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Ché Sudaka
Cumbia Ska Punk mit politischer Botschaft

Auf ihrem sechsten Album "Hoy" präsentiert Ché Sudaka einen Mestizostil der besonderen Art. Die in Spanien lebende Band besteht aus zwei Kolumbianern und zwei argentinischen Brüdern, in ihren Texten singen sie über multinationale Konzerne und alternative Konsumwege, das Ergebnis: Linksaktivistischer Partyspaß.

Von Burkhard Birke | 07.02.2015
    "Die Zukunft ist das Kind der Gegenwart. Wenn Du in der Gegenwart die Dinge in eine positive Richtung lenkst, ebnest Du somit den Weg für eine gute Zukunft. Deshalb ist es superwichtig, in der Gegenwart zu leben. Und wir wollten das mit diesem Album bewusst machen: Uns selbst und natürlich, den Leuten, die es hören!"
    Wer an morgen denkt – sieht das Heute nicht: Akkordeonist und Keyboarder Sergio und seine drei Musikerfreunde von Ché Sudaka beherzigen dieses Lebensmotto, kosten energiegeladen jede Sekunde ihrer Auftritte aus, reißen ihr Publikum mit irrwitzigen Klangkompositionen aus lateinamerikanischer Folklore, Punk und Ska mit: einem Mestizostil der besonderen Art.
    "Selbst in Japan und in der Türkei versteht man uns. Denn das ist eher eine Frage der Energie als der Worte. Unsere Energie, wie wir auftreten, das nehmen die Leute wahr – wenn wir glücklich auf der Bühne sind, spüren die Zuschauer das."
    Der Name ist Programm
    Keine Frage: Die eigenwilligen Klangfolgen und Rhythmen gehen ebenso unter die Haut wie die Show, die die Band, angeführt von Sänger Kachafaz abzieht.
    Privilegiert freilich sind diejenigen, die auch die verbale Botschaft der Band verstehen. Der Name ist dabei Programm: Ché Sudaka ist eine Kombination aus dem indigenen Wort für Leute, Typen aus Argentinien und Sudaka, einer abfälligen Bezeichnung für Lateinamerikaner in Spanien. Die 'Kanaken Typen' – so könnte man den Bandnamen sehr frei wohl übersetzen – platzen vor Kreativität, sitzen nach eigenen Worten auf Stapeln von fertigen Liedtexten, greifen entgegen dem auf der neuen CD "Hoy" gepriesenen Motto, die Gegenwart auszukosten, dann aber doch in die Kiste der Vergangenheit.
    Es müssen einem schon schlimme Dinge passiert sein, um Lust zum Singen zu bekommen, heißt es in "La Ley del Miedo", dem Gesetz der Angst.
    Es herrschte für die zwei Kolumbianer Sergio, genannt Cheko und Jota sowie die beiden argentinischen Brüder Kachafaz und Leo: Sie selbst sind Immigranten in Spanien, machten ihre Anfänge als Straßenmusiker, erlebten die brutale Deportation eines engen Freundes und erleben das kürzlich verabschiedete Gesetz zu Sicherheit der Bürger in Spanien als extensive Beschneidung elementarer Bürgerrechte.
    "Die von der Regierung Rajoy erlassen Bestimmungen erlauben es den Menschen nicht einmal mehr, ihrem Unmut auf der Straße Luft zu machen, zu demonstrieren. Wegen solcher und ähnlicher Entwicklungen und Ereignisse singen wir dieses Lied."
    Politik in der Musik
    Angst und Verunsicherung säen auch die multinationalen Konzerne mit ihren genmanipulierten Samen, die einheimische brutal verdrängen und zur Verarmung Kolumbiens Bauern führen.
    "Viele Menschen respektieren die Natur nicht mehr."
    Cuando será heißt der als kolumbianischer Bambuco von Sergio interpretierte Song.
    "Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass wir im Eimer sind, wenn die Mächtigen die Nahrungsmittelproduktion kontrollieren. Da können sie der Menschheit großen Schaden zufügen. Dann sind es nicht nur die Barbareien wie Kriege et cetera, sondern die wissen genau, wenn sie die Ernährung kontrollieren, kontrollieren sie die Welt und das ist sehr schlimm."
    Ché Sudaka selbst haben ihre Konsequenzen gezogen:
    "Die einzige Waffe derjenigen, die keine Macht besitzen, ist es, sich alternative Konsumwege zu suchen."
    Sergio und seine Bandkollegen gehen sogar einen Schritt weiter: kein Alkohol, keine Drogen, vegetarische Ernährung und viel Sport. Klingt nach langweiligen Musikern? Wer das glaubt, überzeuge sich des Gegenteils!