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Das Digitale Logbuch
Lückenbüßer

Kann man sich vor der Totalüberwachung schützen? Lässt sich die Gesichtserkennung austricken, indem man Grimassen schneidet? Der Dicke ist auf jeden Fall davon überzeugt: So leicht bekommt der Staat ihn nicht zu fassen. Knacki hingegen greift auf andere Methoden zurück, um möglicht anonym zu bleiben.

Von Wolfgang Noelke | 01.07.2017
    Ein Mann sitzt vor einem Computerbildschirm und arbeitet mit einem automatischen Gesichtserkennungssystem. file_source: Adrien Deneu / Safran
    Gesichtserkennung, Daten-Tracking, Staatstrojaner: Big Brother is watching you. (Adrien Deneu / Safran)
    Es klingelt beim Dicken.
    Knacki: Sachma, ab heute ist Verratsdatenspeicherung. Müssen wir uns jetzt mit Realnamen melden oder nicht?
    Dicker: Keine Ahnung, wie die mich da nennen. Wahrscheinlich "Glöckner von Notre Domain" oder so. Aber das ist ja nu vorbei.
    Knacki: Wer? Du? Warum Glöckner.? Wer nennt dich Glöckner?
    Dicker: Du hast nach meinem Realnamen gefragt. Vielleicht "Glöckner". Jedenfalls mach' ich da den Glöckner, an der Kasse. Ich hinke und gucke blöd.
    Knacki: Hä? Kannste gut!
    Dicker: Wegen der Kameras im Flachbildschirm über der Kasse. Blickanalyse. Deswegen hab' ich in jede Kamera mit meiner fiesen Fresse zurückgeglotzt. Die Kassiererin nannte mich deswegen schon Glöckner. Aber nun ist ja Schluss damit.
    Knacki: Warum Schluss? Guckst du zu lieb? Oder weil die so lacht?
    Dicker: Die ha'm das wieder abgeschaltet. Das Gerede wurde denen wohl zu heiß – gab 'ne Anzeige – du weißt schon – von diesen Big-Brother-Datenschützern aus Bielefeld.
    Knacki: Wenn's Bielefeld wirklich gibt, könnten 'se doch die Überwachung gleich mit abschalten.
    Dicker: Haben se ja schon!
    Knacki: Wirklich? Erzähl keine Märchen.
    Dicker: Erstmal vorläufig gestoppt. Hast du das nicht mitgekriegt?
    Knacki: Nö. Ich mach' doch gerade Back-ups. Wegen der Ransomware!
    Dicker: Trojaner! Wenigstes DAS weißt du. Hast du vorher wenigstens 'n Update gemacht? Nicht dass sich der Trojaner im Back-up versteckt.
    Knacki: Nee ich geh' auf Nummer Sicher: Erst mal'n Back-up mit Trojaner, dann 'n zweites Back-up ohne Trojaner. Und dann teste ich, ob auf dem zweiten Update meine Uralt- Software noch läuft.
    Dicker: Das ist doch Blödsinn!
    Knacki: Kein Blödsinn. Stimmt es, dass Staatstrojaner Lücken brauchen?
    Dicker: Ja.
    Knacki: Und dass staatliche Cyberlücken uralt werden, damit die superteuren Trojaner möglichst lange funktionieren?
    Dicker: Weiss ich nicht. Aber einige sind wirklich uralt.
    Knacki: Wenn meine Programme dieselben alten Lücken brauchen?
    Dicker: Dann ist die Lücke jetzt dicht und du hast 'ne saubere Platte.
    Knacki: Sachmal, kann es sein, dass die ihre Totalüberwachung nur deswegen stoppen, aus Angst, sich selbst zu infizieren?
    Dicker: Ist nur vorläufig gestoppt. Das war'n Gerichtsbeschluss!
    Knacki: Offiziell! Wenn die Weitermachen und Vorratsdatenspeicher infizieren können, dann schaffen wir das auch! Wenn ich mir "intelligente" Werbetrojaner so ansehe, überlisten wir Staatstrojaner doch locker mit 'nem netten Fake-Chatbot und deiner fiesen Glöckner-Fresse.