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CSU ehrt Franz-Josef Strauß
Festakt in der Allerheiligen-Hofkirche

"Der größte politische Sohn Bayerns im 20. Jahrhundert": Mit großen Worten und einem Festakt in der Hofkirche erinnerte die CSU an ihren Langzeit-Chef Franz-Josef Strauß, der heute hundert Jahre geworden wäre. Die bayerische Opposition sprach von einem Personenkult "sowjetischer Prägung".

Von Michael Watzke | 04.09.2015
    Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kommt zum Festakt der Hanns-Seidel-Stiftung anlässlich des 100. Geburtstags von Franz Josef Strauß in der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz in München (Bayern) und geht dabei an einem Portrait des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten vorbei.
    Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (2. v. l.) auf dem Weg zum Festakt anlässlich des 100. Geburtstags von Franz Josef Strauß (Picture Alliance / dpa / Andreas Gebert)
    Die Mittenwalder Gebirgsschützen treten an für Franz Josef Strauß. Denn, so Hauptmann Roland Spornitz: "Franz-Josef Strauss war Ehrenleutnant der Gebirgsjäger-Kompanie Mittenwald. Wir stehen heute auf alle Fälle Spalier."
    Während CSU-Chef Horst Seehofer über den roten Teppich an der Münchner Residenz schreitet, vergleicht Hauptmann Spornitz das aktuelle Politpersonal mit dem Vorvorvorgänger: "Heut' ist ja mal eher ein Politiker, der um den heißen Brei herumredet, wenn wir mal ehrlich sind. Damals, das hat wirklich Hand und Fuß gehabt. Wo wär Bayern heute ohne Franz-Josef Strauß?"
    Die Frage geht direkt an den bayerischen Ministerpräsidenten: "Es ist ja bekannt, dass Franz-Josef Strauß mein persönliches politisches Vorbild ist. Er ist einfach ein Staatsmann von weltpolitischer Dimension."
    Stoiber kritisiert CSU von heute
    Die Sorge der CSU, dass es ihr heutzutage an weltpolitischer Bedeutung mangeln könnte - sie ist auch beim Festakt in der Allerheiligen Hofkirche in München zu spüren. Festredner Edmund Stoiber, damals einer der engsten Mitarbeiter von Strauß, bezeichnete den früheren bayerischen Ministerpräsidenten als "den größten politische Sohn Bayerns im 20. Jahrhundert."
    Strauß habe den Freistaat vom Agrarland ins Industrie-Zeitalter geführt und die Grundlagen für den Hightech-Standort Bayern gelegt. Die CSU sei unter seiner Führung eine echte Volkspartei geworden, so Stoiber, der in seinem Vortrag nicht mit Kritik am derzeitigen Kurs der Volkspartei CSU sparte: "Volkspartei à la Strauß, das heißt, nicht einfach möglichst viele Facetten durch Einebnung miteinander zu verbinden.
    Stoiber ließ in seiner Rede Franz Josef Strauß als einflüsternden Geist wiederauferstehen. Der Spiritus Rector der CSU sei ihm im Traum erschienen: "Er hat gesagt, Edmund, grab nicht das blonde Fallbeil aus. Nicht zum Geburtstag, tue ihnen nicht den Gefallen."
    Opposition boykottiert Festakt
    Sie, das sind die Kritiker, die Franz Josef Strauß auch heute noch vorwerfen, korrupt und antidemokratisch gewesen zu sein. Die bayerische Opposition hatte deshalb sogar den Festakt boykottiert. SPD-Fraktions-Chef Rinderspacher: "Die CSU macht Franz-Josef-Strauß-Festspiele in exzessiver Art. Wir brauchen keine Heldenverehrung sowjetischer Prägung. Das macht die CSU allerdings und wir wollen uns nicht daran beteiligen."
    Der Festakt heute in der mit 500 Gästen vollbesetzten Allerheiligen-Hofkirche war allerdings eher zurückhaltend inszeniert. Am Sonntag verabschiedet die CSU Franz Josef Strauß an seinem Grab in Rott am Inn.