Donnerstag, 28. März 2024

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Christopher Froome unter Doping-Verdacht
"Eine so hohe Dosierung macht mich stutzig"

Im Urin von Christopher Froome wurde das Asthmamittel Salbutamol festgestellt - in höherer Konzentration als zugelassen. "Das muss noch nicht Doping sein", sagte Lungenfacharzt Hans-Willi Breuer im Dlf. Zu hohe Dosierungen des Mittels halte er allerdings für medizinisch nicht sinnvoll.

Hans-Willi Breuer im Gespräch mit Marina Schweizer | 16.12.2017
    Chris Froome und sein Kollege Michal Kwiatkowski vom Team Sky bei der 13. Etappe der Tour de France 2017
    Chris Froome vom Team Sky bei der 13. Etappe der Tour de France 2017 (dpa / Yorick Jansens)
    1600 Mikrogramm des Asthmamittels Salbutamol dürfen Sportler innerhalb von 24 Stunden einnehmen - das entspricht etwa 16 Sprühstößen mit dem Inhalator. Medizinisch gesehen sei das eine "extrem hohe Dosierung", sagte der Lungenfacharzt Hans-Willi Breuer - so hoch, dass er eher davon ausgehen würde, "dass die Therapie insgesamt nicht optimal ist". Zur Asthma-Behandlung könnte man schließlich auch andere Mittel geben, "die durchaus erlaubt sind nach den WADA- oder NADA-Kriterien".
    Hohe Dosierung "aus anderen Gründen"?
    Auch wenn Breuer den Fall Christopher Froome "im Einzelfall nicht beurteilen" könne: "Wenn einer mit einer solchen Dosierung eine Vuelta gewinnen kann, macht mich das schon stutzig." Abgesehen davon, dass für den Facharzt eine so hohe Dosierung medizinisch nicht besonders sinnvoll erscheint. Vielleicht werde die Dosierung ja aber auch "aus anderen Gründen so hoch gehalten", erklärte Breuer, "wie etwa dem Glauben an Doping und Leistungssteigerung".
    Salbutamol nämlich simuliert Adrenalin, verbessert die Sauerstoffaufnahme und soll auch den Muskelaufbau fördern - wobei Breuer im Dlf betonte, dass die tatsächliche Wirkung des Mittels "in der Literatur sehr umstritten" sei: "Da ist auch viel Glaube dabei." Auch müsse die Überschreitung des Grenzwertes allein "noch nicht per se Doping sein", so Breuer. Hohe Konzentrationen im Urin könnten auch andere Gründe haben - wie zum Beispiel Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder auch Besonderheiten bei der individuellen Verstoffwechselung.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.