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Cholesterin: Was hilft und was nicht hilft

Über Blutfette, wie zum Beispiel Cholesterine, ist schon viel berichtet worden. Die meisten wissen, dass es so genannte "gute", die HDL-Cholesterine gibt; und dass "schlechte" LDL-Cholesterine zur Arterienverkalkung, der Arteriosklerose, führen können. Nicht so bekannt sind hingegen die Medikamente, die gegen zu hohe Blutfette eingesetzt werden. Dazu gehören Statine, Mittel, die weltweit zu den am häufigsten verkauften gehören. Das Problem daran: Statine werden häufig falsch eingesetzt, denn nur bestimmte Patienten profitieren von deren Wirkung. Entscheidend ist, ob ein Patient andere Risikofaktoren wie Rauchen oder Diabetes hat.

Von Christiane Raasch | 07.02.2006
    " Bei meiner letzten Routineuntersuchung wurde festgestellt, dass meine Blutfettwerte deutlich erhöht sind, und meine Hausärztin hat mir empfohlen, Lipide einzunehmen, Statine eben. "

    Michael Huys, 59 Jahre alt. Biologielehrer in Münster. Er weiß, dass "Statine" ein Enzym blockieren, das für den Aufbau von Cholesterin erforderlich ist. Cholesterine werden zu 75 Prozent in der Leber hergestellt, deshalb wirken Statine hauptsächlich in Leberzellen.

    " Sodass also man in der Leber die Cholesterinsynthese deutlich zurückfährt. Und wenn jetzt die Leberzelle weniger Cholesterin selber herstellt, dann versucht sie aus dem Blut, Cholesterin nachzuziehen. Sodass dann andere Stoffwechselwege beschritten werden. "

    Professor Dr. Gerd Assmann, Direktor des Instituts für Arterioskleroseforschung der Universität Münster. Die Leber braucht Cholesterin um daraus Gallensäure herstellen zu können erklärt er. Wenn also die Eigenproduktion von Cholesterin in der Leber durch Statine verhindert wird, fischen Rezeptoren auf den Leberzellen vor allem LDL-Cholesterin aus dem Blut. In der Folge sinkt als gewünschter Effekt die Cholesterinmenge.

    Statine sollen vor allem bei "Risikopatienten" eingesetzt werden, doch hohe Cholesterinwerte allein sind oft noch kein Risikofaktor für einen Herzinfarkt. Dazu gehören z. B. das Rauchen, Diabetes und Übergewicht. Ärzte müssen alle Risiken eines Patienten zusammenzählen, sagt Gerd Assmann. Dann kann berechnet werden, wie hoch für diesen Menschen die Wahrscheinlichkeit ist, in den nächsten zehn Jahren einen Herzinfarkt zu bekommen. Gerd Assmann:

    " Und das kann man durchaus auch finden bei Personen, so ein hohes Risiko, welche eigentlich ganz normale Cholesterinwerte haben, von 200 plus minus 10 Prozent. Andererseits findet man Menschen, die haben Cholesterinwerte -- sehr oft eigentlich auch bei Frauen, von 260, 280 - und die sind aber Niedrigrisikopatienten, weil sie sonst gar keine anderen Risikofaktoren haben. Insofern würde man bei solchen Frauen keine Statine verordnen und insofern gibt es da leider noch eine ganze Menge an Fehlverordnungen, Hyper- und Unterversorgung in der Bevölkerung. "

    Ob hoch dosiert oder niedrig, wer Statine einnimmt, muss regelmäßig zur Korntrolluntersuchung. Das Medikament kann die Leber angreifen und die Muskeln. Kranke, die aber nicht nur einen behandlungsbedürftigen LDL-Spiegel haben, sondern dazu auch eine Erhöhung der Neutralfette, der Triglyceride, und das ist oft bei Übergewichtigen oder bei Diabetikern der Fall, profitieren oft von einer Kombination von Statinen und Omega-3-Fettsäuren, so genannten "ungesättigten" Fettsäuren. Doch Gerd Assmann warnt davor, eigenmächtig Omega-3-Kapseln zu schlucken, weil man glaubt, damit könne man etwas gegen Herzinfarkt und Hirnschlag tun:

    " Man muss immer daran denken, dass sich Fettsäuren auch grundsätzlich in alle Zellmembranen im gesamten Körper einbauen, und da gibt es durchaus theoretische Risiken dahingehend, dass es also da zu Stoffwechselirregularitäten kommt, die man keineswegs unterschätzen kann. Also ich kann eigentlich als Arzt nur empfehlen, eine gesunde Ernährung, da haben wir das Stichwort mediterrane Kost, die durchaus ein bisschen fettreich sein kann. Und wenn Fett dann von fettreichen Fischen kommt, ist das also oft ein Wunder! Wir können also in fast allen Fällen erhöhte Triglyceridwerte durch Ernährungsumstellung, die allerdings häufig differenziert sind, korrigieren, und es ist in meiner Sprechstunde eher eine Ausnahme, dass ich Medikamente dafür einsetze. "