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Crapware
Software, die keiner will

Wer beim Surfen auffällig mehr Werbung zu Gesicht bekommt als ohnehin schon üblich, hat vermutlich sogenannte Crapware auf seinem Rechner. Sie nervt, ist oft nur schwierig zu deinstallieren und stellt auch ein gewaltiges Sicherheitsproblem dar.

Von Achim Killer | 13.09.2014
    Eine Hand schreibt auf einer Tastatur.
    Crapware verbreitet sich, weil sie oft mit nützlicher Software gebündelt wird. Sie blendet Werbung ein oder manipuliert die Internet-Suche. (picture alliance / ZB / Jens Büttner)
    "Ich zeige euch, wie man die Ask-Toolbar entfernt. Wahrscheinlich habt ihr sie – wie ich - aus Versehen installiert, als ihr Java aktualisiert und dabei nicht auf die Häkchen geachtet habt, die man entfernen muss, damit man sie nicht mitinstalliert. Und Java muss schließlich jede Woche oder so aktualisiert werden."
    Ein Youtube-Video der Kategorie "How to" - "How to remove the ask-Toolbar" – Wie wird man die Ask-Toolbar wieder los? Eines von vielen. Die meist geklickten können durchaus mit Clips von Pop-Sternchen mithalten. Die Browser-Erweiterung der New Yorker Firma Interaktive Corp ist das bekannteste Stück jener Software, die gemeinhin als crapware bezeichnet wird. Crapware verbreitet sich, weil sie oft mit nützlicher Software gebündelt wird. Sie blendet Werbung ein oder manipuliert die Internet-Suche. Crapware beansprucht Arbeitsspeicher, Prozessorleistung und Bandbreite und macht so den Rechner lahm. Und: Crapware ist ein Sicherheitsproblem – allein schon wegen des dahinterstehenden Geschäftsmodells, sagt Ben Edelman, Professor an der Harvard Business School.
    "Jede zusätzliche Software ist ein potenzielles Risiko. Aber diese Programme bilden ein besonders hohes. Die Jungs, die sie entwickelt haben, wollen Geld machen - so schnell und so einfach wie möglich. Warum sollten die sich dafür interessieren, ob Ihr Computer sicher bleibt. Sie als Computer-Nutzer würden ja deren Software freiwillig überhaupt nicht installieren. Warum sollten diese Burschen sich also um ihr Renommee sorgen?"
    Eine weitere Verbreitungsmöglichkeit besteht darin, Crapware auf neuen Rechnern vorinstallieren zu lassen. Test-Software, etwa Anti-Virenprogramme, werden oft vorinstalliert, dann blockieren sie andere Schutzprogramme, beispielsweise Microsofts Windows Defender, ein Programm, das ansonsten aktiv ist und die am weitesten verbreiteten Schadprogramme erkennt.
    "Wenn ein Test-Anti-Virenprogramm vorinstalliert ist, passiert seitens des Windows Defender nichts. Und die Test-Software schützt den Rechner",
    sagt Dennis Batchelder von Microsofts Malware Protection Center. Aber Test-Software ist nun mal zum Testen da und nicht, um sie dauerhaft zu verwenden.
    "Wenn das Anti-Virenprodukt wie zum Beispiel die Test-Software abläuft, dann fordern wir den Kunden auf, sich zu schützen. Er kann seine Anti-Viren-Lizenz erneuern oder er kann die Software de-installieren, dann schützt der Windows Defender den Rechner wieder."
    Crap-Software - ein schmutziges wie erträgliches Konzept
    Soweit die Theorie. Aber die Benachrichtigung unter Windows 8.0 bietet noch eine weitere Möglichkeit an, darauf zu reagieren: Man kann: "Später nachfragen" anklicken. Und erfahrungsgemäß tun das die meisten – immer wieder. Ihre Rechner sind dann ungeschützt, obwohl sie sich in der trügerischen Sicherheit wiegen, ihr Computer verfüge ja noch über den Grundschutz durch den Windows Defender. Microsoft äußert sich dazu nur sehr zurückhaltend. Intern aber hält man Anti-Viren-Test-Software für das größte Sicherheitsproblem unter dem ersten Release des aktuellen Windows. Keine Zurückhaltung legt sich Ben Edelman auf. Er hält Capware nicht nur für ein gewaltiges Geschäft, sondern auch für ein schmutziges:
    "Es ist größer, als die meisten annehmen. Für einen typischen Computer-Hersteller ist es möglich, fünf oder zehn Dollar für das Installieren von Software zu erlösen. Multiplizieren Sie das! Das ist eine Menge. Es gibt einfach Unternehmen, die sonst mit ihrer Software nicht auf den Rechner des Benutzers kämen. Es geht nur mit dieser heimtückischen Bündelei."