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"Das hohe Minus, das ist ihm letztlich wohl zum Verhängnis geworden"

Dass Uwe Vorkötter seinen Posten als Chefredakteur der "Frankfurter Rundschau" und der "Berliner Zeitung" niederlegt und künftig den DuMont-Verlag berät, sei eine verschleierte Entmachtung, sagt der Medienwissenschaftler Horst Röper. Zum Verhängnis seien ihm vermutlich die hohen Verluste der "FR" geworden.

Horst Röper im Gespräch mit Bettina Schmieding | 02.06.2012
    Bettina Schmieding: Eine Personalie machte gestern Schlagzeilen. Uwe Vorkötter, Chefredakteur der "Berliner Zeitung" und der "Frankfurter Rundschau" verliert seinen Posten und wird Berater beim Verlag DuMont Schauberg. Seine bisherige Co-Chefredakteurin Brigitte Fehrle wird den Job jetzt alleine machen, für die Frankfurter Rundschau steht noch kein Nachfolger fest. Am Telefon ist der Medienwissenschaftler Horst Röper vom Dortmunder Formatt Institut. Guten Tag, Herr Röper!

    Horst Röper: Hallo, ich grüße Sie!

    Schmieding: Uwe Vorkötter soll den Verlag jetzt beraten, heißt es ja. Kommt das einer Degradierung gleich?

    Röper: Ja, mindestens das. Beraten heißt ja, er wird aus seiner eigentlichen Funktion entfernt. Er war ja ein mächtiger Chefredakteur, weil er ja eben über zwei hochauflagige Zeitungen verfügte. Das ist nun vorbei. Und so viel Beratung, denke ich, hat man im Vorstand von DuMont Schauberg in Sachen Journalismus nicht nötig. Im Vorstand sitzt ja auch schon ein ehemaliger Chefredakteur, nämlich der des "Kölner Stadtanzeigers". Also, das ist schon eine Entmachtung und das alles wird noch verschleiert mit dem Begriff Beratung.

    Schmieding: Warum musste Vorkötter gehen, was meinen Sie?

    Röper: Nun, die Verluste speziell bei der "Frankfurter Rundschau" sind eben immer noch extrem hoch. Der gesamte Konzern leidet unter den Verlusten, die die "Frankfurter Rundschau" nun seit Jahren einbringt. Ein Ende ist nicht zu sehen und dazu beigetragen hat eben auch, dass man die beiden Redaktionen, die beiden Hauptredaktionen von "Berliner Zeitung" und "Frankfurter Rundschau" unter der Regie von Vorkötter zusammengelegt hat, aber auch das hat eben nicht bewirkt, dass die "FR" sich besser hätte aufstellen können. Man hat zwar erhebliche Kosten gespart, aber dennoch eben das hohe Minus, das ist ihm letztlich wohl zum Verhängnis geworden.

    Schmieding: Das, was Sie da gerade beschrieben haben, nennt sich seit letztem Jahr DuMont-Redaktionsgemeinschaft. Heißt die Tatsache, dass Vorkötter jetzt gehen muss, dass da der Verlag eine Rolle rückwärts macht?

    Röper: Nein, so weit wird es nicht gehen, denke ich. Denn die "Frankfurter Rundschau" ist ja so schlecht aufgestellt, dass sie sich eine eigenständige Hauptredaktion gar nicht mehr leisten kann. Es wird denke ich dabei blieben, dass im Wesentlichen der Mantelteil der "Frankfurter Rundschau" weiterhin in Berlin produziert wird. Das man vielleicht die Lokalteile in und um Frankfurt etwas aufstockt, aber vielmehr scheint unter den wirtschaftlichen Gegebenheiten nicht möglich. Aber ganz generell wird es bei dieser Redaktionsgemeinschaft zwischen den beiden Zeitungen schon bleiben. Anders kann man die "FR" wohl nicht mehr führen.

    Das vollständige Gespräch mit Horst Röper können Sie mindestens bis zum 2.12.2012 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.