder in der Berufspädagogik müssen wir häufig in Gruppenarbeit zusammenarbeiten, da kann man auf jeden Fall die Sachen sammeln und gebündelt abgeben."
    Keine Sorgen in Sachen Sicherheit
    In puncto Sicherheit macht er sich keine Sorgen, denn die Daten, die Nutzer in "Sciebo" speichern werden ausschließlich an den Hochschulen in Bonn, Münster und an der Uni Duisburg Essen abgelegt, also in räumlicher Nähe, und sie werden nach den Richtlinien des deutschen Datenschutzgesetzes verarbeitet.
    "Dadurch das meine Universität einen Server hat könnte ich sogar meinen Daten Hallo sagen. Das ist weitaus vertrauenswürdiger als wenn ich in einem anderen Land die Daten liegen habe."
    Wichtig für sensible Daten wie Klausuraufgaben, Benotungen, Gutachten, oder Forschungsergebnisse. Hier kann weder Google noch sonst jemand mitlesen, oder die Daten für Marktzwecke verwenden, erklärt der Leiter des Rechenzentrums in Essen, Uwe Blotevogel:
    "In Forschungsvorhaben wird häufig Verschwiegenheit vereinbart und diese Verschwiegenheit kann nicht mit Dropbox gewährleistet werden, obwohl das heute häufig doch getan wird und da wollen wir einfach mal ein Gegengewicht setzen und es ist eine sichere und auch von Datenschützern geprüfte Lösung, die wir da anbieten."
    Kostenloses Politikum
    Die Campuscloud ist für ihn auch so etwas wie ein Politikum. Ein kostenloses. Man registriert sich, bekommt ein Passwort und los geht es. 30 Gigabyte Speicherplatz stehen jedem Studenten zur Verfügung, bei Bedarf noch mehr. So können auch größere Forschungsarbeiten in der Campuscloud gespeichert werden: Und anders als kommerzielle Filehoster wie Google, Dropbox, Drive, iCloud und Co werden die Nutzer von Werbung verschont. Federführend ist das Zentrum für Informationsverarbeitung an der Uni Münster. Raimund Vogl ist dort Leiter.
    "Die Kommunikation zwischen den Endgeräten der Benutzer und unseren Speichergeräten erfolgt ausschließlich über verschlüsselte SSL Verbindungen. Moderne Firewallsysteme und die umsichtige Betriebsführung durch unsere hoch qualifizierten Mitarbeiter gewährleisten ein höchstes Maß an Sicherheit."
    Auch das gemeinsame Arbeiten an Dokumenten ist möglich. Die Daten können auf verschiedenen Endgeräten synchronisiert werden. 22 Hochschulen in NRW bieten "Sciebo" an. Die Idee für die Campuscloud hatten Studierende 2012 an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster. Zweieinhalb Jahre dauerte dann die Umsetzung von der Idee bis zur Realisierung:
    "Die Vorbereitungen mit Formulierung eines Großgeräteantrages, Begutachtung durch die deutsche Forschungsgemeinschaft, schlussendlich der EU weite Beschaffungsprozess haben dann längere Zeit in Anspruch genommen. Nunmehr Anfang 2015 sind wir nun so weit, dass wir diesen Dienst zur Verfügung stellen können."
    Ein Dienst, der offenbar ankommt: Seit dem offiziellen Start am 2. Februar haben sich bereits nach 3 Tagen 3.000 Nutzer für Sciebo registriert.