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CSU-Generalsekretär
Scheuer verzichtet auf Doktortitel

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer will seinen Doktortitel nicht mehr führen. Demnach hatte Scheuer seinen Titel in Teilen Deutschlands zu Unrecht getragen. Das darf er laut Gesetz nur in Berlin und Bayern. Ihm selbst ist diese Handhabung jetzt zu kompliziert.

17.01.2014
    CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer
    CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer (dpa / picture-alliance / Andreas Gebert)
    CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer will in Zukunft auf das Führen seines Doktortitels verzichten. "Um eine kaum handhabbare Praxis beim Führen des Titels zu vermeiden, habe ich mich entschieden, vom Führen des Titels künftig völlig abzusehen", sagte Scheuer in der "Bild"-Zeitung. Sein Doktortitel ist am Vormittag in aller Eile von allen CSU-Internetseiten verschwunden, berichtet Michael Watzke .
    Seit 2011 gibt es zudem den Vorwurf, dass Scheuer eine Passage über Franz Josef Strauß in seiner Arbeit aus einer Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung abgeschrieben haben könnte. Die "FAZ"» druckte am Freitag die in Teilen wortgleichen Absätze aus beiden Veröffentlichungen ab.
    Scheuer hatte 2004 an der Prager Karls-Universität in deutscher Sprache über die politische Kommunikation der CSU promoviert. Da die dortige Arbeit nicht deutschen akademischen Standards entspricht, darf der niederbayerische Politiker den "Dr." ohne Zusatz in Deutschland eigentlich nicht führen - mit Ausnahme Berlins und Bayerns, wo Sonderreglungen dies ermöglichen.
    Das Oberlandesgericht Schleswig-Holstein rügte im Jahr 2011 einen Steuerberater, der ein slowakisches "kleines Doktorat" nutzte, um als "Dr." aufzutreten; der Steuerberater hatte seinen Hauptwohnsitz in Bayern, arbeitete aber in Schleswig-Holstein.
    FAZ: mit einem Master-Studienabschuss vergleichbar
    Scheuer hatte 2004 an der Prager Karlsuniversität promoviert, die Arbeit trug den Titel "Die politische Kommunikation der CSU im System Bayerns". Der Prager Doktorvater, der Politologe Rudolf Kučera, bezeichnete es gegenüber der FAZ als "ganz normal", dass Scheuer in Prag eine Arbeit in deutscher Sprache vorgelegt habe. Tschechischkenntnisse seien nicht verlangt worden; Scheuer habe in Prag keine Lehrveranstaltungen besucht. Scheuer ließ seinen Sprecher mitteilen, dass es nicht notwendig gewesen sei, für das Promotionsverfahren "die tschechische Sprache zu erlernen", da Kučera Deutsch spreche.
    Die FAZ hatte den seit 2005 bekannten Sachverhalt am Freitag auf ihrer Titelseite prominent aufgegriffen. Die wissenschaftliche Leistung Scheuers ist laut der Tageszeitung nur mit einem Master-Studienabschuss vergleichbar.
    Die Passauer Staatsanwaltschaft hatte 2006 Ermittlungen wegen möglichen Titelmissbrauchs eingestellt, neue Ermittlungen wegen Plagiatsverdachts gegen Scheuer gibt es nach Angaben der Behörde vom Freitag nicht.
    Grüne: Wer betrügt, der fliegt
    Der Koalitionspartner SPD forderte Aufklärung. "Mit dem Verzicht auf den Doktortitel ist es noch nicht getan", sagte Bayerns SPD-Landesvorsitzender Florian Pronold, der auch Parlamentarischer Staatssekretär in Berlin ist. Im Raum stehe "schließlich der Vorwurf des Plagiats".
    Die Grünen äußerten sich weniger zurückhaltend: "Wenn sich die Plagiatsvorwürfe bewahrheiten, kann es nur eine Konsequenz geben: Wer betrügt, der fliegt", zitierte Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause den viel kritisierten CSU-Slogan zur Zuwanderung aus Rumänien und Bulgarien.