Das Feature

Ortserkundungen (1): Die Titanic der Pyrenäen

Von Kristine von Soden · 03.08.2004
Umrahmt von den schroffen Gebirgszügen der Zentralpyrenäen, wirkt das monumentale Bauwerk wie ein Objekt surrealistischer Phantasie: drei Stockwerke hoch, 250 Meter lang, ein Koloss aus Stein, Stahl und Glas im gottverlassenen Tal des Aragón. Seit Jahren verfällt "die Titanic der Pyrenäen".
2001 sorgte ein spanischer Busfahrer für Schlagzeilen: Auf dem Bahngelände fand er Kopien von Zollpapieren aus der Nazi-Zeit. 1942/43, so belegen die Papiere, trafen in Canfranc 86,6 Tonnen Raubgold ein.

In Canfranc sind jüdische Emigranten auf ihrem Weg in die USA und Lateinamerika untergetaucht, so Marc Chagall und Max Ernst. Nach dem Zusammenbruch des Faschismus suchten Gestapo-Leute in Canfranc Unterschlupf, um Kriegsverbrecherprozessen zu entkommen. – In den sechziger Jahren wurde der Bahnhof zum Schauplatz für den Film "Dr. Schiwago"! Und seit eh und je passieren Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela den Bahnhof Canfranc.