Das Feature

Die zwei Gesichter Ibizas

Von Ute Steinbicker und Hans-Jürgen Schmitt · 19.11.2004
Ende der zwanziger Jahre war Ibiza für viele ein archaisches Paradies. Bald entwickelte sich in San Antonio eine deutsche Kolonie. Walter Bejamin war dort. In seinen Schriften verklärt er die Aura der Insel im Gegensatz zur Moderne. Erst Armut, Krankheit und die Unmöglichkeit, nach der Machtergreifung der Nazis nach Deutschland zurück zu können, verändern seinen Blick. Dem Maler Wols, der längere Zeit auf Ibiza verbrachte, werden dagegen früh die Augen geöffnet: Vom deutschen Konsul in Barcelona als Anti-Nazi diffamiert, wird er 1934 wegen angeblichen Drogenhandels verhaftet und 1935 aus Spanien ausgewiesen. Auch der Dadasoph Raoul Hausmann lebte als radikaler Aussteiger sieben Jahre auf der Insel. Sein Roman "Hyle" dokumentiert bissig-ironisch diese Zeit und ihr Ende: Mit der frankistischen Machtergreifung muss Hausmann wie andere Exilanten fluchtartig die Insel verlassen.
Der auf Ibiza lebende Lyriker Vicente Valero rekonstruiert in seinem Buch "Erfahrung und Armut, Walter Benjamin auf Ibiza" eine internationale Kommune von Utopisten und Aussteigern.