Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Christentum
"Die Kirche ist nach wie vor außerordentlich lebendig"

Das Christentum habe seine Glaubenslehre lange für Welterklärungen gehalten, sagte der Theologe Jörg Lauster im Deutschlandfunk: "Das war ein Fehler." Aber inzwischen gebe es sehr vielversprechende Gespräche von Astrophysikern und Theologen. Hinsichtlich des interreligiösen Dialogs kritisierte er die starre Trennung in Abendland und Morgenland.

Jörg Lauster im Gespräch mit Wolfgang Koczian | 15.02.2015
    Die Kathedrale von Reims
    Im Kathedralbau werde der Versuch unternommen, die Erfahrung Gottes in Stein zu meißeln, sagte Jörg Lauster (AFP)
    Mittlerweile gebe es vor allem in den USA "sehr vielversprechende Gespräche" zwischen Astrophysikern und Theologen, in denen man nicht miteinander streite, sondern miteinander rede, sagte Jörg Lauster, evangelischer Theologe der Universität Marburg.
    Bezogen auf den interreligiösen Dialog kritisierte Lauster die starre Trennung in Abendland und Morgenland. Der Begriff "Abendland" sei der Versuch, eine unglaubliche Kulturgröße einzugrenzen, der immer nur bedingt funktioniere.
    Jörg Lauster: "Historisch müssen wir sagen, dass das Christentum, etwa im Frühmittelalter bis zum Hochmittelalter, aus der islamischen Kultur unglaublich viel gelernt und übernommen hat - zum Beispiel auch seine eigenen griechischen und lateinischen Wurzeln, die uns ja über die islamische Kultur erhalten geblieben sind."
    Als eine der großen Kulturleistungen des Christentums bezeichnete Lauster die Kathedralen. Im Kathedralbau werde der Versuch unternommen, die Erfahrung einer transzendenten Größe - die Erfahrung Gottes - in Stein zu meißeln. "Diese Gebäude faszinieren uns ja nicht nur aufgrund ihrer technischen Fertigkeiten, sondern weil wir in ihnen einer Dimension begegnen, die größer ist als wir selbst."
    Die Kirche hält Lauster nach wie vor für "außerordentlich lebendig". Es sei allerdings ein Fehler, Kirche und das Christentum immer nur im Institutionellen zu suchen.
    Das gesamte Interview können Sie fünf Monate im Audio-Bereich nahhören.