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Cinecittà World
Römische Ruinen per Achterbahn erleben

Liz Taylor wandelte einst für den Streifen "Cleopatra" in nachgebauten römischen Ruinen in der Filmstadt Cinecittà umher. Im Freizeitpark Cinecittà World vor den Toren Roms können Touristen nun mit einer Achterbahn durchrauschen.

Von Thomas Migge | 01.02.2015
    Liz Taylor als Cleopatra im gleichnamigen Film, der 1962 in den Cinecittà-Studios in Rom gedreht wurde.
    Liz Taylor als Cleopatra im gleichnamigen Film, der 1962 in den Cinecittà-Studios in Rom gedreht wurde. (imago/AGD)
    Schon auf dem Parkplatz wird der Besucher eingestimmt auf die Wunderwelt des Films: mit einem Parkplatzsound wie aus einem Hollywoodstreifen.
    Durch den Haupteingang, der eine exakte Kopie der von Diktator Mussolini in den 1920er-Jahren am römischen Stadtrand errichteten Filmstadt Cinecittà ist, betritt man das riesige Areal. Ganz anders als in der echten Cinecittà ist in dem nagelneuen Vergnügungspark des Kinos, südlich von Rom, jeder Winkel beschallt.
    Musik die an die 1920er-Jahre erinnert, in den USA, empfängt den Spaziergänger in einer breiten Straße, die von New Yorker Wohn- und Geschäftshäusern gesäumt wird. Die Fassaden erinnern an den Gangsterfilm "Gangs of New York" von Michael Scorsese von 2002, mit Leonardo Di Caprio und Cameron Diaz in den Hauptrollen.
    Kulissen für Cleopatra und Ben Hur
    Gleich um die Ecke eines wie echt wirkenden Grocery-Stores hört man Schreie und etwas, das ins Wasser zu fallen scheint. Mit Erstaunen erblickt man riesige antike Ruinen, alles Kopien natürlich, die im Wasser stehen. Eine Art Achterbahn für die ganze Familie. Gleich denkt man an die gigantischen Szenografien von "Cleopatra" von 1963. Einer der berühmtesten Historienfilme der Kinogeschichte, gedreht in Roms Filmstadt Cinecittà, mit Liz Taylor als Kleopatra. Oder auch an "Ben Hur" von 1959, an und die große Pferderennbahn, auf der Charlton Heston seine Rennen fuhr.
    Die römischen Ruinen im Wasser sind Teil einer Achterbahn, auch sie beschallt, mit martialischer Musik.
    Eine riesige und Furcht einflössende Achterbahn steht nur einige dutzend Meter entfernt. Oder genauer: erhebt sich als Teil eines gigantischen Raumschiffes, das Dante Ferretti entwarf. Feretti ist Italiens berühmtester Szenenbildner. Er arbeitete mit Fellini, Pasolini und Scorsese, zuletzt für den Film "Hugo Cabret". Ferretti ist die gesamte Gestaltung von Cinecittà World zu verdanken, erklärt Emmanuel Gout, Franzose und Direktor über den weltweit einmaligen Vergnügungspark des Kinos:
    "Vor rund zehn Jahren hatte man die Idee, den Namen der berühmten Filmstadt Cinecittà auch für einen solchen Park zu nutzen, durch den man spazieren kann und eine Attraktion nach der anderen erlebt. Dieser Park mit 20 Attraktionen kostete 250 Millionen Euro und ist ein Joint Venture dreier Unternehmer. Sie nutzten dafür das ehemalige Filmgelände des Kinounternehmers De Laurentiis. Rom-Touristen mit Kindern haben so die Möglichkeit nach dem Vatikan, dem barocken und kaiserlichen Rom sich hier zu vergnügen".
    Achterbahn mit zehn Bögen in 33 Metern Höhe
    Wie eben in dem Raumschiff, das wie aus "Star Wars" wirkt. Eine beeindruckend große Konstruktion. Durch das Raumschiff gelangt der Besucher zu der hypermodernen Achterbahn.
    Eine Achterbahn der Superklasse, mit zehn Bögen und bis zu 33 Metern hoch, bei der man mit extra hoher Schnelligkeit durch die Luft saust.
    Beim anschließenden Rundgang durch eine Westernstadt mit ihrer staubigen Straße, einer Kirche und einem Friedhof, kann man sich vom Geschwindigkeitsschock erholen. Auch in Bars und Lokalen, wo Western- aber auch Italokost serviert wird.
    Für einige der Attraktionen während des Spaziergangs sollte man starke Nerven mitbringen. Das gilt auch für eine weitere Achterbahn, die als Geisterbahn daherkommt und in einer der gigantischen ehemaligen Filmproduktionshallen untergebracht ist. Durch düstere Kulissen saust der Zug, hält ganz plötzlich an und stürzt dann ohne Vorwarnung fünf Meter in die Tiefe. Das ist nichts für zarte Seelen.
    Die sollten lieber in ein originalgetreu nachgebautes U-Boot aus den 1940er-Jahren eintauchen. Mit Soldatenhelm auf dem Kopf wird man von der U-Boot-Besatzung herumkommandiert und lernt, wie Unterwasserraketen abgeschossen werden. Auch die in Kinofilmen, wie bei Wolfgang Petersens "Das Boot" von 1981 mit Jürgen Prochnow in der Hauptrolle, nur erahnte Hitze in diesen Stahlröhren bekommt der Besucher voll mit.
    Federico Fellinis analoge Kulissen
    Der Spaziergang durch die Kinowelt als Vergnügungspark endet in einer weiteren gewaltigen Halle wo früher Western produziert wurden.
    Eine Musik-, Tanz- und Videoshow bezirzt den Zuschauer mit immer neuen digitalen Visionen der hochtechnologischen Kinowelt.
    Das alte Kino, das wird einem bei diesem Spaziergang klar, dass der Filme von Fellini, die noch ohne High-Tech-Schnickschnack gedreht wurden, nur im Studio mit Schauspielern und echten und nicht virtuellen Kulissen und Effekten, das ist tot. Aber durch solche melancholischen Gedanken sollte man sich den Kinoweltspaziergang in Cinecittà World nun wirklich nicht verderben lassen.