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Das Jahrbuch 2012 des Statistischen Bundesamtes

Um den Wohlstand zu sichern, müsse künftig mehr auf ausländische Fachkräfte und Frauen gesetzt werden, so ein Fazit des Demografie-Gipfels der Bundesregierung. Das Statistische Bundesamt hat nun sein Jahrbuch 2012 mit einem Schwerpunkt über den demografischen Wandel veröffentlicht und die Diskussion um Zahlen und Statistiken bereichert.

Von Grit Lieder | 10.10.2012
    Jetzt steht es schwarz auf weiß - Deutschland altert wie kaum ein anderes Land weltweit. Das wird durch die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestätigt. Der Präsident des Bundesamtes Roderich Egeler kann darin nicht nur einen langjährigen Trend erkennen:

    "Weltweit hält Deutschland heute einen Negativrekord. Mittlerweile ist die Bevölkerung in Deutschland die älteste in Europa und die zweitälteste in der Welt."

    Und das trotz gleichbleibender Geburtenrate. Durchschnittlich bekommt jede deutsche Frau seit 20 Jahren rund 1,4 Kinder - doch das ist die niedrigste Geburtenrate weltweit. Ein Grund: Das Verhältnis von Jung und Alt ist schon seit 40 Jahren aus dem Gleichgewicht. Ein Faktor, der diesen Prozess bremsen kann, nennt Präsident Egeler:

    "Migration verjüngt unsere Bevölkerung. Das liegt daran, dass die Menschen, die einwandern, tendenziell etwas jünger sind, als die Menschen, die auswandern. Die Migration verlangsamt die Alterung der Bevölkerung, aufhalten kann sie die Alterung aber nicht."

    Auf ausländische Fachkräfte und Frauen kann also in Zukunft nicht ausschließlich gesetzt werden. Zudem steigt mit den Älteren auch die Zahl der Pflegebedürftigen. Besonders alleinstehende alte Frauen brauchen spezielle Hilfe, pflegebedürftige Männer werden hingegen oft von ihren Frauen gepflegt. Die Mehrzahl der Pflegebedürftigen wird von ihren Angehörigen gepflegt, nur ein Drittel von ihnen lebt im Pflegeheim.

    Der demografische Wandel hat aber auch ganz andere Seiten, wie das Statistische Jahrbuch 2012 zeigt: Immer mehr ältere Menschen sind noch auf dem Arbeitsmarkt aktiv. Der Anteil der Arbeitnehmer über 65 Jahre stieg seit dem Jahr 2000 um zwei Prozent. Jede vierte Person über 65 ist zudem ehrenamtlich engagiert.

    Noch aktiver sind die über Sechzigjährigen nur im Privatleben: Wie Präsident Egeler amüsiert feststellt:

    "Für das erste Ja-Wort ist es offensichtlich nie zu spät. Von den Männern und Frauen der Generation 60+, die 2010 heirateten, war jeder neunte Person vorher noch ledig. Für eine Scheidung scheint es ebenfalls nie zu spät zu sein. Bei jeder achten Scheidung im Jahre 2010 waren die Paare vorher 26 Jahre und länger verheiratet."

    Grundsätzlich zeigen sich in den Bundesländer unterschiedliche Ergebnisse. So ist in den neuen Bundesländern die Zahl der Familien deutlich zurückgegangen. In den Stadtstaaten Hamburg und Berlin leben immer mehr Menschen, Kinder kommen hier aber immer weniger zur Welt.