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CES in Las Vegas
Mehr als ein Smartphone auf Rädern

Auf der Technik-Messe CES sind nicht mehr nur die neuesten Geräte für multimediale Unterhaltung, sondern auch Automobile zu sehen. Namhafte Autobauer zeigen Software, die autonomes Fahren ermöglicht und sich gleichzeitig nützlich macht, wenn ein Mensch am Steuer sitzt.

Von Jan Rähm | 07.01.2017
    Ein Volkswagen I.D. wird bei der Technikmesse CES in Las Vegas (USA) gezeigt.
    Ein total vernetztes Auto: Der Volkswagen I.D. (picture alliance / Friso Gentsch/dpa)
    Einfach nur Autofahren? Das war einmal. Vielmehr wird das Auto zum multimedialen Gadget, das selbst denkt, selbst fährt und einen nebenbei noch prima unterhalten soll. Da ist es nur konsequent, dass die Autohersteller schon im sechsten Jahr die CES nutzen, um jüngere Käuferschichten abzuholen. Frank Welsch, Entwicklungsvorstand im VW-Konzern.
    "Die CES wird immer wichtiger, weil sie genau an der Schnittstelle ist, zwischen dem wo wir herkommen, eben vom reinen Fahrzeug herstellen zu dem vernetzten, Connected Community, wo wir eben hin wollen, was ganz klarer Trend ist und dafür spielt die Musik hier."
    Das spiegelt sich in VWs Messehighlight wieder: Das Showcar namens I.D. soll nicht nur 600 Kilometer vollelektrisch schaffen und komplett autonom fahren. Der I.D. soll vielmehr total vernetzt mit seinen Benutzern sein. Die Wolfsburger wollen unter anderem Fahrzeugeinstellungen wie Sitzposition und Lieblingsradiosender in Smartphone und Cloud speichern, sodass die Nutzer sich in jedem VW so wohl fühlen, wie im eigenen. Außerdem soll das Auto künftig aufs Wort gehorchen. BMW, Toyota, Ford und eben VW möchten die Sprachassistenz "Alexa" des Versandriesen Amazon in ihre Fahrzeuge integrieren. Wofür das gut sein soll, erklärt John Scumniotales, General Manager für Amazon Alexa Automotive, auf der Pressekonferenz von VW.
    Alexa soll auch Auskunft über das eigene Fahrzeug geben
    "Es ist eine sichere und natürliche Art mit dem Auto zu kommunizieren. Wenn ich zum Beispiel an einem Samstag-Abend in Seattle heimkomme, ist es kalt. Ich möchte es aber warm haben. Also kann ich einfach über die Sprachsteuerung mein smartes Heim anweisen, das Haus aufzuwärmen. Und wenn ich ankomme, ist es einfach großartig."
    Die Kommunikation soll aber nicht nur eine Richtung gehen. Alexa soll auch Auskunft über das eigene Fahrzeug geben.
    "Die Alexa-Integration hat zwei Seiten. Einerseits steuern wir über Alexa Funktionen aus dem Auto heraus. Aber auch von daheim können wir über Alexa auf Informationen im Auto zugreifen. So kann ich beispielsweise checken, wie voll der Tank ist. Oder ich schicke per Sprachbefehl meinen nächsten Zielort ans Auto und wenn ich einsteige, ist alles für den Trip vorbereitet."
    Das Profil in der Cloud, die Assistenz aus der Cloud: Das Fahrzeug wird zur Hülle für die Elektronik und damit austauschbar. Natürlich hoffen die Hersteller, die Nutzer von ihrem Auto überzeugen zu können. Doch nur noch zur Nutzung. Kaufen wollen vor allem junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren, die sogenannten Millenials, die Autos wohl nicht mehr. Sagen zumindest Hersteller und Marktforscher. Entsprechend richten sich die Konzerne aus. Wie beispielsweise Chrysler. Der hat auf des CES seine auf die Zielgruppe zugeschnittene Studie namens Portal Concept vorgestellt. Projekt-Leiterin Ashley Edgar erklärt.
    "Eine künstliche Intelligenz, die fährt"
    "Wir wollten ein Auto designen, dass für Millenials ein echtes Objekt der Begierde ist. Eine Erweiterung unseres Lebens, die sich nahtlos und unersetzlich einfügt, genau wie unsere Mobiltelefone."
    Die Zulieferer sehen im Auto mehr als ein Smartphone auf Rädern. Sie wollen dafür sorgen, dass das Auto intelligent wird – wie Chiphersteller Nvidia. Nvidia-Chef Jen-Hsun Huang:
    "Wir glauben, das Auto wird eine künstliche Intelligenz, die fährt. Wir glauben aber auch, die künstliche Intelligenz sollte eine Art Co-Pilot sein. Und deswegen präsentieren wir Ihnen heute eine neue Funktion des Nvidia AI Car Computer. Sie heißt: AI Copilot. Und sie arbeitet so."
    Der smarte Kopilot überwacht den Fahrer. So soll die Maschine unter anderem blitzschnell einspringen können, wenn der Mensch manuell fährt. Außerdem kann sie Lippenlesen, was die Verständigung mit der Sprachassistenz deutlich verbessern soll. Natürlich soll die künstliche Intelligenz im vollautonomen Mode das Fahrzeug auch sicher steuern und mehr. Schon in nur drei Jahren würden erste intelligente Fahrzeuge auf die Straßen kommen, so Jen-Hsun Huang.
    Mercedes zeigt Logistik-Lösung
    "Audi und Nvidia werden gemeinsam ein KI-Auto bauen, das am höchsten entwickelte autonome Fahrzeug. Und wir haben die Autos bis 2020 auf der Straße."
    Der Stuttgarter Hersteller Mercedes ist in diesem Jahr nicht mit einem schillernden vernetzten PKW-Konzept vertreten. Dafür zeigt der Konzern eine Logistik-Lösung: ein Lieferwagen als Mutterschiff für Paketdrohnen. Im Konzept fährt der beladene Transporter in sein Liefergebiet und parkt zentral. Von dort schwärmen dann kleine Drohnen auf Rädern aus und beliefern die Kunden.