Donnerstag, 28. März 2024

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Chansonpoetin Lucie Mackert
Skurriles Schneckengericht

Lucie Mackert wählt wunderbare Wortkonstrukte und sonderbare Satzbauten für ihre schrägen Texte. Zusammen mit ihrer Band Tribunal des Escargots fabriziert sie Musik, die in keine Schublade passt: einfallsreich und selbstironisch.

Am Mikrofon: Thekla Jahn | 06.10.2017
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    Unkonventionell in Text und Ton: Lucie Mackert und das Tribunal des Escargots (Thekla Jahn)
    Diese Sendung finden Sie nach Ausstrahlung sechs Monate in unserer Mediathek.
    Vielseitigkeit ist bei Lucie Mackert Programm: Die 30-Jährige aus der Pfalz ist Schauspielerin, Sprecherin und Chansonpoetin. Sie schreibt ungewöhnliche, bizarre Texte, die bisweilen an Christian Morgenstern erinnern. Dazu spielt sie Gitarre, Banjo und Ukulele.
    "Ich bin ein Mensch, der sich schlecht entscheiden kann, und ich denke, dass merkt man auch in den Bandtexten und auch in der Musik. Ich finde ganz viele Gefühle toll und möchte die alle mit einbringen in meine Lieder, und das ist das, was dabei rauskommt."
    Selten in Liedermacherprojekten: das Euphonium
    Es ist eine eigenwillige Mischung aus Chanson, Brass und Zirkusmusik. Thomas Maos ist ein versierter E-Gitarrist, der gerne mit Effekten experimentiert. Gemeinsam mit E-Bassist Uli Sobotta, der in der Improvisierten Musik zuhause ist, und Schlagzeuger Julian Konzmann bilden die drei eine druckvolle Rhythmusgruppe. Doch es taucht beim Tribunal des Escargots noch ein Instrument auf, das bei Liedermacherprojekten selten ist: das Euphonium. Thomas Maos, der auch die Stücke arrangiert, wollte genau dieses Blechblasinstrument, das der Tuba ähnelt, aber einen weicheren Klang besitzt.
    "Das hat den Hintergrund, dass wir beide unglaublich unterschiedliche Musikstilrichtungen mögen und wir haben uns ja im Theater kennengelernt - sozusagen eine Theaterbekanntschaft - und ich mache viel Theatermusik und ich dachte, dass passt zu den Songs, das hat was von Zirkus, vielleicht hat es auch ein bisschen was von Tom Waits, ich fand das auch außergewöhnlich, nicht nur einen Bass zu nehmen, sondern das Euphonium.
    Eine schräge Verbindung: Thomas Maos an der E-Gitarre und Uli Sobotta am Euphonium (Thekla Jahn)
    Eigensinnig - das Wort passt zu dieser Liedermachertruppe, die sich üblicher Kategorisierung entzieht. Das Euphonium übernimmt stellenweise die Rolle eines treibenden E-Basses. Und Lucie Mackert hat immer wieder neue melodische Ideen, viel Witz und Charme sind dabei, so wie in ihren Liedtexten.
    Lucie Mackert steht mit umgehängter Gitarre am Mikrofon auf der Bühne des Theaterkahns, Julian Konzmann sitzt rechts davom am Schlagzeug und spielt
    Chansonpoetin Lucie Mackert und Schlagzeuger Julian Konzmann (Thekla Jahn)
    "Also ich finde Wortspiele machen einfach total Spaß, ich versuche die jetzt nicht auf Teufel komm raus in meine Texte reinzupacken, aber manchmal packt es mich beim Schreiben und dann denk ich: Wenn da jetzt noch so ein Twist ist und das noch sich darauf bezieht und da der Buchstabe sich wiederholt, dann ergibt sich das so."
    Tribunal des Schneckengerichts
    Genauso wie der Name der Band: Tribunal des Escargots - Schneckengericht zu Deutsch. Der ergab sich nachdem Thomas Maos von einem Ausflug erzählte.
    "Unser E-Gitarrist hat einen Schneckenhaufen auf dem Spaziergang getroffen, der so auf dem Weg war und die haben sich alle so verknäult, und das war einfach ein Tribunal des Escargots. Und der hat den Namen vorgeschlagen und ich fand den total genial, weil Schnecken tatsächlich für so viel stehen, was ich unterstreichen würde, also sich bedächtig auf etwas zuzubewegen und erst einmal anzugucken und nicht einfach zu urteilen. Aber zum anderen auch dieses Tribunal hat ja auch schon etwas gewalttätiges: Ich denke da so an Kriegstribunale, und ich mag es gerne Gegensätze zu vermischen."
    Aufnahme vom 9.6.2017 auf dem Theaterkahn Dresden