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Das Image retten

Das Image von Top-Managern, Börsenmaklern und Finanzberater ist nicht erst seit der Finanzkrise angeschlagen. Die Harvard-Akademiker haben deshalb einen Ehrenkodex ausgearbeitet. Die Kernaussage: Habgier ist nicht gut!

Von Gunnar Schultz-Burkel | 09.07.2009
    "Bernie Madoff wurde gerade zu 150 Jahren Haft verurteilt", meldeten die TV-Sender. Bernie Madoff war der bisher größte US-Finanzbetrüger. Aber er ist nicht allein. In den letzten 20 Jahren haben auch andere Top-Manager Bilanzen manipuliert und Anleger abgezockt. Zu den bekanntesten gehören die Ex-Bosse von Worldcom, Enron, Tyco und Imclone.

    In der Vergangenheit lernten Studenten von Business Schools vor allem das Lesen von Bilanzen und Unternehmensstrategien. Ethik und Moral im Geschäftsleben waren kein Thema.

    Das soll sich ändern, denn der Ruf der Vermögensberater und Investmentbanker ist inzwischen schlechter, als von Gebrauchtwagenhändlern - und das will was heißen.

    Die jungen MBA, die an der Harvard Business School gerade ihr Diplom bekommen haben, wollen das Image der Zunft polieren. Sie befürchten, dass das Negativimage der Banker und Finanzberater für eine sehr lange Zeit angekratzt bleiben wird.

    Das ist nicht ganz uneigennützig - vielen werden versuchen, einen Job an der Wall Street zu bekommen.

    Fazit: Die Harvard Akademiker mit dem Titel Master of Business Administration arbeiteten einen Ehrenkodex aus. Ähnlich dem Eid des Hypocrates für Ärzte.

    "Ich will integer sein und nach ethischen Grundsätzen arbeiten", Max Anderson und Teal Carlock sind die Initiatoren des sogenannten MBA-Eids.

    "Ich werde die Interessen der Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden vertreten."

    Das sind nur ein paar Punkte des Eids mit der Kernaussage: Habgier ist nicht gut. Genau das Gegenteil, was Michael Douglas als Investmentbanker Gordon Gekko seinen Aktionären im Film 'Wall Street' einhämmert (greed is good) und von vielen Managern vor allem im New Yorker Finanzviertel verinnerlicht wurde.

    Die Idee für den Eid hatten die beiden Harvard Absolventen nachdem ein befreundeter Hypotheken-Makler Kredite gewährt hatte, wohlwissend, dass die Kunden die Raten niemals bezahlen konnten.

    "Findest du nicht, dass das ethisch nicht einwandfrei ist", wollte Carlock wissen, die zynische Antwort des Maklers. "Irgendwie schon, aber es war ja legal!"

    In den letzten 20 Jahren ging es vielen Managern nur um die persönliche Bereicherung, meinen Anderson und Carlock, und diese Einstellung muss geändert werden.

    "Man muss seine eigenen Interessen ja nicht in den Hintergrund stellen - das ist Teil des Kapitalismus - aber wenn es nur darum geht, sich selbst zu bereichern, dann geht das zu weit."

    Aber was ist, wenn man in einer Firma arbeitet und ständig damit kämpft, sich an den Eid zu halten, oder dem Druck der Aktionäre nachzugeben?

    Die Anleger interessiert der Eid nicht die Bohne, sie wollen Profite sehen.

    "Das mag kurzfristig der Fall sein, aber über einen längeren Zeitraum gesehen werden sie erkennen, dass es auch um die Angestellten und Arbeiter und die Gesellschaft insgesamt geht."

    An der Harvard Business School, eine der weltbesten Kaderschmieden für Top-Manager, haben in den letzten Wochen mehr als 450 MBA's den Eid abgelegt.

    Dazu kommen noch einige hundert von anderen Business Schools von Los Angeles bis Washington. Die meisten denken offenbar so wie Carlock.

    "Ich will nicht mit 75 sagen, ich bin zwar reich, aber ich habe unheimlich viele Menschen über den Tisch gezogen."

    Denn eines sollte man nicht vergessen:

    "Eine Business School ist nur der Start für eine Karriere, es geht auch um mein Leben. Und Profit ist nicht alles."

    Kann man nur hoffen, dass die neue MBA Generation das auch durchhält.