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Commerzbank
Kapitalerhöhung über Nacht

Quasi über Nacht hat die Commerzbank ihr Kapital um zehn Prozent erhöht. Begründet wird das Plus von mit einem erhöhten Aktienhandel. Dass die Commerzbank das neue Kapital nutzen wolle, um sich die Postbank ganz oder teilweise einzuverleiben, glauben Experten jedoch nicht.

Von Michael Braun | 28.04.2015
    Das Logo der Commerzbank am Hauptsitz in Frankfurt am Main
    Das Logo der Commerzbank am Hauptsitz in Frankfurt am Main (picture alliance / dpa - Daniel Reinhardt)
    Zehn Prozent Kapitalerhöhung sind schon ein Wort, vor allem für eine Bank, die seit 2007 keine Dividende mehr gezahlt hat. Aber die Commerzbank hat die erhofften 1,4 Milliarden Euro bekommen. Die Bank konnte über Nacht fast 114 Millionen Aktien verkaufen.
    Altaktionäre wurden nicht beteiligt an der Kapitalerhöhung, schon gar nicht bevorzugt. Nur Pensionskassen, Fonds und andere institutionelle Anleger wurden angesprochen und zahlten 12,10 Euro je neue Aktie. Sie brachten so rund 1,4 Milliarden Euro auf.
    Die Bank brauche das Kapital nicht unbedingt, meint Philip Hässler, Branchenanalyst der Equinetbank, aber der Konkurrenzdruck verlange sie doch:
    "Gut, die Commerzbank hat mit einer Kernkapitalquote von 9,5 Prozent Ende des ersten Quartals eine eigentlich ausreichende Kapitalisierung. Aber wenn man sie mit anderen europäischen Banken vergleicht, hinkt sie doch etwas hinterher. Deswegen, denke ich, war die Kapitalerhöhung einfach gedacht, um da gleichzuziehen und um Bedenken der Investoren zu zerstreuen, dass die Commerzbank im Vergleich zu allen anderen unterkapitalisiert sei."
    Deutlich erhöhter Überschuss
    Damit die Anleger auch zugriffen, hatte die Bank zugleich einen ersten Blick in ihre Quartalsbilanz zugelassen. Obwohl sie 150 Millionen Euro Bankenabgabe und auf die von Kärnten nun doch nicht garantierten Anleihen der maroden Bank Hypo Alpe Adria vermutlich 200 Millionen Euro abschreiben musste, trotz dieser Belastungen also wies die Bank einen deutlich erhöhten Überschuss aus.
    Das vorläufige Konzernergebnis schnellte von 200 auf 366 Millionen Euro hoch. Zugleich verstärkte die Commerzbank Gerüchte, sie werde für 2015 wieder eine Dividende ausschütten. Bankvorstand Martin Blessing hatte schon im Februar erste Spekulationen in diese Richtung freigegeben:
    "Die Wahrscheinlichkeit 15 ist höher als 14. Ein Jurist würde sagen, das Bemühen ist geschuldet, aber noch nicht das Ergebnis. Insofern lassen Sie uns da im Laufe des Jahres noch mal gucken, was passiert."
    Warum es so gut lief? Die Commerzbankkunden ließen sich offenbar an die Börsen locken, zu den Aktien, mit deren Verkauf eine Bank in der Regel sehr viel höhere Provisionen erlöst wie etwa mit dem Absatz von Anleihen. Analyst Hässler zum Hintergrund der guten Ergebnisse:
    "Das ist natürlich der Aktienmarkt, der sehr, sehr gut gelaufen ist, im ersten Quartal hohe Umsätze. Ich denke, die Kunden auch bei der Commerzbank, werden da einfach ein bisschen mehr getraded haben. Man hat es ja auch bei der comdirect gesehen. Die hat ja Rekordtransaktionszahlen für das erste Quartal quasi geliefert."
    Übernahme unwahrscheinlich
    Dass die Commerzbank neues Kapital einsammelte, um sich die Postbank ganz oder teilweise einzuverleiben, das glaubt der Analyst nicht:
    "Man kann fragen, was kann die Commerzbank anders als die Deutsche Bank machen. Bei der Deutschen Bank hat's nicht wirklich funktioniert, was die Rentabilität der Postbank angeht. Insofern wüsste ich nicht, wie die Commerzbank das schaffen könnte."
    Außerdem sei dazu eine Kapitalerhöhung von 1,4 Milliarden Euro viel zu wenig. Detailliertere Zahlen gibt die Bank am 7. Mai bekannt. Die Altaktionäre könnten am Donnerstag bei der Hauptversammlung darüber klagen, dass sich eine mögliche Dividende nun auf mehr Aktien verteilt.