Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Darmkrebs
Vorbeugen, Erkennen, Behandeln

Wer eine Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchung durchführen lässt, muss zuvor Abführmittel zu sich nehmen und darf nichts mehr essen. Diese etwas unangenehmen Vorbereitungen sowie die Prozedur selbst mögen abschrecken. Allerdings völlig zu Unrecht. Fakt ist: Eine solche Untersuchung rettet regelmäßig Leben. Eine Reportage aus dem Evangelischen Krankenhaus Köln-Weyertal.

Von Barbara Weber | 18.11.2014
    "Mein Vater hatte Krebs im Dickdarm, aber freut sich heute noch mit 92 bester Gesundheit", meint der 50-jährige Patient. Und damit das bei ihm ähnlich wird, sagt er "mach' ich rechtzeitig die Prophylaxe."
    Dr.Claus Benz, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin am Evangelischen Krankenhaus Köln-Weyertal, erklärt ihm noch einmal kurz, wie die Untersuchung des Darms abläuft.
    Arzt: "Es gibt die Möglichkeit, dass wir die Untersuchung so machen, dass Sie bei vollem Bewusstsein sind und alles mitkriegen oder dass Sie schlafen."
    Patient: "Mein älterer Bruder hat den ganzen Zirkus auch schon mal gemacht, der hat gesagt, ich soll mich schlafen legen."
    Arzt: "Also ich persönlich hab' mich auch schon koloskopieren lassen. Ich hab es mit Schlafspritze gemacht. Dann machen wir das so."
    Eine viertel Stunde später liegt der Patient auf einer Liege im Behandlungszimmer.
    "Der liegt auf der linken Seite ganz entspannt und träumt hoffentlich was Schönes, und ich beginne jetzt mit der Untersuchung. Ich mache erst mal eine Untersuchung mit dem Finger vorher, um zu tasten, ob da alles in Ordnung ist. Das ist der Fall. Dann nehme ich jetzt das Endoskop in meine linke Hand. Den Einführungsschlauch, der der eigentlichen Untersuchung dient, den habe ich in der rechten Hand. Das Gerät ist etwa so dick wie mein Finger. Das führe ich jetzt hier ein. So, Gerät ist schon drin."
    Auf einem Monitor sieht der Arzt das Innere des Enddarms, rosig, von feinen Äderchen durchzogen.
    "So, hier sehen wir schon einen Polypen. Der ist relativ weit unten, der ist nicht sehr groß. Den können wir wahrscheinlich mit der Zange abknipsen, aber wir gehen erst nochmal einen Schritt weiter."
    Vorsichtig schiebt Dr.Benz das flexible Gerät durch die Darmschlingen, um sich zunächst einen Überblick zu verschaffen.
    "Hier sind wir jetzt schon zu etwa einem Drittel in den Dickdarm vorgedrungen. Mit unserem Gerät. Oh, da ist ein sehr großer Polyp hier! Den müssen wir mit der Schlinge abmachen. Der ist mindestens zweieinhalb bis drei Zentimeter groß. Dieser Polyp, würde ich mal mutmaßen, wäre in drei oder vier Jahren Darmkrebs."
    Der Arzt entdeckt noch einen weiteren kleinen Polypen.
    "Die Schwester Katja, die hier nur für die Überwachung des Patienten und für die Narkose abgestellt ist, die gibt jetzt bitte mal etwas zur Darmberuhigung, und der Herr Gratler, der hier zu meiner rechten steht, der gleich aktiv werden wird, wenn wir den großen Polypen abtragen. So, hier sehen wir nichts Besonderes. Dann machen wir uns auf den Rückweg."
    Mit Hochfrequenzstrom die Wunde verschweißen
    Jetzt beginnen die eigentliche Untersuchung und der Abtrag der Polypen. Ein kleiner Polyp wird mit einer Zange abgeknipst. Die Wunde ist sehr klein, sodass die Blutung schnell aufhört. Anders bei dem großen Polypen. Mit Kochsalzlösung unterspritzt der Arzt den Polypen, damit er sich von der Darmwand abhebt und umschließt ihn mit einer Schlinge.
    "Schlinge bitte langsam schließen. Ich hab den Polypen jetzt in der Schlinge gegriffen, scheint komplett drin zu sein. Jetzt betätige ich die Fußtaste, leg da Hochfrequenzstrom an. Sie hören den singenden Ton des Stroms. Zack! Der Polyp ist ab."
    Der Strom verschweißt die Wunde. Zusätzliche Klammern, die nach einiger Zeit mit dem Stuhlgang ausgeschieden werden, verhindern weitere Blutungen. Alle Polypen werden anschließend im Labor untersucht. Nachdem Dr.Claus Benz einen weiteren kleinen Polypen abgetragen hat, zieht er ein Resümee der Untersuchung:
    "Ausbeute dieser Untersuchung: drei Polypen bei einem beschwerdefreien 50-jährigen Patienten, der ohne diese Vorsorge mit großer Wahrscheinlichkeit in ein paar Jahren Darmkrebs gehabt hätte. Hier sind wir wieder im Enddarm und hier die letzten Zentimeter noch einmal. Zack, sind wir wieder draußen."