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Chelsea Clinton
Zahlt NBC Elternzuschlag?

Der US-Fernsehsender NBC bekam viel Kollegenschelte, als er im November Chelsea Clinton als Sonderkorrespondentin einstellte. Die Tochter des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton bekam den Job ohne nennenswerte journalistische Erfahrung. Und: Ihr Honorar soll alles andere als durchschnittlich sein.

21.06.2014
    600.000 Dollar bezahlte NBC Chelsea Clinton pro Jahr für ihren Job als Sonderkorrespondentin, berichtet das US-Magazin "Politico". Anfang des Jahres sei das Arbeitsverhältnis auf monatliche Basis gestellt worden, damit es kurzfristig gekündigt werden kann falls Mutter Hillary sich für das US-Präsidentschaftsamt bewirbt.
    Seit November 2011 arbeitet die Tochter des ehemaligen US-Präsidenten für den US-Fernsehsender. Sie berichtete zunächst für eine Spätabendsendung über Menschen, die sich für eine bessere Welt engagieren. Das Programm wurde im vergangenen Jahr eingestellt und Clinton lieferte fortan vor allem Geschichten für die NBC-Abendnachrichten. Ihre Beiträge sind nicht schlecht. Die Präsidententochter wirkt neugierig, einfühlsam und engagiert:
    Der Wert des Namen Clinton
    Doch dass Clintons Arbeit 600.000 Dollar im Jahr wert sein soll - während das Durchschnitts-Jahresgehalt von US-Fernsehreportern laut Online-Arbeitsmarktservice "indeed" bei 36.000 Dollar liegt - ist fraglich.
    NBC hat die "Politico"-Meldung nicht bestätigt, ihr aber auch nicht widersprochen. In einer schriftlichen Erklärung heißt es lediglich, der Sender habe weiterhin ein gutes Arbeitsverhältnis mit Chelsea und sei stolz auf ihre Arbeit.
    Bush und McCain auch auf der pay role
    Clinton ist nicht die erste Tochter hochrangiger Politiker, die der NBC-Universal-Konzern einstellte. Vor fünf Jahren bekam George W. Bushs Tochter Jenna einen Korrespondentenvertrag. Zwei Jahre später folgte Meghan McCain, die Tochter des Senators und ehemaligen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner.
    Marisa Guthry, TV-Expertin des Fachblatts "Hollywoodreporter" in einem Fernsehinterview:
    "Nein, es hat nichts mit Parteien zu tun. Es hat damit zu tun, dass sie Nähe zu Insidern demonstrieren wollen. Tatsächliche Insider haben aber oft auch Dreck am Stecken oder sind kontrovers. Deshalb holen sie sich die Kinder von Washington Insidern. Ich finde das zynisch."
    Sollte Chelsea Clinton ihr Geld auch dafür bekommen, Exklusiv-Informationen und Interviews mit den ultimativen Insidern - ihren Eltern - zu vermitteln, ist die Rechnung bisher nicht aufgegangen. Hillary Clinton gab die ersten zwei Fernsehinterviews zu ihrer Biografie der Konkurrenz von ABC. Als NBC an der Reihe war, hatte der Erzrivale schon alle Schlagzeilen zum Thema ausgeschlachtet.