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Das eigene Forschungsteam

Bei Brandon Dotsons Fakultätskolleginnen und -kollegen hat sich natürlich schnell herumgesprochen, dass jetzt ein hochdotierter Humboldt-Forschungspreisträger bei ihnen mitarbeitet. Aber wie ist er denn nun eigentlich der "Neue"? Und hält er, was sein Ruf verspricht?

Von Annette Kugler | 21.12.2010
    Sein Ruf ist ihm auf jeden Fall weit vorausgeeilt: ein hochdotierter Humboldt-Forschungspreisträger, mit internationalen Forschungskontakten und jung obendrein? - Das war schon eine große Nachricht für die doch recht kleine Fakultät für Indologie und Tibetologie der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität:

    "Sehr gut für Fakultät und für München - gerade für so ein "obskures" Fach wie die Tibetologie. Ein Glücksfall."

    "Es werden Leute aus Tibet und der ganzen Welt ans Institut kommen"

    "Klar freut man sich, interessantes neues Gebiet."

    Neugierig und gespannt sind die Kollegen daher gestern ins Oberseminar gekommen. Das Forschungskolloquium der Fakultät war für viele die erste Gelegenheit; Brandon Dotson persönlich kennenzulernen. Und vor allem, um mehr über sein Forschungsprojekt zu erfahren: "Königtum und Religion in Tibet": das erste Fazit: die Vorfreude hat sich gelohnt.

    "Sehr sympathischer junger Mann, sehr kompetent. Hochinteressant auch die vielen Themen, die er einbindet."

    "Er kennt seine Sachen - hat man ja auch gemerkt, er konnte auf jede Frage antworten."

    Der offizielle Gastgeber von Brandon Dotson ist Franz-Karl Erhard, Professor für Tibetologie. Er kannte seinen Stipendiaten schon von verschiedenen Fachkongressen. Ihn nun selbst an der Fakultät zu haben, ist für Franz-Karl Erhard eine Art Sechser im Lotto:

    "Er ist sehr nett und umgänglich, auch bescheiden. Ich finde, er hat sich sehr gut eingepasst und hat auch Überblick über jüngere Kollegen. Wir haben ja auch viele junge Gastforscher und ich denke, mit denen kann er sehr gut auskommen."

    Brandon Dotson hat inzwischen mehr oder weniger alle seine Kolleginnen und Kollegen kennen gelernt: Mit drei von ihnen teilt er sich das Büro, andere kennt er aus dem Oberseminar, viele Begegnungen passierten allerdings eher nur zwischen Tür und Angel.

    "Ich weiß nicht, ob ich schon die richtige Balance gefunden habe, weil ich eben nur einen Kurs unterrichte und ansonsten eher alleine vor mich hinforsche. Das Forschungskolloquium hilft mir schon, mich integriert zu fühlen, aber ich glaube, da könnte ich schon noch mehr machen."

    Im kommenden Semester möchte er daher häufiger an den Kursen seiner Kollegen teilnehmen, um sie besser kennenzulernen und mehr über ihre Forschung zu erfahren.

    "In Oxford war das absolut üblich, allerdings nur bei den Postgraduierten. Das hat ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt, das ich schon vermisse. Und darum bin ich froh, dass das hier in Zukunft auch auf den höheren Forschungsebenen möglich sein wird."

    Inzwischen hat Brandon Dotson die ersten Stellen für sein eigenes Forschungsteam ausgeschrieben, das er mithilfe seines Preises zusammenstellen darf - und wartet gespannt auf die ersten Rückmeldungen. Jetzt steht allerdings erst einmal Weihnachten vor der Tür. Pläne für den Januar hat er noch nicht, sagt er. Mit einem Augenzwinkern.

    "Hm, ich glaube Winterschlaf halten."

    Weitere Informationen

    Brandon Dotson erhielt den Sofja-Kovalevskaja-Preis, den die Alexander-von-Humboldt-Stiftung an Spitzenforscher aller Disziplinen verleiht. Der Preis ist mit bis zu 1,65 Millionen Euro dotiert und damit nach dem Leibniz-Preis die am zweithöchsten dotierte Auszeichnung in Deutschland.