Donnerstag, 18. April 2024

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Das Berliner Duo Yeah But No
"Brüche sind die Konzentration von Energie"

Abschied, Bruch, Neuanfang - das sind die Themen des Debüts von Yeah But No, dem Berliner Duo aus Soundtüftler Mario Willms und Sänger Fabian Kuss. Ein Album, das elektronisch verspielt, melodiös und melancholisch daher kommt. Denn: "Popmusik ist halt voll von happy clappy Musik", so Kuss im Dlf.

Von Anja Buchmann | 18.11.2017
    Fabian Kuss bei der Kulturarena 2013 in Jena
    Unsere Kritikerin ist sehr angetan von dem Zusammenspiel aus Fabian Kuss' (Foto) beweglicher Stimme und Mario Willms' dezent pulsierender Electronica. (imago/VIADATA Jena )
    "Brüche zeichnen das Leben aus. Brüche sind Neuanfang, Brüche sind die Konzentration von Energie. Oh Gott, das klang gerade pathetisch", meint Mario Willms aka Douglas Greed.
    Nein, pathetisch sind sie nicht, die Jungs von Yeah But No. Eher ein bisschen düster und melancholisch. Musikalisch zumindest. Auch die Texte des gemeinsamen Debüts erzählen von Enden und Brüchen, aber ebenfalls von Neuanfängen. Themen, die sich im Laufe der dreijährigen Arbeit am Album ergeben haben. Und da gehören Veränderungen jeglicher Art eben dazu.
    "Im Grunde sind wir sehr positive Menschen, wir kanalisieren das nur gerne durch die Musik. Popmusik ist halt voll von happy clappy Musik und ich glaube, da setzen wir einen ganz guten Kontrapunkt", meint Fabian.
    Zumal weder Musik noch Texte bei Yeah But No durchgängig düster sind: Es glimmt immer wieder Hoffnung auf bessere Zeiten, wie etwa in dem feierlichen "Leave the dark": "As I finally leave the dark, there's a cold hope calling me".
    Fabian Kuss hat an der Hochschule in Leipzig Jazz, Rock und Populargesang studiert; Soundmensch und Produzent Mario Willms ist nach eigener Aussage Autodidakt. Eine gute Zusammenarbeit, bei der sich Intuition, Erfahrung und "Draufschau" ergänzen. Wobei die Rollen natürlich auch mal wechseln können. Jedenfalls brauchen sie lange, um mit ihren Songs und Tracks zufrieden zu sein, akribisches Feilen an Details gehört dazu. Aus dieser kritischen Haltung heraus ist auch ihr Bandname entstanden: Yeah But No.
    "Wir haben von einem Titel 70 verschiedene Versionen, wir waren nie zufrieden", erzählt Fabian. "Ich glaube, es waren 70, oder? Pro Interview werden es auch immer noch fünf mehr." - "Ich wollte gerade sagen. Es ist aber auch nicht so, dass jetzt 70 ... also es war jetzt keine Samba und keine Metal Version oder so was. Aber wir sind da schon ziemlich hart ran gegangen", meint Mario.
    "Ein sehr gutes Debüt"
    Die Sounds und Beats entwickelt Mario aus allem, was klingt: Sei es Fabians Atem, gesampelt und rhythmisiert oder, wie bei "Bankruptcy" durch Verfremdung eines instrumentalen Klangs.
    "Den haben wir lange bearbeitet und rumgefrickelt, wie man sagt. Ist halt einfach eine Snare, die durch verschiedene Effekte gezogen wurde", sagt Mario.
    Mario Willms' dezent pulsierende Electronica mit vielen spannenden Sounddetails, dazu Fabian Kuss mit sehr beweglicher Stimme, gefühlvoll und sanft, gelegentlich gleitet er ins Falsett. Ein sehr gutes Debüt des Duos. In Erinnerung kommen Bands wie die Sinnbus-Labelpartner The/Das oder Blog-Liebling Christopher Taylor alias SOHN - Yeah But No reiht sich dort ein, behauptet aber selbstbewusst einen eigenen Platz. Für Fans von Electronica und von Pop-Musik gleichermaßen.
    "Es war wichtig für uns, Popsongs zu machen, also Songs mit Strukturen, mit Strophen, Refrains und Bridges und deswegen ist der Popanteil aus meiner Sicht gefühlt mehr als vorher", sagt Fabian.
    Zurück ins Leben entlassen wird die Hörerschaft mit dem zehnminütigen Track "New Again" - und einer positiven Botschaft, inklusive von Schauspielern gesprochenem Schlussdialog und etwas Küchenpsychologie.
    "Das Lied geht zurück auf eine Erfahrung mit einem Freund von mir, der mir irgendwann mal sagte, dass er nichts Neues mehr erfahren kann und erleben kann", erzählt Mario. "Und darauf beruht auch der ganze Song. Ja, am Ende fanden wir, wäre es doch ganz lustig, auf einem englischen Album noch eine deutsche Hörspielszene zu haben."
    Das gleichnamige Album von Yeah But No ist beim Label Sinnbus erschienen. Eine Clubtour in Deutschland ist für Februar 2018 geplant.