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Carsharing-Projekt
Ruanda will mobil in die Zukunft

Startschuss für ein internationales Carsharing-Projekt in Ruanda: Künftig soll die dortige digital affine Bevölkerung per App Mitfahrgelegenheiten finden oder ein Auto mieten. Daran beteiligt sind Firmen wie VW und Siemens. Es geht um ein umweltfreundliches Verkehrskonzept - und noch viel mehr.

Von Nele Rößler | 01.03.2018
    Fussgänger und Fahrzeuge in den Strassen von Kigali, Ruanda.
    Ruanda will im Umgang mit Autos nicht die gleichen Fehler machen wie Europa und die USA - nicht jeder muss einen eigenen Wagen haben (imago / Thomas Imox)
    Eine einzige App, ein einziger Knopfdruck - das verbindet die verschiedenen Services, durch die die Ruander bald mobiler werden sollen. Zumindest in der Hauptstadt Kigali.
    Das hat Henning Jens, Finanzdirektor von Volkswagen Group South Africa gesagt. Aber was sind das für Services?
    "Carsharing in verschiedenen Ausprägungen, Carsharing für Communities, Carsharing b to c."
    Das heißt, der Nutzer nimmt das Auto an einem Ort, wo er es gerade braucht und stellt es ab, wenn er an seinem Ziel ist. Zurück bringen muss der Fahrer es nicht.
    "Wir bieten noch Varianten an, wahrscheinlich mit Fahrer oder Selbstfahrer. Selbstfahrer wird sicher das verbreitete Thema sein. Ein Weiteres wird das Thema Ride-Haling sein."
    Bevölkerung ist jung - und technikbegeistert
    Dieses Prinzip kennt man von Uber: Also der Nutzer lädt eine App herunter und bestellt den Service dahin, wo man ihn braucht.
    "Last but not least, in längerfristiger Zeit planen wir auch Shuttle Service einzurichten"
    Diese Möglichkeiten gehören mit zum digitalen Verkehrskonzept "Moving Rwanda". Ruanda gilt als sehr digital affin, was sicherlich auch an dem Durchschnittsalter der Bevölkerung von 19 Jahren liegt. Neben VW, das gerade ein Werk in Ruanda eröffnet hat, sind auch andere Unternehmen dabei: Siemens, SAP und das mittelständische Unternehmen Inros Lackner, ein Ingenieurbüro. Außerdem: das Bundesentwicklungsministerium. Sie alle haben gemeinsam eine Vereinbarung für ein digitales Mobilitätskonzept in Ruanda unterzeichnet. Entwicklungsminister Gerd Müller, CSU:
    "Carsharing ist nur ein Beispiel, zwei von drei Afrikanerinnen und Afrikanern in Ruanda haben heute ein Smartphone, aber sie können sich kein Auto leisten, und hier setzen wir an. Carsharing mit deutschen Autos und verbinden dieses Projekt mit Ausbildung. Mechaniker, Techniker, die wir zusammen mit Siemens und VW in Ruanda ausbilden. "
    Ausbildung, Jobs und Aufbau von Strukturen
    Das Entwicklungsministerium nutzt dabei seine bestehenden Programme in Ruanda, eine Ausbildungspartnerschaft sowie ein Digitalisierungszentrum. VW unterstützt die Initiative mit seinem Werk, das bald in Ruanda eröffnet werden soll und mit dem auch ein Ausbildungszentrum verbunden sein wird. Henning Jens von VW:
    "Damit verbunden auch der Aufbau von Vertriebs- und Servicestrukturen. Direkte Arbeitsplätze rechnen wir mit 500 bis 1.000 Jobs, die dort entstehen können, je nach Marktresponse."
    Maximal sollen 5.000 Fahrzeuge pro Jahr gebaut werden, am Anfang werde diese Zahl aber sicher nicht erreicht. Laut VW sollen 90 Prozent der Carsharing-Autos, in Ruanda produziert werden. Auf lange Sicht sollen es Elektroautos werden.
    "Also Software aus Ruanda, die Fahrzeuge aus Ruanda, der Service in Ruanda".
    Auf die Frage, warum nur deutsche Firmen an der Initiative beteiligt sind, sagt Entwicklungsminister Müller:
    "Vor Ort sind natürlich einheimische Firmen mit beteiligt, sie investieren in ein Digitalisierungszentrum in Kigali, das wir mit der ruandischen Regierung umsetzten und die Ausbildung vor Ort wird natürlich ausschließlich mit afrikanischer Jugend aus Ruanda umgesetzt."
    Innovationsschub für das Land
    Stephan Klingebiel vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik begrüßt das Projekt. Es sei für ein Land wie Ruanda sehr repräsentativ, wenn ausländische Firmen investieren. Außerdem sagt er über die Initiative:
    "Das sind alles sehr moderne Ansätze, wo sie eben zum Teil die Software, aber eben auch das, was an Autos dann zusammen gebaut wird, das können Sie nicht erwarten, dass das von der lokalen Wirtschaft gestellt wird."
    All das könne dem Land aber einen unheimlichen Innovationsschub bringen.
    Benedicto Nshimiyimana von der ruandischen Botschaft freut sich, dass die deutsche Regierung private Investitionen in Afrika unterstützt.
    "Da sind immense Möglichkeiten in Afrika und ich freue mich, dass Siemens und Volkswagen und andere deutsche Firmen das jetzt nutzen wollen."
    Die Unterzeichner der Initiative sind sich sicher: In Afrika wiederhole man nicht die gleichen Fehler wie in Europa und Amerika, was den Umgang mit Autos angehe. Man setze in Ruanda von Anfang an da an, dass nicht jeder Mensch ein eigenes Auto brauche. Ob es funktioniert, wird sich zeigen. Zumindest Diesel-Fahrzeuge sollen