Die in unsere Körper eingebaute IT nimmt einen Siegeszug. Seit die Nabelimplantation von USB-C-Anschlüssen für jeden Bürger über 18 Pflicht wurde, sind praktisch über Nacht alle Proteste dagegen verstummt. Das Ministerium für Harmonischen Sozialen Umgang hat letzte Woche mit einer Umprogrammierung begonnen, die auf eine Woche begrenzt sein soll. Demnach kann der Eigentümer eines Mobiltelefons dieses nicht mehr, wie bisher üblich, über den Port am Nabel aufladen. Das eigene Gerät wird vom Bauch nicht erkannt, der Gerätetreiber dafür wurde aus dem Verkehr gezogen.
Die sieben Sozialweisen des Ministeriums wollen mit dem Experiment die zwischenmenschlichen Kontakte in einer digital auseinander driftenden Gesellschaft fördern. Erste Beobachtungen sind vielversprechend.
Eine junge Frau, die abends in der S2 von Frankfurt nach Hause in den Taunus saß und frustriert auf das schwarze Display ihres platten Handys starrte und ihren Bauch eben nicht zum Nachladen einsetzen konnte, wurde von einer etwas älteren Frau angesprochen, die ihr gegenüber saß:
"Möchten Sie Ihr Telefon vielleicht an meinem USB-C-Anschluss schnellaufladen?"
"Das ist ja äußerst großzügig von Ihnen", antwortete die junge Frau, verband das USB-Kabel mit ihrem Smartphone und reichte den Stecker herüber. Die Energiespenderin öffnete ihren Mantel eine handbreit, hob die Sportjacke leicht an und steckte das Kabel ihn in ihren Nabel.
"Würden Sie vielleicht meines auch ein wenig aufladen?" fragte sie.
"Selbstverständlich!"
Fünf Minuten später waren beide Geräte wieder auf Akkustand 50 Prozent.
Der Erfolg, so das Ministerium für Harmonischen Sozialen Umgang, führte dazu, dass sich allein bei dieser kurzen S-Bahn-Fahrt durch den dunklen Taunus alle Insassen des Waggons gegenseitig aufluden. Es wurde außergewöhnlich viel gesprochen, manchmal auch gelacht und im hinteren Teil sogar getanzt - was nicht ungefährlich ist, weil der Zug ja mal schnell bremsen kann und man sich besser an den Griffen festhält, als aneinander.