Freitag, 19. April 2024

Archiv

Tassen-Produzent Mohaba
Glühwein-Gefäße für den Weihnachtsmarkt

Weihnachtsmärkte sind nicht denkbar ohne Glühwein. Der wird in Tassen serviert, von denen die meisten aus dem rheinischen Düren von der Firma Mohaba kommen. Und weil Weihnachtsmärkte ein Exportschlager sind, geht es auch der Glühweintassen-Firma ziemlich gut.

Von Dieter Wulf | 20.12.2019
Mohaba-Chef Guido Schlepütz
Mohaba-Chef Guido Schlepütz: Gute Geschäfte dank der Weihnachtsmärkte (Dieter Wulf)
Ein Firmengelände im Industriegebiet von Düren, etwas außerhalb der Stadt. Die Produktionshalle reicht bis zur Straße. Dahinter, ganz am Ende des Zufahrtswegs, liegen die Büroräume von Mohaba in einem Einfamilienhaus. Im ersten Stock wartet bereits Guido Schlepütz, der Geschäftsführer und Inhaber erklärt erst mal, wie seine Firma zu ihrem Namen kam.
"Das war in den Ursprüngen eine Firma, die aus Kriegsschutt Fertigbauteile für Häuser hergestellt hat".
Name aus anderen Zeiten
Mohaba stand für Montage-Hausbau. Düren war damals zu etwa 90 Prozent durch einen Bombenangriff zerstört. Nach einigen Jahren aber war auch dieser Kriegsschutt verschwunden. Der Name blieb, aber sein Großvater hatte eine neue Geschäftsidee: Bedrucken und Veredeln von Glas und Keramik.
"Wir haben in den Anfängen natürlich ganz viele Brauereien meistens hier in der Region Köln, Düsseldorf, Neuss beliefert mit Kölschgläsern, Altbierbechern. Dortmund war damals schon mehr oder weniger Ausland".
Das aber hat sich mittlerweile völlig geändert. Mohabatassen und -becher gehen heute in die ganze Welt, sagt Guido Schlepütz:
"Heute geht es eigentlich rund um den Globus. Die größten Einzelkunden sitzen in den Vereinigten Staaten von Amerika, wir beliefern auch Japan, Kanada im Prinzip ganz Europa".
Als das Wegwerfen auf den Weihnachtsmärkten zu Ende war Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre entstand ein ganz neuer Markt. Überall, erinnert sich der Mohaba-Chef, begannen Städte und Gemeinden auf Weihnachtsmärkten Vorschriften gegen Wegwerfbecher zu erlassen.
"Es war klar, die Weihnachtsmarktbetreiber haben diesen Müll verursacht und die öffentliche Hand musste ihn entsorgen. Aber da gab es die erste Marschrichtung weg von Einweg, hin zu Mehrwegprodukten, und das war im Prinzip die Geburtsstunde der Mehrweg-Glühweintasse".
Ein Nischenmarkt. Ideal für ein kleines Familienunternehmen wie Mohaba. Mittlerweile werden jährlich sechs Millionen Tassen produziert. Etwa zwei Drittel davon für Weihnachtsmärkte.
"Ich kenne keinen härteren Einsatz als auf dem Weihnachtsmarkt. Gastronomie hat seine besonderen Anforderungen und Weihnachtsmarkt ist aufgrund der äußeren Einflüsse Temperatur Königsdisziplin".
Im sogenannten Showroom zeigt sich die ganze Palette internationaler Glühweinästhetik. Auf kleinen Regalen finden sich die unterschiedlichsten Formen, Farben und Dekors. Bestellt wird meist von den Städten, dem Stadtmarketing. Mindestbestellmenge: 240 Tassen. Die meisten Städte ordern zwischen fünf- und zehntausend Stück im Jahr. Beim Christkindelmarkt in Nürnberg oder Dortmund, dem größte Weihnachtsmarkt Deutschlands, sind es mehrere Hunderttausend.
Aus dem Kinderzimmer Büros gemacht
Mit all dem ist er aufgewachsen, meint Guido Schlepütz auf dem Weg zur Produktionshalle.
"In der ersten Etage, wo wir quasi gerade gesessen haben im Show Rom, da war mal unser Wohnzimmer, hier bin ich aufgewachsen, im hinteren Trakt ist noch mein altes Kinderzimmer, da ist auch mittlerweile Büroraum draus entstanden".
In der Fabrikhalle gleich nebenan wird es dann ziemlich laut. Im vorderen Bereich rattert das sogenannte Rundläuferkarussell, eine moderne Siebdruckanlage. Gerade laufen rötliche Glastassen für die Erlanger Waldweihnacht übers Band. Mit einer Matrize wird die Druckfarbe aufs Glas gebracht. Im nächsten Schritt müssen die so bedruckten Gläser, um spülmaschinenfest zu sein, nochmal zweieinhalb Stunden bei mehreren hundert Grad gebrannt werden.
Bedruckt werden hier in Düren allerdings mittlerweile hauptsächlich nur noch Tassen aus Glas, und auch die Gläser selber werden in Deutschland produziert. Versuche mit Glastassen aus China gab man schnell wieder auf, erklärt Guido Schlepütz.
"Wenn der heiße Glühwein reinkam, ist die zum Beispiel geplatzt und zwar nicht nur ein, zweimal, sondern reihenweise und das gab nachvollziehbar großen Unmut in der Kundschaft".
Ganz anders als bei Keramiktassen.
Lieblingstasse in Herzform
"Die Chinesen haben schon Porzellan produziert, da haben wir hier noch in Höhlen gehaust und da wussten die schon sehr genau, wie das geht".
Alle Keramiktassen kommen daher auch hier aus China. Selbst wenn man wollte, gäbe es in Deutschland solche Produktionsstraßen gar nicht mehr, erklärt Guido Schlepütz. Bleibt der Druck von Glastassen, aber dafür sind die Auftragsbücher so gut gefüllt, dass der Bau einer neuen Produktionshalle in Düren, etwas dreimal so groß wie heute, fürs nächste Jahr fest geplant ist. Zurück im Showroom präsentiert der Chef seine diesjährige Lieblingstasse. Eine Keramiktasse in Herzform.
"Ein Herz ist meiner Meinung nach immer irgendwie rot, ausgesprochener Kundenwunsch war allerdings in Anlehnung an das Zechensterben und das finale Ende der Kohle im Ruhrgebiet ein schwarz graues Herz, und es ist wirklich sehr gelungen. Da steht jetzt drauf: Dat Herz vom Ruhrpott und das wird es in Essen auf dem Weihnachtsmarkt 2019 geben.
Ab dem sechsten Januar läuft dann die Produktion für Weihnachten 2020.