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Das Digitale Logbuch
Hannovering

Oxford-English – das ist jene vornehme Sprache, die allem einen Hauch von Noblesse verleiht. "Turd on the run" beispielsweise, ein Song von Sir Mick Jagger und den anderen Gentlemen von den Rolling Stones, hat einen doch eher gewöhnlichen Inhalt.

Von Achim Killer | 15.03.2014
    Selbst wenn man "Turd" euphemistisch übersetzt, hört sich ein "Kothaufen auf der Flucht" im Deutschen doch recht vulgär an. "Turd" hingegen, guttural und ohne unziemlich Anstrengung gesprochen, klingt da doch sehr viel dezenter.
    Eine nicht so feine Variante des Englischen ist das Pidgin,English, welches man, wenn es um viel Geld geht, Business-English nennt. Dessen zentraleuropäische Version wiederum stellt Walldorf-Englisch dar, benannt nach dem Sitz des größten deutschen Softwarekonzerns.
    "The native Walldorf-Englisch-Speakers" nun versammeln sich alljährlich in Hannover unter Motti, wie das "Advanced Learner's Dictionary of Current English" sie nicht kennt. "Webciety" etwa pries 2009 die gesellschaftliche Verantwortung von Datenkraken wie Facebook. "Shareconomy" wies im vergangenen Jahr darauf hin, dass sich mit dem ansonsten inkriminierten Teilen von digitalen Inhalten auch richtig Kohle machen lässt.
    Und heuer warb die CeBIT mit der "Contradictio in Adiecto Datability", kühn zusammengesetzt aus dem Gegensatzpaar Big Data und Responsibility.
    Wie nun soll man die Kreation solch verbaler Chimären auf den Begriff bringen? Man könnte sie als ceky bezeichnen, zusammengesetzt aus CeBIT und cheeky – dreist. Digital Foolism wäre eine Möglichkeit oder Hannoverness.
    Man könnte sie aber auch ganz anders nennen, einfach: Turd on the run.