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Cybersicherheit
Apple und Amazon bestreiten chinesischen Hackerangriff

Der Bericht klang spektakulär: Hacker der chinesischen Armee hätten es geschafft, bei der Produktion von Servern winzige Spionage-Chips einzubauen. Betroffen seien unter anderem große US-Firmen wie Apple und Amazon. Die dementieren nun scharf.

Von Torsten Teichmann | 05.10.2018
    Das Foto zeigt die Platine eines Computers.
    Angriff von innen: Konnten chinesische Hacker winzige Spionage-Chips auf die Platine von Servern einschleusen? (imago / photothek / Thomas Trutschel)
    Unternehmen wie Apple und Amazon haben einen Bericht zurückgewiesen, sie hätten in ihren Servern chinesische Spionage-Chips entdeckt. Michael Riley vom Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg hält dagegen an der Enthüllungs-Geschichte fest. Er stütze sich unter anderem auf die Beurteilung der US-Geheimdienste, sagt Riley im Radiosender NPR.
    "Und die haben großes Vertrauen in ihre Beurteilung. Interessant ist auch, wie das chinesische Außenministerium auf unsere Anfrage reagiert hat: Häufig streiten die alles ab. Dieses Mal war die Antwort ausgewogener. Sie erklärten, sie seien ebenfalls Opfer solcher Hardware-Angriffe."
    Amazon: Bericht ist falsch
    Riley hatte zusammen mit Kollegen berichtet, dass eine Einheit der chinesischen Armee einen Spionage-Chip auf tausenden US-Servern platzieren konnte. Die Bauteile für Server werden überwiegend in China hergestellt, auch wenn die eigentlich Produzenten US-Unternehmen sind. Die chinesische Armee habe Subunternehmer in der Volksrepublik geschmiert, um das Design von Platinen zu ändern. Der Chip der Chinesen sei nicht größer als ein Reiskorn.
    "Grundsätzlich ist das am Ende ein Chip auf einer Hauptplatine des US-Unternehmens Super Micro. Den Namen haben die meisten nie gehört. Aber die Firma ist unheimlich wichtig für die Produktion von Servern."
    Das zusätzliche Bauteil konnte mit Hilfe des Servers eine Verbindung nach außen herstellen und so ermöglichen, dass Spionageprogramme nachgeladen werden. Apple und Amazon hätten den Chip auf Platinen von Super Micro 2015 entdeckt.
    Amazon erklärte auf Nachfrage von Bloomberg, das Unternehmen sei nie über eine kompromittierte Lieferkette informiert gewesen, über Veränderungen an der Hardware oder bösartige Computerchips. Apple versicherte in einer Erklärung: Der Bericht der Bloomberg-Journalisten sei komplett falsch. Kein Mitarbeiter des Unternehmens habe sich je mit solchen Informationen an das FBI gewandt. Noch habe das FBI Apple kontaktiert. Deshalb gebe es auch keinen Maulkorb.
    China produziert schätzungsweise 75 Prozent aller Mobiltelefone
    Bloomberg beruft sich auf eine Gruppe von Informanten aus Wirtschaft und Politik. Die USA werfen China grundsätzlich Wirtschaftsspionage vor. Der Chef des FBI, Christopher Wray, sagt, alle Regionalbüros seiner Behörde seien mit der Abwehr und Aufklärung beschäftigt.
    "China hat höchste Priorität auf diesem Gebiet. Wir hatten Fälle von Technologie für Windräder in New York bis zu Forschung an Mais-Samen in Iowa."
    Die US-Regierung hatte zuletzt weitere Zölle auf Importe aus China in Milliardenhöhe erlassen. Und zwar auch als Reaktion auf den Diebstahl von intellektuellem Eigentum. Der Bloomberg Journalist Michael Riley glaubt, auch die US-Wirtschaft müsse eine Entscheidung treffen.
    "Unternehmen müssen sich jetzt überlegen, ob sie der Produktion noch vertrauen. Wie reagiere ich darauf? Soll ich woanders produzieren? Das ist ein großes Problem, das nur schwer zu lösen ist."
    Denn nach einigen Schätzungen produziert China derzeit 75 Prozent aller Mobiltelefone weltweit und 90 Prozent aller PCs.