Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Chinesische Journalistin
Erleichterung über Freilassung von Gao Yu

Gao Yu war in China wegen des angeblichen Verrats von Staatsgeheimnissen verurteilt worden. Jetzt darf die 71-jährige Journalistin das Gefängnis verlassen - aus gesundheitlichen Gründen und unter Auflagen. Menschenrechtler und die Deutsche Welle, für die Gao Yu arbeitete, sind erleichtert.

26.11.2015
    Ein Polizist steht in Hong Kong neben einem Schild mit einem Bild von Gao Yu, das Demonstranten an eine Absperrung gehängt haben
    Wie hier im April in Hong Kong hatten zahlreiche Menschen Gao Yus Freilassung gefordert (AFP / Philippe Lopez)
    Heute früh sah es noch so aus, als müsse Gao Yu im Gefängnis bleiben: Das zuständige Berufungsgericht hatte ihre Haftstrafe lediglich von sieben auf fünf Jahre verkürzt. Doch dann folgte die vorläufige Wende. Die Journalistin solle wegen "schwerer Krankheit" außerhalb des Gefängnisses behandelt werden, bestätigte ihr Anwalt Mo Shaoping. Dies sei eine zwar eine gute Sache, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Gao Yu werde ermöglicht, Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Allerdings könne es sein, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt zurück ins Gefängnis müsse, um den Rest ihrer Strafe abzusitzen. Und auch, falls dies aufgrund ihres Alters und ihres Gesundheitszustandes nicht der Fall sein sollte, sei Gao Yu noch kein freier Mensch.
    Bundesregierung und EU bemühten sich um Freilassung
    Die prominente Journalistin war im April wegen des angeblichen Verrats von Staatsgeheimnissen an Ausländer verurteilt worden. Berichten zufolge ging es um ein internes Papier der regierenden kommunistischen Partei Chinas, in dem dazu aufgerufen worden sei, abweichende Meinungen zu unterdrücken. Gao schrieb neben dem chinesischen Dienst der Deutschen Welle auch noch für andere ausländische Medien. Sie war wegen ähnlicher Vorwürfe bis 1999 schon einmal sechs Jahre in Haft und darf in China nicht mehr publizieren. Sowohl die Deutsche Welle als auch die Bundesregierung und Vertreter der EU hatten sich um eine Haftentlassung der Journalistin bemüht.
    Der Intendant der Deutschen Welle, Peter Limbourg, erklärte, er freue sich, dass die chinesische Führung doch noch ein Einsehen gehabt habe. Gaos Freilassung sei eine "wirklich gute Nachricht. Sie zeigt, dass sich der Einsatz der DW und der deutschen Politik in diesem Fall gelohnt hat." Der Sender werde nicht nur das Schicksal von Gao Yu weiterhin aufmerksam verfolgen, sondern auch den Umgang mit anderen Menschen, die in China aufgrund ähnlicher Vorwürfe verfolgt würden.
    Der für Ostasien zuständige Direktor der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, Nicholas Bequelin twitterte, China entlasse eigentlich niemals unter Druck politische Gefangene, aber irgendwann dann eben doch.
    Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen sitzen in China derzeit mehr als 100 Journalisten und Blogger wegen ihrer Arbeit in Haft - so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht China auf Platz 176 von 180 Ländern.
    (jasi/jcs)