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Cebit 2015
Verschmelzung von IT und Produktion

Produktionsmaschinen, die sich mithilfe von Software selbst steuern - so soll die Zukunft in deutschen Werkshallen aussehen, wenn es nach den Ausstellern auf der diesjährigen CeBIT geht. Dafür müssen enorme Datenmengen ausgewertet werden - Big Data spielt auf der Messe aber auch in anderen Zusammenhängen eine große Rolle.

Von Manfred Kloiber | 16.03.2015
    Orangefarbener Produktionsroboterarm, im Hintergrund ein Regal mit Kunstobjekten aus Holz.
    Industrie 4.0: Dieser Produktionsroboter mit dem Namen "Robochop" produziert auf der CeBIT Anweisung von Internetnutzern. (dpa/picture alliance/Ole Spata)
    "d!conomy heißt digitale Transformation der Wirtschaft. Es geht also darum, was in der Vergangenheit analog war, zum Beispiel der Verkauf von Gütern oder die Bezahlung von Produkten oder die Buchung von Reisen, dass das zunehmend digitalisiert wird."
    So beschreibt Dr. Bernhard Rohleder, der Hauptgeschäftsführer des IT-Branchenverbandes BITKOM das diesjährige CeBIT-Leitthema d!conomy. Dahinter steckt ein riesengroßer Ansatz: Sämtliche Bereiche des täglichen Lebens und der Wirtschaft sollen von Computersystemen erfasst werden und von Software gesteuert werden - und zwar möglichst autonom. Zum Beispiel in der Industrie 4.0 - einem Ansatz, wie in Montagestraßen und durchautomatisierten Werkshallen demnächst gefertigt werden soll. Reinhard Karger vom Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Saarbrücken:
    "Es geht um die Heirat und die Verschmelzung von Produktionstechnologie und Informationstechnologie. Und das ermöglicht flexiblere Produktion, bessere Varianten, Losgröße eins. Und jetzt geht es dadrum, dass man diese Losgröße eins wirtschaftlich so darstellen kann wie früher nur Großserien."
    Weiteres großes Thema: Big Data
    So soll die Industrie flexibler auf Kundenwünsche eingehen können, Aufträge aus dem Internet werden quasi automatisch in die Fertigung gebracht. Die Bestellung von der Webseite wandert sozusagen in die Werkshalle und sagt den Maschinen, was zu tun ist.
    Bei dieser Digitalisierung entstehen unglaublich viele Daten, die alle ausgewertet und sinnvoll miteinander verknüpft werden müssen, um aus Ihnen neue Dienste und Angebote kreieren zu können. Die IT-Industrie nennt diesen Bereich Big Data, auch ein großes Thema in Hannover. So zeigt die Deutsche Telekom zusammen mit den Nürnberger Verkehrsbetrieben, wie man zum Beispiel die Bewegungs-Daten der Handynutzer sinnvoll für den öffentlichen Nahverkehr nutzen kann. Normalerweise lassen Verkehrsbetriebe die Kundenströme an Knotenpunkten ein- oder zweimal im Jahr von Zählern erfassen. Jetzt können sie anhand der Ortungsdaten der Smartphone-Benutzer, jederzeit und an jeder Haltestelle die Verkehrsströme in Echtzeit untersuchen, erklärt Telekom-Sprecher Huzam Azrak an einem Beispiel:
    "Um 8:05 Uhr, wenn die Stoßzeit des Nahverkehrs ist, gibt es hier in der selben Sekunde die Analyse, wie viele Menschen gerade welchen Bus benutzen, oder vom Bus in die Straßenbahn umsteigen, oder von einem Park-and-Ride-System auf den öffentlichen Personen-Nahverkehr zugreifen wollen. Einmal wie viele und genau wo."
    Kryptografie: "Noch nicht auf Augenhöhe mit anderen Ländern"
    Ein weiteres Schwerpunkt-Thema der diesjährigen CeBIT ist das Thema Kryptografie, also die Verschlüsselung von Nachrichten, Telefonanten oder Dokumenten. Hier sind zahlreiche neue Lösungen zu sehen, die bislang sehr aufwendig waren und deshalb sehr teuer - wie zum Beispiel das Kryptohandy der Kanzlerin. Sichere Telefonate mit ganz normalen Smartphones und preiswerter Krypto-App oder die neue Email-Volksverschlüsselung der Fraunhofer-Gesellschaft für Jedermann - solche Lösungen sind stark im Kommen - und sie sollen helfen, vor allem die Unternehmen gegen Cyberkriminelle und gegen Wirtschaftsspionage zu sichern. Hier sieht auch BITKOM-Chef Rohleder eine gute Ausgangslage für die deutschen Hersteller solcher Produkte:
    "Die Unternehmen sind sehr konkurrenzfähig, aber wir spielen noch nicht ganz auf Augenhöhe mit den Unternehmen aus anderen Teilen der Welt. Auch mit China, dem diesjährigen Partnerland der CeBIT. Das heißt, hier müssen wir durchaus noch etwas zulegen. Und zwar sowohl an Leistungsfähigkeit als auch an Schnelligkeit. Und hier ist deutsche IT-Sicherheitsindustrie auf einem sehr guten Weg."