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Pyrotechnik
Jena klagt gegen DFB-Strafe

Der Fußball-Drittligist Carl Zeiss Jena will den Deutschen Fußball-Bund verklagen. Grund sind verhängte Pyro-Strafen gegen den Verein. So einen Schritt ist noch kein Verein zuvor gegangen.

Von Oliver Gussor | 20.12.2019
Pyrotechnik beim Spiel FC Carl Zeiss Jena - Hallescher FC (22.11.2019)
Pyrotechnik beim Spiel FC Carl Zeiss Jena - Hallescher FC (22.11.2019) (imago images / Karina Hessland)
Der FC Carl Zeiss Jena hatte sich erfolglos durch alle juristischen Instanzen des DFB geklagt. Im Januar will Carl Zeiss nun Klage beim Oberlandesgericht in Frankfurt einreichen. F.C.C.-Geschäftsführer Chris Förster sieht sich im Recht:
"Wir sagen, es kann eben nur jemand bestraft werden für etwas, woran er auch eine Schuld trägt. Und diese Schuld gibt es nicht. Und insofern, sagen wir, kann es auch keine Strafe geben. Und dass wir da beim DFB natürlich erfolglos geblieben sind. Das war zu erwarten. Es ist letztlich die Praxis, die seit vielen Jahren praktiziert wird. Deshalb muss es eine Klärung vom ordentlichen Gericht geben. Ich glaube, da hat man dann auch Rechtssicherheit auf beiden Seiten. Und wir werden dann wissen, wie das ordentliche Gericht das entschieden hat."
Mittlerweile rund 100.000 Euro Strafe
Konkret geht es um eine Strafe in Höhe von rund 25.000 Euro. Diese bekam Jena nach mehreren Vergehen vor mehr als einem Jahr aufgebrummt. Unter anderem hatten Anhänger in der ersten Runde des DFB-Pokals Pyrotechnik abgebrannt. Insgesamt haben sich die Strafen laut Förster mittlerweile auf rund 100.000 Euro summiert. Vergehen seien aber trotz Auflagen nicht zu verhindern:
"Dekra Schulung, Zertifizierungen, die man machen muss, natürlich Sicherheitskonzepte, alles das muss man dokumentieren. Und das ist alles richtig und wird auch von uns gemacht. Insofern sagen wir, wir haben alles getan und tun weiterhin alles, um Pyrotechnik im Stadion zu verhindern. Es lässt sich nicht verhindern. Insofern trifft uns keine Schuld. Und dann kann man auch nicht bestraft werden."
Jena will durch all Distanzen gehen
Für den Deutschen Fußball-Bund sind diese Strafen allerdings das einzige Mittel gegen den verbotenen Pyrotechnik-Einsatz. Der Verband reagierte gelassen auf die Ankündigung aus Thüringen. Die Haftung von Vereinen für das Fehlverhalten seiner Zuschauer sei seit Jahren vom Internationalen Sportgerichtshof CAS wie auch vom Bundesgerichtshof anerkannt, hieß es schriftlich. Sollte der Verein allerdings recht bekommen, wäre es laut Förster auch vorstellbar, Pyrotechnik zu legalisieren:
"Dass es natürlich gefährlich ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Und deshalb muss man da, denke ich, den Dialog wieder aufnehmen. Pyrotechnik legalisieren hat ja schon mal stattgefunden beim DFB. Mit der Fanszene muss man schauen, was man da vielleicht im gemeinsamen Gespräch bewirken kann, um eben den Pyrotechnik-Einsatz kontrolliert - und damit auch sicherer aus meiner Sicht - vonstatten gehen zu lassen. Und dann trotzdem auch diese Pyrotechnik-Einsätze nach wie vor zu haben. Und auch die Stimmung in deutschen Stadien zu bewahren."
Rückendeckung bekommt der Drittligist auch von anderen Vereinen. Hansa Rostock und der Hamburger SV haben sich bereits solidarisch gezeigt. Der Verein rechnet aber auch vor dem ordentlichen Gericht mit einem längeren Prozess, will aber auch hier notfalls durch mehrere Instanzen gehen.