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Christmette
Papst prangert Kultur der Gleichgültigkeit an

In seiner Christmette im Petersdom kritisierte Papst Franziskus eine Gesellschaft, die "oft trunken" sei vor Luxus und Eigenliebe. Geboten sei ein Lebensstil voller "Einfühlungsvermögen, Mitleid und Barmherzigkeit".

Von Jan-Christoph Kitzler | 25.12.2015
    Papst Franziskus feiert Christmette im Petersdom
    Papst Franziskus feiert Christmette im Petersdom (Imago)
    Sogar ein Weihnachtslied aus Deutschland in St. Peter: Mit tausenden Gläubigen hat Papst Franziskus die Christmette gefeiert, mit vielen Kardinälen und Bischöfen. Die Petersbasilika erstrahlte in weihnachtlichem Glanz. Ein Umfeld, das so ganz anders ist, als die Geschichte von Jesus Christus, der laut christlicher Tradition vor über 2000 Jahren in einem Stall geboren wurde. Papst Franziskus erinnerte daran in seiner Predigt:
    "Dieses Kind lehrt uns, was wirklich wesentlich ist in unserem Leben. Jesus wird in der Armut der Welt geboren. In einem Stall findet er Unterschlupf und Rückhalt und wird in eine Futterkrippe für Tiere gelegt. Von hier aus beginnt für die Menschen mit schlichtem Herzen der Weg der wahren Befreiung und der ewigen Erlösung."
    "Trunken von Konsum und Vergnügen"
    Die Messe dauert etwas über eineinhalb Stunden und war damit vergleichsweise kurz. Am Ende hatten elf Kinder Blumen zur Krippe in St. Peter gebracht. Franziskus hatte kurz im Gebet vor der Szene verharrt, die die Geburt Christi darstellt.
    In seiner Predigt kam der Papst auf die Gegenwart zu sprechen – und prangerte Fehlentwicklungen an – auf die uns die Geschichte von der Geburt Jesu Christi aufmerksam machen will:
    "In einer Gesellschaft, die oft trunken ist vor Konsum und Vergnügung, von Überfluss und Luxus, von Augenschein und Eigenliebe, ruft er uns zu einem nüchtern-besonnenen, d.h. einfachen, ausgewogenen und gradlinigen Verhalten auf, das fähig ist, das Wesentliche zu erfassen und zu leben."
    Jahr der Barmherzigkeit
    Besonders an den diesjährigen Weihnachtsfeierlichkeiten im Vatikan ist, dass sie in einem außerordentlichen Heiligen Jahr stattfinden. Am 8. Dezember hatte Franziskus die Heilige Pforte von St. Peter und damit auch in Rom das Jahr der Barmherzigkeit eröffnet. Millionen Pilger werden bis zum 20. November 2016 in Rom erwartet. Auch in der Predigt kam der Papst auf das Thema Barmherzigkeit zu sprechen, das ihm seit seinem Amtsantritt vor fast drei Jahren besonders am Herzen liegt.
    "In einer Kultur der Gleichgültigkeit, die am Ende nicht selten erbarmungslos ist, soll dagegen unser Lebensstil erfüllt sein von Erbarmen, Einfühlungsvermögen, Mitleid und Barmherzigkeit."
    Die Christmette ist der Höhepunkt der Weihnachtsfeierlichkeiten im Vatikan. Heute um 12.00 Uhr wird Papst Franziskus vom Mittelbalkon der Fassade von St. Peter die Weihnachtsbotschaft sprechen und anschließend den Segen Urbi et Orbi spenden, der Stadt und dem Erdkreis. 120 Fernsehsender werden das in rund 60 Länder live übertragen.