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Das Klonen geht weiter

Klonen, das ist die Verpflanzung eines Zellkerns, also des Erbguts, aus reifem Körpergewebe in eine Eizelle, deren Erbgut zuvor entfernt worden ist. Dieser Weg galt viele Jahre unter dem Namen "Therapeutisches Klonen" als "Heilmethode der Zukunft". Doch heute werden die Ziele des Klonens anders definiert.

Von Michael Lange | 06.05.2007
    " Die Technik funktioniert für Maus, für Pferd, für Hund, für Ratte, für Kalb. Warum sollte sie nicht auch funktionieren mit menschlichem Material, um geklonte Embryonen zu bekommen, um dann Stammzellen zu derivieren? Biologisch und technisch ist es möglich. "

    Miodrag Stojkovic arbeitet als Stammzellenforscher am Prinz Felipe Forschungszentrum in Valencia. Von München ging er zunächst nach Newcastle in England, wo er die Technik des Klonens weiter entwickelte. Seit etwa einem Jahr forscht er in Spanien.

    " Sobald wir die Genehmigung haben, werden wir wieder anfangen mit der Klonierung von menschlichen Embryonen."
    Klonen, das ist die Verpflanzung eines Zellkerns, also des Erbguts, aus reifem Körpergewebe in eine Eizelle, deren Erbgut zuvor entfernt worden ist. Wissenschaftler nennen diese Methode "Kerntransfer". Aus einem alten Zellkern entsteht ein neues Lebewesen - ein winziger Embryo als Quelle für embryonale Stammzellen.

    Dieser Weg galt viele Jahre unter dem Namen "Therapeutisches Klonen" als "Heilmethode der Zukunft". Ein angeblicher Durchbruch gelang 2003 dem Südkoreaner Hwang Woo Suk, aber seine Arbeiten erwiesen sich als Fälschungen.

    Heute werden die Ziele des Klonens anders definiert. Genau wie der Vater des Klonens, Ian Wilmut in Edinburgh, und einige amerikanische Forscher, sieht Miodrag Stojkovic im Kerntransfer in erster Linie eine ideale Methode zur Erforschung von Erbkrankheiten. Vom "Therapeutischen Klonen" redet niemand mehr.

    " Durch diesen Kerntransfer haben wir die Möglichkeit, menschliche Erbkrankheiten in diese Stammzellen-Linien hereinzubringen. Und wenn Sie denken, dass diese Stammzellen-Linien in der Plastikschale sind, dann haben Sie eine exzellente Waffe, um diese Krankheiten zu verstehen und zu besiegen. "

    Es sollen sich teilende Zellen entstehen, die eine konkrete Erbkrankheit in sich tragen. So lässt sich im Labor erforschen: Welche Anteile einer Krankheit kommen von Innen, aus der Zelle, und welche von außen, aus der Umwelt?

    Das ehemalige Team von Miodrag Stojkovic will so Diabetes vom Typ 1, den so genannten Jugend-Diabetes, erforschen. Diese Form der Zuckerkrankheit hat eine starke erbliche Komponente.

    " Ich hoffe, dass sie in Newcastle weiter machen. Und diese Geschichte komplett machen mit der Derivierung von Stammzellen-Linien aus geklonten Embryonen. "

    Neben den Arbeitsgruppen in Newcastle, Edinburgh und demnächst Valencia sind es vor allem die Amerikaner, die es besser machen wollen als der Forschungsfälscher Hwang. An der Harvard Medical School in Cambridge bei Boston arbeiten drei Arbeitsgruppen auf Hochtouren an der Klontechnologie für menschliche Zellen.

    Wahrscheinlich haben sie längst geklonte Embryonen hergestellt und sogar Stammzellen daraus gewonnen, vermutet Miodrag Stojkovic. Aber diesmal muss alles ganz genau stimmen. Die Beweise müssen wissenschaftlich sattelfest sein. Erst dann wird veröffentlicht.

    " Ich bin ziemlich sicher: Bald werden Publikationen veröffentlicht, wo sie auch menschliche geklonte Embryonen bekommen haben. "