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Comic
Alltägliche Abenteuer einer Indie-Band

Andreas Eikenroth zeichnet nicht nur Comics, er spielt auch seit vielen Jahren in einer Band. In seinem neuesten Werk "Hummel mit Wodka" wird die musikalische Leidenschaft zur Protagonistin: Es geht um die Erlebnisse einer Indie-Band.

Von Kai Löffler | 06.08.2015
    Andreas Eickenroth hat sein neuestes Werk 'Hummel mit Wodka' veröffentlicht.
    Andreas Eikenroth hat sein neuestes Werk 'Hummel mit Wodka' veröffentlicht. (privat)
    "Es gibt ne Französische Band, die heißt Yeux de la tete. Also sowas in der Richtung hab ich immer im Hinterkopf, also auf jeden Fall hab ich das immer beim Zeichnen gehört."
    Sagt Comiczeichner und Autor Andreas Eikenroth. 'Les yeux d'la tête' waren aber nicht die einzige Inspiration für seinen Comic 'Hummel mit Wodka'. Die meisten Geschichten um eine Indie-Band, der kurz vor der Tour Schlagzeuger und Bassist abhanden kommen, stammen direkt aus dem Leben oder?
    "Das find ich eigentlich ganz witzig, dass man darüber mutmaßen kann, wenn man mag: Ist das jetzt echt gewesen oder hat er sich das ausgedacht?"
    Musik inspirierte den Comic
    Die Figuren sind alte Bekannte; der Möchtegern-Künstler Paul und seine ebenso erfolglosen Freunde hatten bereits einen Auftritt in Eikenroths preisgekröntem Debüt-Comic 'Die Schönheit des Scheiterns'.
    "Das ist aber keine Fortsetzung. Es ist zwar das gleiche Casting, es sind die gleichen Schauspieler sozusagen, aber es ist ne eigenständige Geschichte mit den gleichen Figuren."
    Inzwischen haben Paul und seine Freunde viel Zeit im Proberaum verbracht und gehen als Band auf große Tournee - mit drei Auftritten.
    "Da ich auch schon seit über 20 Jahren in irgendwelchen Bands spiele, sammelt sich da einiges an Erfahrung an und das ist ein cooler Aufhänger, einfach mal diese ganzen Bandgeschichten unters Volk zu bringen."
    Vor, während und nach den Konzerten der Indie-Band "Kazov", in wechselnder Besetzung, geht einiges schief. Der Comic ist kantig, authentisch erzählt, und hat ordentlich Wiedererkennungswert - vor allem für Musiker. Auch der Ort der Handlung ist ganz bewusst ausgewählt.
    "Du hast in Hamburg 'ne bunte Mischung an Clubs, total verschiedene Sachen auch. Ich mein, Hamburg hat ne total große Independent-Sache. Hamburg hat aber auch dieses Volkstümliche. "
    Hummel mit Wodka, das klingt wie eine Mutprobe oder ein exotischer Cocktail; in Wirklichkeit stammt es von einem Schlachtruf 'nordischer' Lokalpatrioten.
    Hamburger Schlachtruf: Hummel
    "Na, 'Hummel Hummel - Mors Mors', das ist ja dieser typische Hamburger Gruß. Das kommt ja irgendwo aus der Hamburger Geschichte, da gabs wohl mal nen Wasserträger, der hieß Hummel, und die Kinder haben wohl immer gerufen 'Hummel Hummel' und der hat wohl zurückgerufen 'Mors Mors', was soviel heißt wie 'leck mich am Arsch'.
    Und zwar mit Wodka. Ebenso rotzig wie mühelos ist auch die Optik des Comics. Eikenroth zeichnet seine wieder erkennbaren, cartoonartigen Figuren mit wenigen Strichen aber viel Charakter. Anders als sein knallbunter Webcomic 'Gelle, Giessen' ist die Graphic Novel in Schwarzweiß gehalten; dank starker Kontraste und bewusst schiefer Kompositionen springen die Bilder den Leser geradezu an.
    Manchmal werden Abenteuer der Band Kazov zu purem Slapstick...
    "Da gibts zum Beispiel diese Szene, wo der Uwe kotzen muss, und 'schnell nen Eimer!', und das Mädel rennt weg, und 'hier', zack und... scheiße, das war das Küchensieb. Das ist nun mal einer von den Gags, die das Leben geschrieben hat."
    Vor allem liest sich Hummel mit Wodka wie ein Stück gut beobachteter, authentischer Alltag - in dem die langweiligen Teile ausgespart sind. Ob die Abenteuer von Paul, Uwe und Steffen damit vorbei sind?
    "Ich hab da jetzt zwo Jahre dran gezeichnet und irgendwann dachte ich auch jetzt ist erst mal genug. Aber es gährt, ohne dass ich es will, schon wieder mehr. Und ich befürchte, irgendwann gehts mit denen immer noch weiter."