Freitag, 19. April 2024

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Ceslaw Marek - Die Lieder

Am Mikrofon Frank Kämpfer. Unser Thema heute: das europäische Klavierlied. Ich stelle Ihnen mehrere neue CDs vor - mit Vokal-Kompositionen aus Polen, Italien, Norwegen und Jugoslawien. * Musikbeispiel: Czeslaw Marek - 'Mazurska powiastka' Dorfgesänge aus den Masuren. Sie erzählen von Brautwerbung, Arbeit und Fron, von unverstellter Natur. Das Kolorit der Texte bricht die Musik. Hier wird nicht elegisch verdoppelt, sondern kontrapunktiert: percussive Figuren, Reibungen, rhythmische Wechsel im Part des Begleitinstruments erinnern an eine namhafte Praxis - und in der Tat ist Czeslaw Mareks polnisches Lied Anfang der 30er Jahre in einundderselben Linie wie Bartoks, Kodalys und Szymanowskis Rezeption nationaler Folklore zu sehen. Wie die Klassiker der Moderne ist Czeslaw Marek, Schweizer, 1891 in Przemysl in Polen geboren, kein typischer Liedkomponist. Genau deshalb vielleicht spiegelt die gesungene Miniatur bei ihm so genau die Wechsel im musikalischen Vokabular: In seiner Jugend und noch in Polen komponierte der Schüler Karl Weigls und später Hans Pfitzners im romantischen Stil; auf Texte Dehmels, Heines und Bierbaums. Unter anderem jenes Opus 1 findet sich auf einer neuen CD, die kürzlich beim Münchener Label KOCH als Vol. 6 einer ganzen Marek-Serie erschien und ausschließlich das schmale Kunstlied-Schaffen dokumentiert. Die polnische Sopranistin Elszbieta Smytka, und ein englisches Trio - die Mezzosopranistin Jean Rigby, der Bariton William Dazeley und Pianist Iain Burnside - haben die Titel in Zusammenarbeit mit der Zürcher Marek Foundation vor zwei Jahren in Bristol produziert. Hier als weiteres Beispiel der Titel 'Bitte' - eines der dunklen 'Fünf Lieder, op.17' auf Verse des Ungarn Nikolaus Lenau, die während des 1. Weltkriegs im Zürcher Exil entstanden. Die Violine spielt Krysztof Smietana. * Musikbeispiel: Czeslaw Marek - 'Bitte' Ceslaw Marek - Die Lieder. Neu erschienen auf CD beim Münchener Label Koch International in Englisch-Polnisch-Schweizer Koproduktion.

Frank Kämpfer | 16.04.2000