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Dämmen und erneuern

Steigenden Energiekosten können bei Hausbesitzern wie Mietern deutliche Löcher in die Haushaltskasse reißen. Um den Energieverbrauch zu drosseln, können sie die Wärmedämmung verbessern und die Heiztechnik modernisieren. Welche Maßnahmen sich am ehesten lohnen, darüber hat der Bundesindustrieverband Haus-, Energie- und Umwelttechnik gemeinsam mit dem Deutschen Mieterbund in Berlin informiert.

Von Philip Banse | 02.07.2008
    Ob es sich rechnet, Geld in neue Technik zu investieren, um die Energiekosten in den Griff zu bekommen, hängt natürlich immer vom Einzelfall ab. Aber in den allermeisten Fällen rechnet es sich schon - die Frage ist nur: Wann? Wann habe ich mit einer modernen Gasheizung, ergänzt durch erneuerbare Energien, so viel Geld gespart, wie die Anlage gekostet hat? Klaus Jesse, Präsident des Bundesindustrieverbandes Haus- Energie- und Umwelttechnik, rechnet das am Beispiel eines Einfamilienhauses vor:

    "Wenn ich heute in eine moderne Heizungsanlage inklusive regenerativer Energieerzeugung investiere, muss ich mit Kosten von 10.000 bis 15.000 Euro rechnen. Bei Investitionen in dieser Größenordnung und bei weiterhin steigenden Energiepreisen amortisieren sich diese Investitionen in fünf bis zehn Jahren."

    Mit modernen Anlagen könne man bis zu 45 Prozent teurer fossiler Brennstoffe einsparen. Mit dem Klimapaket habe die Bundesregierung es Hausbesitzern zudem schmackhafter gemacht, Heizung und Dämmung portemonnaie- und klimafreundlich zu modernisieren, sagt der Chef-Lobbyist der deutschen Heizungsindustrie:

    "Das Fördervolumen ist auf 350 Millionen erhöht worden und wird im nächsten Jahr auf 500 Millionen erhöht. Das heißt, gerade die Technologien, die sich eben noch nicht schnell rentieren, werden durch Subventionen vergünstigt, so dass Entscheider jetzt investieren können und in der Zukunft sparen."

    Das gilt jedoch nur für Hausbesitzer. Mieter sind in einer schlechteren Position. Für Millionen einkommensschwache Mieter könne die Energiepreisexplosion zur Armutsfalle werden, warnte heute der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Franz-Georg Rips. Für Warmwasser etwa müssten Mieter dieses Jahr 50 Prozent mehr zahlen, als 2006. Gleichzeitig hätten Mieter vergleichsweise geringe Möglichkeiten, ihre Energiekosten zu senken:

    "Es gibt eigentlich nur zwei Instrumente, die Mieter in der Hand haben. Das eine ist das Auswahlverhalten danach auszurichten, also zu gucken, dass besonders teure Wohnungen mit hohen Energiepreisen aufgegeben werden und neuere Wohnungen mit einem besseren energetischen Zustand angemietet werden. Das Zweite ist das Verhalten in der Wohnung energetisch anzupassen, aber man will natürlich auch nicht frieren. Das sind beide relativ bedeutungslose Möglichkeiten. Die Hauptlast liegt eindeutig bei den Vermietern hier tätig zu werden."

    Und wenn der Vermieter Heizung und Dämmung auf den neusten Stand bringt, kann es sein, dass der Mieter erstmal weit mehr Miete zahlen muss, als er an Energiekosten einspart:

    "Wenn man eine Wohnung umfassend energetisch verbessert, dann entstehen sicher 25.000 Euro an Investitionskosten. Dann wären immerhin umlegbar monatlich über 200 Euro, das ist natürlich mehr, als an Energie eingespart wird. Dann muss man natürlich überlegen, ob man nicht das Mietverhältnis kündigt, um dann eine billigere Wohnung zu suchen."

    Wer eine so drastische Mieterhöhung erhält und nicht gleich ausziehen will, könne verhandeln, so Mieterbundpräsident Rips. Viele Vermieter würden lieber mit dem Preis runtergehen, als Mieter zu verlieren. Obwohl energetische Sanierungen also schon teilweise von den Mietern mitbezahlt werden müssen - Vermietern und auch der Heizungsindustrie reicht das noch nicht aus. BDH-Chef Jesse:

    "Wir sind als Branche, die davon lebt, dass moderne Technik installiert wird, natürlich viel mit den Investoren zusammen. Die Investoren können ihre Investitionen jedoch nicht genug auf die Mieter umlegen. Dieser konstruktive Dialog, den wir mit dem Mieterbund suchen, wird hoffentlich dazu führen, dass wir mit Wohnungswirtschaft und Mieterbund zu vernünftigen Lösungen kommen."

    Sprich: Mieter sollen mehr an Sanierungskosten beteiligt werden. Der Mieterbund scheint für dieses Anliegen durchaus ein offenes Ohr zu haben. Mieterbund-Präsident Franz-Georg Rips:

    "Es gibt gar keinen Zweifel: Die Mehrkosten, die durch eine energetische Sanierung entstehen, müssen alle tragen. Die Vermieter, um ihre Objekte langfristig vermietbar zu halten, auch aus Eigeninteresse. Aber natürlich auch die Mieter, weil sie auch dem Klimaschutz und dem sparsamen Umgang mit Energie etwas schulden, keine Frage. Und der Staat muss das massiv fördern, weil der Klimaschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist."