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Das Kreuz mit der Leserschaft

Die christlich-konfessionelle Presse in Deutschland steckt in der Krise: Seit Jahren sinken die Leserzahlen kontinuierlich von 4,16 Millionen im Jahr 1997 auf heute unter 2,8 Millionen Leser. Als Folge werden Zeitungen eingestellt, so zum Beispiel bei der badischen Landeskirche zum Ende des Jahres. Doch es gibt eine Alternative: Cross-Media.

Von Thomas Klatt | 26.04.2008
    Für den Chefredakteur des evangelischen Gemeindeblatts für Württemberg, Bernd Friedrich, ist die traditionell wöchentliche Kirchenzeitung nach wie vor unverzichtbar. Egal, ob Gottesdiensttermine oder Diskussionsforen über Kirchenreformen, aktuelle und lokale Berichte sind die Stärken konfessioneller Presse.

    "Die Chance der Kirchenpresse liegt in ihrer regionalen Verwurzelung. Ich glaube, dass dieses Stück Heimat für die Menschen heute wichtig geworden ist, weil diese weltweiten Nachrichten machen sie noch unsicherer. Und da ist man froh, wenn man weiß: Hier bin ich zu Hause."

    Allerdings müsse auch eine Kirchenzeitung heute mehr bieten als nur eine Druckausgabe. Die enge Kundenbindung sei der Vorteil, den es zu nutzen gelte, denn nirgendwo sonst gebe es eine derart an religiösen Dingen interessierte Leserschaft, die bereit ist, dafür auch mal etwas mehr Geld auszugeben.

    "Wir haben eine Entwicklung weg vom reinen Printprodukt, dass wir Produkte und Dienstleistungen entwickeln um diese Marke herum: Internetkurse für Senioren, Reisemarkt. Die Reisen der Kirchenzeitungen sind im Schnitt etwas teurer, aber sie bieten einen Mehrwert und sind für die Zielgruppe damit relevant."

    Allerdings gibt es auch Gegenmodelle: Chrismon Plus Rheinland ist ein monatliches Lebens- und Religionsmagazin, das sich eher an kirchenferne Leser richtet. Der Mantelteil stammt aus Frankfurt und ist so kostenlos auch als Verlagsbeigabe in der Zeit, der FAZ oder der Süddeutschen Zeitung zu haben. Nur noch der Mittelteil enthält regionale Kirchennachrichten. Der traditionelle Kirchenleser sterbe langsam aus, und jüngeren müsse man mehr bieten, sagt der rheinische Chrismon-Geschäftsführer Lars Tutt. In Düsseldorf setzt man ganz auf Cross-Media.

    "Gemeindebriefredaktion.de ist ein Internetportal, auf dem Gemeindebriefredakteure Materialien und Anregungen für die eigene Arbeit finden, wie ein Thema lokal umsetzen, Interviewleitfäden. Dann haben wir ein TV-Format: Gemeindebrief-TV."

    Die Zeiten des Nur-Print-Journalisten sind zumindest bei der Kirchenzeitung im Rheinland längst vorbei. Gefragt sind multimediale Vielkönner, die etwa mit Podcast oder Videobeiträgen auf der Kirchenzeitungs-Webseite auch Jüngere ansprechen können, die dann auch künftige Käufer sein könnten.

    "Diese Redakteure sind in der Lage, sich auf unterschiedlichen medialen Plattformen zu bewegen. Beispielsweise was wir im Bereich der Hörbücher machen, wo wir bei Interviews für das Printmedium ein Aufnahmegerät mitnehmen, sodass hinterher ein Hörbuch entstehen kann, das einen Mehrwert bietet."

    Welches Modell sich aber letztlich durchsetzt, das monatlich-überregionale Religionsmagazin à la Chrismon oder eben die traditionell wöchentliche Kirchenzeitung, hängt nicht nur von den Zuschüssen der jeweiligen Landeskirchen, sondern auch von der Professionalität ihrer Macher ab.