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Cup der guten Hoffnung

Deutschland hat den Zuschlag für den Solheim Cup erhalten – eines der wichtigsten Turniere im Frauengolf. Die Veranstaltung im Jahr 2015 könnte der Sportart einen weiteren Popularitätsschub geben. Und das auch deshalb, weil weibliche Profigolfer wissen, wie man bei Sponsoren und Medien Sympathien gewinnt.

Von Jürgen Kalwa | 11.11.2012
    Die amerikanischen Zuschauer feierten früh und feuerten ihre Mannschaft schon am ersten Abschlag an. Ihr Team war – eindeutig – favorisiert.

    "U-S-A. U-S-A.”

    Doch am Ende jubelten die europäischen Gastgeber. Auch wenn die Schlachtrufe nach dem Sieg etwas unrhythmisch klangen.

    "Europe. Europe. Europe.”

    Europas beste Golfspielerinnen hatten das beinahe Unmögliche möglich gemacht und einen erheblichen Rückstand eingeholt. So zeigte sich beim Solheim Cup 2011 in Killeen Castle in Irland einmal mehr, wie spannend Golf sein kann. Und wie laut es manchmal auf den Tribünen zugeht.

    In der Siegermannschaft stand Sandra Gal aus Leichlingen, die in den USA auf der Profi-Tour der Frauen ihr Geld verdient:

    ""Für mich war es das größte Damen-Turnier, das ich je gespielt habe. Von der Atmosphäre, vom Druck her. Das Adrenalin geht einfach nur hoch. Und man konzentriert sich noch mehr auf den Schlag. Und man spielt für mehr. Man spielt für den Kontinent. Man spielt fürs eigene Land. Für die Fans, die da sind. Alles ist einfach noch mal hochgeschraubt.”"

    Es ist eine ähnliche Atmosphäre wie beim Ryder Cup der Männer, dem das Drei-Tage-Turnier nachempfunden ist. Das Format: Lochwettspiel. Oder in der amtlichen Sprache der Golfer: Match play. Ein Veranstaltungstypus übrigens, wie geschaffen, um Neugierige, die noch nicht mit den Besonderheiten des Spiels vertraut sind, an der Begeisterung teilhaben zu lassen.

    Die Gelegenheit für eine Revanche haben die Amertikanerinnen übrigens im nächsten Sommer in Colorado. Aber aus deutscher Sicht ist das nur ein Zwischenschritt. Denn 2015 wird der Solheim Cup zum ersten Mal in Deutschland ausgetragen. Im Golf-Club St. Leon-Rot bei Heidelberg. Die Nachricht überraschte. Denn erst vor einem Jahr waren die Brüder Bernhard und Erwin Langer mit einer Bewerbung für den Ryder Cup 2018 gescheitert. Und das obwohl sie versprochen hatten, unweit von Ingolstadt einen anspruchsvollen neuen Golfplatz zu bauen. Der dicke Minuspunkt: Es mangelte an finanziellen staatlichen Garantien.

    Der Unterschied zur Entscheidung in Sachen Solheim Cup? Sicher zunächst einmal jene etwas andere Haltung, die sich im professionellen Sport der Frauen manifestiert. Das beginnt schon mit den Basiskosten einer solchen Veranstaltung, die deutlich unter denen der Männer liegen. Nikolaus Peltzer, der Geschäftsführer der Deutschen Golf-Sport GmbH, der unter anderem die Ladies German Open in Gut Häusern veranstaltet:

    ""Wenn wir etwas Vernünftiges wollen und sagen, da fühlen wir uns alle mit wohl und das hat einen vernünftigen Standard, da bin ich so bei viereinhalb bis fünf Millionen Euro.”"

    Zum Vergleich: Beim Ryder Cup werden vorab 18 Millionen Dollar verlangt. In Form von sogenannten Lizenzgebühren. Und noch etwas anderes zeigen die Frauen im Golf, sagt Peltzer. Sie wissen um den Wert von Sympathiewerbung und eines Engagements hinter den Kulissen, besonders wenn es um den Umgang mit Sponsoren und Medien geht. Sie sind anders als...

    ""...gesättigte Herren-Professionals, die man selbst im Zweifel gar nicht ansprechen darf, sondern immer nur über die Managementagenturen. Das ist schon deutlich angenehmer mit einer Sandra Gal oder einer Laura Davies, weil die sich deutlich wertgeschätzter und dankbarer fühlen.”"

    Laura Davies – die Engländerin – hat an jedem Solheim Cup seit seinen Anfängen 1990 teilgenommen und gehört auch mit 49 noch immer zu Europas Besten.

    Der ursprüngliche Plan mit dem Austragungsort Gut Kaden bei Hamburg wäre übrigens beinahe gescheitert. Doch dann sprang St. Leon-Rot kurzfristig ein. Der Eigentümer der Anlage – der Unternehmer und Fußball-Investor Dietmar Hopp – holte starke Werbepartner mit ins Boot. Und damit konnte sich die Bewerbung gegen Konkurrenz aus Ländern wie England, Portugal und Spanien durchsetzen. Eine Betteltour bei Politikern war gar nicht erst vonnöten.

    Der Geschäftsführer von St. Leon-Rot, Eicko Schulz-Hanßen der auch als Vize-Präsident im Deutschen Golfverband amtiert, hat nun drei Jahre Zeit, eine Veranstaltung zu planen, die der Sportart in Deutschland sehr viel neues Publikum eintragen kann. Vor allem junge Leute sollen angesprochen werden. Um Nachwuchs heranzuziehen, aus dem sowohl neue Spitzenspieler hervorgehen können als auch eine breitere Basis. Eine Hoffnung, die von den Beispielen USA, Großbritannien oder etwa auch Schweden zehrt, wo Golf Volkssport ist.

    Die Verantwortlichen wollen dabei auch einen neuen Weg probieren, da die Bewegtbilder ohnehin produziert werden, denn in den USA interessieren sich hunderttausende für den Wettbewerb:

    ""Wir sehen ganz kritisch, dass es viel zu wenige Menschen in Deutschland gibt, die mit dem Solheim Cup etwas anfangen können. Die Zielsetzung muss sein, dass sich das ändert. Natürlich: Die Spielerinnen spielen vor Ort, und das ist das Wichtigste. Das ist das Zentrum. Aber nach dem Solheim Cup in Colorado werden wir entsprechende Kampagnen fahren. Wir möchten die Breite gewinnen – auch Menschen, die nicht golfen – und den Solheim Cup definitiv über Bewegtbild, über Smartphones zu den Menschen zu bringen. Wenn wir das hinkriegen, was wir uns vorgenommen haben, werden sie in Deutschland zumindest die Bilder auf ihrem RIM Blackberry, auf ihrem iPhone verfolgen können.”"