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Das Aus der Glühbirne war nur der Anfang

Energiesparen und alte Stromfresser wie die Glühbirne aus dem Verkehr ziehen: Das regelt seit fünf Jahren die EU-Ökodesign-Richtlinie. Doch wie weit ist man mit der Umsetzung der neuen Vorgaben gekommen?

Von Dorothea Jung | 02.09.2010
    Ganz gleich, ob ein Staubsauger auf unserem Einkaufszettel steht, ein Gefrierschrank oder eine Waschmaschine - die Ökodesign-Richtlinie legt fest, wie viel Energie diese Geräte maximal verbrauchen dürfen.

    "Das heißt, die EU-Kommission sorgt dafür, dass die ganz schlechten Geräte nicht mehr verkauft werden dürfen; also die Geräte, die besonders viel Energie fressen","

    versichert Holger Krawinkel vom Verbraucherzentrale-Bundesverband. Seiner Meinung nach sind die Mindesteffizienzstandards für Elektrogeräte in den letzten fünf Jahren nach und nach angemessen umgesetzt worden. Nicht nur bei den Leuchtmitteln sieht er Fortschritte, sondern auch bei den beliebtesten Energiefressern des privaten Haushaltes, den Geräten im sogenannten Standby-Modus. Denn seit Beginn dieses Jahres wird der Stromverbrauch von Haushalts- und Bürogeräten im Bereitschafts-Zustand auf ein Watt begrenzt. Ab 2013 sogar auf 0,5 Watt. Und trotzdem, so Holger Krawinkel, muss der Verbraucher nicht vom Sessel aufstehen, um den Schalter zu bedienen.

    ""Die Standby-Funktionen sind erhalten geblieben. Das heißt: Es gibt keinen Komfort-Verlust. Aber der Standby-Verlust ist sehr, sehr gering; da spart der Verbraucher richtig Geld, wenn er sich ein neues Gerät kauft."

    Die Ökodesign-Richtlinie greift bereits bei den Herstellern. Aber noch nicht überall im Handel. Der Verbraucher sollte sich deswegen vor dem Kauf sorgfältig über die technischen Vorgaben informieren, rät Jörg Minnerup, Manager bei TRILUX - einem Unternehmen, das technische Leuchten herstellt.

    "Wenn man beispielsweise für die Garage, für den Keller eine typische Feuchtraumleuchte kaufen möchte und in den Baumarkt geht, dann kann man eben ganz schnell zum falschen Produkt greifen, weil es eben noch häufig Produkte auf dem Markt gibt, die eigentlich gar nicht mehr verkauft werden dürften."

    Vertreter der Industrie bewerteten die Ökodesign-Richtlinie zwar insgesamt als einen positiven Impuls für die europäische Wirtschaft. Nicht zufrieden sind sie aber mit der Kennzeichnung energieeffizienter Produkte. Dirk Jepsen vom Umweltberatungs-Institut Ökopol möchte, dass der Verbraucher energiesparende Top-Produkte besser erkennen kann.

    "Diese Energieverbrauchskennzeichnung von rot bis grün - da ist es ein klein bisschen schwierig, dass wir das jetzt in Zukunft für viel, viel mehr Produktgruppen sehen werden, aber wir werden es eben auch in etwas unterschiedlicher Form sehen. Mit A, mit A++ bis hin zu A+++ als allerbeste Produktgruppe; ansonsten kann man aber erst mal sagen: Was grün ist, ist zumindest mit unter den besten."

    Bundesumweltminister Norbert Röttgen mahnte die öffentliche Hand, den Einkauf ihrer Produkte - ähnlich wie die privaten Haushalte - zukünftig konsequenter als bisher an ökologischen Kriterien auszurichten. Röttgen rechnete vor, dass sich allein durch die sogenannte Standby-Verordnung bis zum Jahr 2020 in Europa ein Einsparungspotential von 35 Terawattstunden ergibt. Das sei in etwa soviel wie der jährliche Stromverbrauch Dänemarks. Auch wirtschaftlich sei die Ökodesign-Richtlinie ein erfolgversprechendes Rahmenmodell.

    "Ich glaube daher, dass die Ökodesign-Richtlinie ein prominentes, wirksames Beispiel dafür ist, dass im europäischen Binnenmarkt marktwirtschaftliche Entwicklung einen Ordnungsrahmen erhält, der wirtschaftliche Tätigkeit auf Zukunftsfähigkeit und auch Wettbewerbsfähigkeit hin orientiert."

    Damit das Wirklichkeit werden kann, müssen nach Meinung der Experten die Kontrollen in ganz Europa sorgfältiger und engmaschiger werden. Denn immer wieder tauchen Geräte aus Fernost auf, die betrügerisch gekennzeichnet sind. Sie schädigen den Wettbewerb, indem sie dem Verbraucher nur vorgaukeln, dass er mit ihnen Energie einsparen kann.