Dienstag, 19. März 2024

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Chronischer Schmerz
"Wer ständig Schmerzen hat, wird sozial ausgegrenzt"

Schmerz hilft uns, zu überleben: beim Griff auf die heiße Herdplatte wird das schnell bewusst. Verselbstständigt sich der Schmerz, wird das Warnsignal zu einer eigenständigen Erkrankung. "Wer ständig Schmerzen hat, ist nicht mehr fröhlich, die Umwelt reagiert darauf", sagte der Schmerzmediziner Gerhard Müller-Schwefe im DLF. Die Therapie ist komplex.

Gerhard Müller-Schwefe im Gespräch mit Carsten Schroeder | 28.03.2017
    Flammen brennen auf menschlicher Hand
    Chronischer Schmerz kann sozial isolieren und sich verschlimmern - es braucht eine umfassende, sorgfältige Therapie. (imago/Mike Moran)
    Schmerzchronifizierung nennen Mediziner den Schmerz, der sich verselbstständig hat. Da verblassen sogar die Ursachen, der eigentliche Auslöser tritt in den Hintergrund.
    Zu einer besseren Versorgung und zur angestrebten Heilung gehört es dann, ganz genau die sozialen Bedingungen des Patienten abzuklären. "Wir müssen eingebunden und gewürdigt sein, damit die körpereigene Schmerzkontrolle funktioniert", betont Gerhard Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. vom Schmerz- und Palliativzentrum Göppingen.
    Die Anamnese müsse Faktoren wie Familienbedingungen, Zufriedenheit am Arbeitsplatz und auch die Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation des Schmerzpatienten umfassen. Dazu gehöre das Training der Muskulatur, aber auch von Achtsamkeit - das schließe quasi auch eine psychologische Therapie mit ein.
    Das Interview können Sie sechs Monate lang in unserem Audioarchiv nachhören.