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Dänische Bakterien-Wurst
Kein Grund zur Panik

Seit September 2013 sind in Dänemark zwölf Menschen an einer Listerien-Vergiftung gestorben. Auslöser waren Bakterien in Wurstwaren der Firma Joem A. Rullepølser. Einige Produkte seien auch nach Deutschland gelangt, Grund zur Panik gebe es aber nicht, sagte Michael Frömter vom NDR im Deutschlandfunk.

Michael Frömter im Gespräch mit Georg Ehring | 15.08.2014
    Ein Lieferwagen der Firma Rullepolser steht vor deren Fabrik.
    Ein Lieferwagen der Firma Rullepolser steht vor deren Fabrik. (picture-alliance / dpa / Scanpix Denmark)
    Georg Ehring: Von außen war nichts zu erkennen, doch die Ware war alles andere als unbedenklich: In Dänemark hat mit Bakterien belastete Wurst mehrere Menschen das Leben gekostet. Der Fall erregt natürlich die Gemüter bei unseren Nachbarn, und jetzt wurde bekannt, dass auch Deutschland mit betroffen sein könnte. Michael Frömter in Kiel, zunächst einmal: Was ist in Dänemark genau passiert?
    Michael Frömter: Ja, seit September im vergangenen Jahr, also seit September 2013 sind inzwischen zwölf Menschen in Dänemark gestorben, und zwar haben die alle Wurst gegessen, die mit Listerien, das sind also gefährliche Bakterien, verseucht war.
    Insgesamt sollen sich in Dänemark mindestens 20 Menschen angesteckt haben, zudem gibt es offenbar mehrere Verdachtsfälle, die werden aber noch geprüft, und alle Menschen, die an der Listerien-Vergiftung gestorben sind, waren nach Angaben der dänischen Behörden bereits vorher krank.
    Ausgangspunkt für diese ganze Infektion und diese Listerien-Vergiftung ist ein Hersteller in Dänemark, und zwar die Firma Joem A. Rullepølser, und der Betrieb ist inzwischen geschlossen worden und die Produkte sind auch zurückgerufen. Und nach den bisherigen Erkenntnissen waren die Bakterien, an denen die Menschen letztendlich gestorben sind, in einem Lammfleischprodukt dieser dänischen Firma Rullepølser, und zwar in den Lamb Roll Sausages, also Lammwürstchen. Und vorsorglich ... Also da, in diesem Produkt sind die Listerien definitiv nachgewiesen worden, und vorsorglich haben die Behörden dann aber auch veranlasst, dass weitere Produkte von dem Hersteller zurückgerufen werden.
    "Grund zur Panik gibt es nicht"
    Ehring: Es geht also um Listerien. Was sind das für Wesen und wer ist dadurch besonders gefährdet?
    Frömter: Also Listerien sind Bakterien, im Vergleich zu Salmonellen kommen sie allerdings relativ selten vor. Sie sind in der Regel für einen gesunden Menschen gar nicht so gefährlich. Kranke oder geschwächte Personen, insbesondere Leute, die ein geschwächtes Immunsystem haben, sollten sich vor Listerien aber schützen, denn ist man infiziert, so kann die Infektion besonders schwer verlaufen, warnt zumindest das Bundesamt für Risikobewertung in Berlin.
    Und das Problem ist auch, die Krankheit sofort zu erkennen, weil die Symptome, die zunächst auftreten, sind eher unspezifisch und ähneln mehr einer Grippe.
    Allerdings sagen die Behörden tatsächlich: Grund zur Panik gibt es nicht. Nur als Beispiel: In Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr sind 758 Wurstproben getestet worden, da sind sechs Mal in Fleischerzeugnissen potenziell gesundheitsgefährdende Erreger gefunden worden.
    "Neue Krankheitsfälle auf jeden Fall gibt es in Deutschland nicht"
    Ehring: Manche dieser Waren wurden aber auch in Deutschland verkauft. Welches Ausmaß hat das?
    Frömter: Im Moment scheint es so, wie die Behörden es mitteilen, dass die Wurstwaren von Rullepølser gerade mal ins Grenzland, also ins deutsch-dänische Grenzland gegangen sind, und zwar nicht diese betroffene Lammwurst, aber vier weitere Produkte dieser Firma, und zwar sind die geliefert worden in ein Geschäft nach Harrislee, das ist das Unternehmen Fleggaard in Harrislee, Harrislee ist nördlich von Flensburg, das ist ein Geschäft in diesem Grenzhandel, wo Dänen und Skandinavier gerne einkaufen, weil die Steuer anders ist. Und dabei geht es um vier Produkte, nämlich um Kochschinken, Kasseler, Mettwurst und gekochte Wurst, also gekochte Pølser.
    Die Wurst ist in diesem Geschäft, das ist bislang das einzige, was beliefert worden war, jeweils in 500-Gramm-Packungen verkauft worden, und insgesamt sind allerdings schon 160 Kilogramm Wurst so über die Theke gegangen, bevor es den Rückruf gab. Aber ob diese Wurst auch tatsächlich mit Listerien belastet war, ist unklar, sagen die Verbraucherschützer und sagt auch das Landwirtschaftsministerium.
    Dennoch: Wer Wurst in diesem Laden in Harrislee gekauft hat und gegebenenfalls noch was im Kühlschrank hat, sollte das besser wegwerfen. Neue Krankheitsfälle auf jeden Fall gibt es in Deutschland nicht.
    Und dann haben mir die Behörden eben noch bestätigt, dass mittelbar auch noch Wurstwaren von Rullepølser nach Deutschland gelangt sind, und zwar auf dem Seeweg, weil nämlich die deutsch-dänische Fährlinie Scandlines auch von diesem Unternehmen beliefert worden ist, und zwar, ja, ich sage mal, für die Buffets, für die schönen skandinavischen Buffets an Bord der Scandlines. Also die Wurst ist da hin geliefert worden zum Verzehr an Bord. Die Chargen sind inzwischen auch zurückgerufen worden, aber es gibt weiter keine Erkenntnisse über weitere Erkrankungen und es gibt auch keine Erkenntnisse, dass Wurstwaren in südlichere Regionen nach Deutschland gekommen sind.
    Ehring: Michael Frömter, herzlichen Dank!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.