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Das Monterey Pop Festival vor 50 Jahren
Musikalischer Start in den "Summer of Love"

Das legendäre Hippie- und Musikfestival Woodstock ging in die Geschichte ein. Aber bereits zwei Jahre zuvor gab es ein anderes Musikevent, das heute als das erste große Popfestival gilt: Das Monterey International Pop Festival, bei dem Janis Joplin, The Who und Jimi Hendrix zu Stars wurden.

Von Tim Schauen | 16.06.2017
    Das Monterey Pop Festival im Jahr 1967
    Das Monterey Pop Festival im Jahr 1967 (imago)
    Am Anfang war es eine Geschäftsidee. Der amerikanische Publizist und Werbemanager Derek Taylor traf John Phillips von der Band The Mamas and the Papas, Paul McCartney von den Beatles – und Musikproduzent Lou Alder aus Kalifornien: "Die Unterhaltung drehte sich darum, dass Rock 'n' Roll nicht als dem Jazz ebenbürtige Kunst-Form anerkannt wurde. Wir prüften also die Möglichkeit, etwas in Monterey zu machen. Dort, wo seit 1958 immer das Jazz-Festival stattfand."
    In Vietnam tobte der Krieg, in San Francisco erprobten Hippies einen alternativen Lebensstil. Neue kulturelle Ausdrucksformen in Musik, Kunst, Tanz kamen auf – das "Human Be-In" im Golden Gate Park Mitte Januar 1967 hatte schon über 40.000 Zuschauer angezogen. Die Vision der Geschäftsleute nahm also Form an, bald waren neben anderen die Beatles im Organisationsteam, die Beach Boys – und die Idee wurde vom 16. bis 18. Juni Wirklichkeit.
    Atmosphäre wie im Amphitheater
    200.000 Fans pilgerten an drei Tagen zum Internationalen Monterey Pop Festival, das in einem kreisförmigen Messegelände stattfand, mit Bühne für die Musiker und Tribüne für die Zuschauer – wie in einem Amphitheater. Monterey, der Ort mit 30.000 Einwohnern, war wegen der zahlreichen Jazzfestivals hier auf den Besucheransturm vorbereitet. Die Veranstalter waren in der Szene gut vernetzt, sodass zahlreiche Fotografen und Reporter von Presse, Funk und Fernsehen vor Ort waren.
    Obwohl die Beatles, die Rolling Stones, die Beach Boys oder auch Neil Young ihre Auftritte in Monterey aus unterschiedlichen Gründen absagen mussten, fanden sich doch viele andere berühmte Gruppen ein: Jefferson Airplane war die wohl bekannteste Band aus der Gegend von San Francisco – und der wichtigste Vertreter des Psychedelic Rock. Eric Burdon trat mit seiner Band The Animals auf, The Who aus England spielten brachial laut. Ravi Shankar lieferte mit seiner Sitar den Sound des Hare Krishna, Otis Redding, Butterfield Blues Band, The Byrds, Steve Miller waren dabei – und Janis Joplin sang mit Big Brother & The Holding Company.
    Auftakt für internationale Musik-Festivals
    Ikonographisch aber geriet die Jimi Hendrix Experience: Der schüchterne, junge Mann, gerade zurück aus England, spielte virtuos auf seiner weißen Stratocaster, er zertrümmerte die Gitarre anschließend und setzte sie in Brand, untermalt von seiner Band, die einen irrwitzigen Beat spielte. Verstörende Szenen – legendär.
    Das Monterey Pop Festival war vor allem für Jimi Hendrix, Janis Joplin und The Who der Beginn ihrer Weltkarrieren. Aber es markierte auch den Start des Summer of Love und einer langen Reihe von großen weltumspannenden Rock und Pop-Festivals. Von Woodstock 1969 in den USA über das englische Glastonbury-Festival bis hin zum deutschen "Rock am Ring" und dem Hippiefestival auf der Burg Herzberg im Hessischen – sie alle folgen der Tradition großer Musikveranstaltungen, die in Monterey ihren Ursprung finden.