Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

"Comedy mit Karsten"
Gelungene Premiere der neuen MDR-Show

Sie sind bekannt als "The Fuck Hornisschen Orchestra" und nicht selten zu Gast in Sendungen wie "Nightwash". Jetzt luden Christian Meyer und Julius Fischer erstmals selber ein zu "Comedy mit Karsten". Ein gelungener Einstand, auch wenn unklar bleibt, warum der Namensgeber nur am Rand der Bühne sitzt und - gar nichts macht.

Von Heike Schwarzer | 29.09.2014
    Und los geht's mit einem Kamera-Schwenk hinein in die labyrinthischen Räume vom Neuen Schauspiel, einem jener Orte, für die man Leipzig, Hypezig, das coolere Berlin, eben so mag: naturbelassene Gründerzeit mit echter Geschichte.
    Und mittendrin ein bisschen Showbühne, echtes Publikum und zwei Jungs Anfang 30, ein Sachse und ein Norddeutscher, bieder im bayerischen Loden, und ab und an am wechselnden Musikinstrument: Das beherrschen sie gut.
    "Ihr denkt wahrscheinlich Comedy mit Karsten, was fürn bescheuerter Name, ja, es ist ein bescheuerter Name, aber die Alternative wäre VEB Comedy gewesen."
    Christian Meyer, schwarzer Bubikopf und dunkle Nerdbrille, mit Freude am Widerspruch und an bizarren Kinderinstrumenten wie koreanischem Handsynthesizer oder Elektropiano.
    Compagnon Julius Fischer meist an der Gitarre, semmelblond, füllig, frotzelnd, forsch. Autor, Lesebühnenaktivist, und einer der wenigen Slam-Poeten mit eigener Fernsehshow.
    "Wir sind auch wirklich überrascht, dass der MDR uns das machen lässt."
    Der Zuschauer staunt, wie nah die Steadycam - mal unscharf, mal wackelnd - ran darf an die Gesichter. So sieht man ganz genau, wenn Gags auch mal nicht zünden.
    "Christian ist der lebende Beweis, dafür, dass: Nur die Besten äh, äh, kommen ... gehen in den Westen. Den Gag habe ich jetzt richtig versemmelt."
    Ist eben keine hoch gehypte B-Prominenz, sondern eine Haus-, also stadtgemachte Nachwuchsgeneration, die nur unweit der MDR-Sendeanstalt seit Jahren in originellen Leipziger Off-Clubs wie "Ilses Erika" - aber nicht nur da - an eigenen Showprogrammen gewachsen ist.
    "... er ist der Größte..."
    Verspielt und auch mal schüchtern
    Christian Meyer und Julius Fischer legen einfach los, so scheint es und gucken nicht auf große Vorbilder: auf Olaf Schubert oder so. Sie brauchen ihre Spickzettel, sie geben sich verspielt und auch mal schüchtern. Jede Sendung ist 45 Minuten lang und hat vier Gäste.
    Da bleibt nicht so viel Zeit für die zwei Frontmänner. Eigentlich schade. Doch ab und an geben sie ein kurzes putziges Videoeinspiel.
    "Kamera ab, ähm, MAZ ab, ich guck mir das jetzt an."
    "Wenn Rehe Stimmen hätten, dann sängen sie wie sie..."
    Ihr Choral auf "Suchtpotenzial", ein weibliches Gesangsduo, ist Spitze. Und die wortwörtliche Betitelung von Videoclips auch.
    "Jetzt drei kurze Schnitte, geil gemacht. Mir ist das voll peinlich mit den Haaren..."
    Hört das denn gar nicht auf mit immer neuen Comedyformaten?
    "Nein, ja, nein, ja, nein..."
    Ganz im Gegenteil, und dem MDR ist mit "Comedy mit Karsten" gerade ein richtig gutes gelungen.