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Das macht man nur einmal im Leben

Ein Haus zu bauen oder zu kaufen, ist für die meisten Menschen eine einmalige Anstrengung. Ein Ehepaar aus dem Bonner Raum hat diese Erfahrung innerhalb von einigen Jahren gleich zwei Mal gemacht. Das erste Mal lief alles glatt - beim zweiten Mal dafür nicht.

Von Jörg Sauerwein | 22.11.2012
    Stephan und Andrea Rost sitzen in ihrem alten Fachwerkhäuschen in Troisdorf bei Bonn. Mithilfe ihrer Eltern haben sie das Haus vor 14 Jahren gekauft. Die Eltern hatten alles über Bausparverträge finanziert - weil man das damals eben so gemacht hat. Die Tilgung war dabei aber so hoch, dass zum Leben so gut wie kein Geld mehr überblieb. Also wurde umgeschuldet auf ein Darlehen bei einer Bausparkasse. Allerdings zu einem hohen Preis. Rund 7000 Euro Vorfälligkeitsentschädigung müssen es gewesen sein, erinnert sich Stephan Rost.

    "Ich weiß damals, dass ich kräftig geschluckt hab. Es war also viel, viel Geld - eigentlich für hohle Nüsse, für gar nichts. Aber uns war es das wert, weil wir einfach aus diesem Knebelvertrag herauskamen und haben dann bei einer anderen Bausparkasse, der wirklich top war, muss man ganz klar sagen. Wir haben eine gute Tilgung gehabt von vornherein als Standard und hatten die Möglichkeit, wenn wir denn wollten, auch noch sonderzutilgen und das hat ganz hervorragend geklappt."

    Inzwischen ist das Haus fast schuldenfrei. In diesem Jahr haben der Kriminalbeamte und die Ergotherapeutin dann ihr Traumprojekt in die Hand genommen. Ein Haus im Schwedenstil an der Ostsee. In 20 Jahren wollen sie dann dorthin ziehen. Mit allem Drum und Dran sollte das neue Fertighaus etwa 300.000 Euro kosten. Bei 70.000 Euro Eigenkapital kein Problem sagte der Bankberater. Als alles unterschrieben werden sollte, fragte er, ob 100.000 Euro ausreichen - über 100.000 zu wenig.

    "Und da fiel uns erst mal alles aus dem Gesicht. Wir waren etwas geschockt."

    Denn der Berater hatte einige Zahlen durcheinandergeworfen und sich verrechnet. Nach vielen Diskussionen konnten die beiden ihn dann zwar nicht vom gewünschten Betrag überzeugen, aber zumindest reichte das Darlehen dann knapp aus. Sechs Wochen später stand der Baubeginn an, aber von der Bank war noch nichts zu hören.

    "Weil viel verschlampt wurde, weil viel bei der Hauptgeschäftsstelle lag, von dem wir ausgegangen sind, dass es bearbeitet wird, was dann letzten Endes nicht bearbeitet wurde, weil eben noch Unterlagen fehlten - was wir wiederum nicht wussten."

    So kam es immer wieder zu Verzögerungen. Am schlimmsten aber sei die Zeit gewesen, kurz bevor das Fertighaus aufgestellt werden sollte, erzählt Stephan Rost. Die Bodenplatte war fertig und der Bauträger erinnerte noch einmal freundlich daran, dass es in einer Woche dann Schlag auf Schlag gehen werde. Deshalb sollten die dafür fälligen 70.000 Euro rechtzeitig überwiesen werden. Denn ohne das Geld, so der Bauträger, könne es passieren, dass Bauarbeiter und Kran einfach abgezogen werden. Deshalb richtete das Ehepaar die Zahlungsaufträge frühzeitig an die Bank.

    "Und es passierte - nichts! Und als wir dann nach ein paar Tagen nachgefragt haben, da sagte man uns, dass der Bautenstandsbericht fehlerhaft wäre und der Zahlungsauftrag wäre nicht so, wie man sich das vorgestellt hätte, und das war für uns schon ziemlich brutal, weil man das einfacher und schneller hätte regeln können. Ein Anruf hier, ein Tag später hätte vieles schon beschleunigt und so kam dann natürlich Hektik auf."

    Und die beiden bekamen Angst, dass der Bau wirklich gestoppt und dadurch alles viel teurer werden könnte. Rost fuhr persönlich zur Zentrale der Bank nach Koblenz, zur Verblüffung der Mitarbeiterin, die ihm sagte, das sei doch sehr ungewöhnlich. Aber es half. Das Geld kam zwar zu spät, aber immerhin ließen sich alle Bau-Beteiligten überzeugen, die Arbeit nicht einzustellen.

    "Also nachher wurde ich schlauer. Nachdem ich dann Zahlungsaufträge rausgeschickt hatte, habe ich dann im weiteren Verlauf des Hausbaus und meinen Zahlungsaufträgen immer angerufen. Ich habe dann echt immer E-Mails losgeschickt und eine Stunde später angerufen und nachgefragt: Ist das angekommen, ist das so in Ordnung oder fehlt noch irgendwas, um das direkt zu umgehen."

    Wohl auch deshalb kam es anschließend zu keinen großen Problemen mehr. Insgesamt seien das ganz schön harte Monate gewesen, sagt Andrea Rost - aber ans Aufgeben habe sie nie gedacht:

    "Das ist wirklich die Erfüllung unseres Lebenstraumes, ein Haus an der Ostsee zu haben und ja - da habe ich immer die Zähne zusammengebissen und gedacht, da müssen wir jetzt durch, das klappt."

    Und es klappte. Inzwischen steht das rote Schwedenhaus, nur 700 Meter vom Meer entfernt. Die letzten Raten an die Baufirmen sind bezahlt. Und bei einer Laufzeit von 20 Jahren und einem Zins von 3,4 Prozent bleibt der fünfköpfigen Familie auch noch genug Geld zum Leben. Später soll das Fachwerkhaus in Troisdorf verkauft werden. Mit dem Erlös ist das Traumhaus an der Ostsee dann abbezahlt.